Die Aktie des Sportwagenbauers auf Achterbahnfahrt in einem negativem Marktumfeld. Zweitgrößter Börsengang in Deutschland nach der Telekom 1996. Von Wolfgang Ehrensberger
Der Autobauer Porsche hat in einem volatilen Marktumfeld ein verhaltenes Börsendebüt gegeben. Mit einem ersten Kurs von 84 Euro legten die Porsche-Vorzugsaktien am Donnerstagvormittag zunächst einen dynamischen Start hin, fielen dann auf den Ausgabepreis von 82,50 Euro zurück, bevor sie erneut Boden gutmachten. Am Nachmittag ging es dann wieder bergab, nachdem der gesamte Markt noch deutlicher ins Minus drehte.
Kursverluste von zunächst fünf bis sieben Prozent mussten die Aktien der Konzernmutter Volkswagen und des VW-Großaktionärs Porsche Holding hinnehmen. „Einige Marktteilnehmer hatten sich wohl eine stärkere Kursentwicklung der Porsche-Aktie erhofft“, hieß es dazu in Finanzkreisen. Beide Titel hatten sich in den Wochen zuvor mit Blick auf das Porsche-IPO besser als der Markt entwickelt. Möglicherweise hätten sich manche Investoren auch neu positioniert und Umschichtungen von den Konzernmüttern in Porsche-Aktien vorgenommen, hieß es.
Der Wolfsburger Autobauer hatte am Donnerstag insgesamt knapp 113,9 Millionen Vorzugsaktien seiner Sportwagen-Tochter untergebracht. Der Ausgabepreis lag am oberen Ende der Preisspanne, die Emission soll nach Angaben der Begleitbanken mehrfach überzeichnet gewesen sein. Mit einem Volumen von 9,4 Milliarden Euro ist es die zweitgrößte Neuemission (IPO) in Deutschland nach der Deutschen Telekom 1996 mit 9,65 Milliarden Euro Volumen. Angesichts geopolitischer Spannungen, steigender Zinsen und volatiler Märkte ist das Porsche-IPO auch deswegen ein ungewöhnliches Ereignis, weil viele andere Börsenkandidaten derzeit auf eine Emission verzichten.
„Ein historischer Moment“
„Heute geht für uns ein großer Traum in Erfüllung“, sagte Porsche- und VW-Chef Oliver Blume zum Handelsstart. „Das ist ein historischer Moment für Porsche.“ Der Erlös des Porsche--IPO geht komplett an Volkswagen. Die Porsche AG kommt zum Ausgabepreis auf einen Börsenwert von 75 Milliarden Euro. Volkswagen-Finanzchef Arno Antlitz sagte, Porsche bekomme damit mehr unternehmerische Eigenständigkeit, um seine ambitionierte Strategie umzusetzen. Zugleich erhalte der Wolfsburger Konzern, der die Mehrheit an Porsche behält, mehr Flexibilität bei der Finanzierung der Transformation zu einem führenden Anbieter von Elek-tromobilität und Digitalisierung. „Dafür haben wir nun die finanzielle Kraft.“
12,5 Prozent stimmrechtslose Porsche-Aktien sind künftig an der Börse notiert, weitere 12,5 Prozent stimmberechtigte Aktien kauft der Volkswagen-Großaktionär Porsche Holding, in dem die Familien Porsche und Piëch ihre VW-Anteile gebündelt haben. Durch den Verkauf fließen VW weitere zehn Milliarden Euro zu, sodass der Konzern fast 20 Milliarden Euro einnimmt.
VW hatte angekündigt, dass rund die Hälfte des Emissions-erlöses als Sonderdividende an die VW-Aktionäre ausgeschüttet werden soll. Laut Beratungsgesellschaft EY ist der Porsche-Börsengang die weltweit größte Emission im dritten Quartal. Im gleichen Zeitraum ging das globale IPO-Volumen um 56 Prozent auf 50 Milliarden Dollar zurück. In den USA schrumpfte der Markt für Börsengänge sogar um 92 Prozent auf nur noch 2,6 Milliarden Dollar. In Europa reduzierten sich die IPO-Erlöse um 30 Prozent auf elf Milliarden Dollar.
EY-Experte Martin Steinbach rechnet nicht mit rascher Besserung. „Allerdings gilt weiterhin, dass Schwergewichte, bekannte Marken mit hoher Profitabilität und nachhaltiger Unternehmensgeschichte auf großes Investoreninteresse stoßen.“
Dieser Artikel erschien zuerst in der Euro am Sonntag 39/2022. Erhalten Sie hier einen Einblick ins Heft.
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