Zuerst war es der Zinsanstieg, der die Märkte Anfang Februar verunsicherte und zu einer heftigen Korrektur führte. Nun sind es mögliche Strafzölle durch Donald Trump, welche Börsianer erzittern lassen. Das mag viele Skeptiker in ihrem Urteil bestärken, die Finger von Aktien zu lassen. Doch sind die globalen Konjunkturdaten so stark wie seit Langem nicht mehr. Letztlich könnten makroökonomische Faktoren die Kurse wieder auf Trab bringen.

Das gilt auch für Deutschland. Der DAX verlor seit seinem Hoch bei 13 597 Punkten am 23. Januar mittlerweile rund 1700 Punkte oder 12,5 Prozent. Dagegen zeigt sich die Konjunktur von ihrer Schokoladenseite. 2017 zog das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 Prozent an und wuchs damit das achte Jahr in Folge. Im Vergleich zu den Vorjahren konnte das Tempo sogar noch erhöht werden. 2017 lag das BIP-Plus nahezu einen Prozentpunkt über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre von 1,3 Prozent.





Allerdings honoriert die Börse bekanntermaßen keine Vergangenheitswerte. Der Kapitalmarkt handelt Erwartungen. Derzeit sieht es noch nicht danach aus, als ob diese enttäuscht werden könnten. Auch wenn der Ifo-Geschäftsklimaindex im Februar stärker als erwartet gefallen ist, bleiben die Wachstumsaussichten positiv. Die Bundesregierung rechnete zuletzt mit einem Zuwachs des BIP von 2,4 Prozent für dieses Jahr.

Die gute Verfassung der deutschen Wirtschaft sollte auch die Kassen der Unternehmen klingeln lassen. Wie voll sie sein werden, zeigen die brandneuen Schätzungen für 2019. Mit der aktuellen Ausgabe veröffentlicht BÖRSE ONLINE exklusiv die Gewinnerwartungen der mehr als 500 heimischen Unternehmen, die sich in unserer Datenbank befinden. Die neuen Prognosen bilden zudem ab sofort die Basis für die wohl am meisten beachtete Bewertungskennzahl für Aktien, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Wir nehmen die Umstellung zum Anlass, um einen detaillierten Blick auf die Gewinnzukunft der Konzerne zu werfen.

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BÖRSE ONLINE-Datenbank: Mehr als nur ein paar Zahlen



Langweilig, kompliziert und zeitraubend - die Bilanzen der Unternehmen bleiben oftmals ungelesen. Ein Fehler, denn das Wissen über die aktuelle Finanz- und Ertragslage ist ein entscheidender Baustein bei der erfolgreichen Aktienanlage. Besonders wichtig sind dabei auch die Zukunftsaussichten. Neu hinzu kommen die 2019er-Gewinnschätzungen für mehr als 500 deutsche Firmen. Hier finden Sie zudem die Datei BO DATA Interactive. Diese ist für Abonnenten kostenfrei und enthält noch viele zusätzliche Daten.

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Gewinnmaschinen fürs Depot



Eines vorweg: In Summe zeigt die Ergebniskurve weiter aufwärts. Den 30 DAX- Unternehmen könnte es im kommenden Jahr sogar gelingen, erstmals die Schallmauer von 100 Milliarden Euro zu überwinden. Die aktuellen Prognosen sehen ein Gewinnplus von etwas mehr als einem Zehntel vor.



Deutlich überproportionales Wachstum wird dem Sportartikelhersteller Adidas sowie dem Stahlkonzern Thyssenkrupp zugetraut. Erstgenannter hat das Zeug, 2018 und 2019 sein Ergebnis je Aktie jeweils um mehr als 20 Prozent zu steigern. Damit würde der Konzern nahtlos an seinen Erfolgskurs aus den vergangenen Jahren anknüpfen. Nach jüngsten Aussagen des Managements legte der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft 2017 um 26 bis 28 Prozent zu. Darüber hinaus konnte der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller erstmals mehr als 20 Milliarden Euro umsetzen. Vorstandschef Kasper Rorsted geht von einem Plus zwischen 15 und 20 Prozent aus. Die genauen Zahlen hat Adidas am 14. März vorgelegt. Für 2018 hat sich Adidas ein um Währungseffekte bereinigtes Umsatzwachstum von zehn Prozent vorgenommen. Bis 2020 will Rorsted bei 25 bis 27 Milliarden Euro Umsatz landen, vier (2017: 1,5) Milliarden davon sollen aus dem Online-Handel kommen.



Auch bei Thyssenkrupp zeigen die Gewinne steil nach oben. Ein knapp 40 Prozent höheres Ergebnis erwartet der Konsens 2019. Der Börsenkurs spiegelt diese Wachstumsfantasie aber noch nicht wider. Im Gegenteil: Zuletzt fiel der Kurs der Aktie deutlich ab. Schuld daran waren unter anderem die von Trump angekündigten US-Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Thyssenkrupp sieht sich davon aber nur wenig betroffen. "Wir haben nur ein geringes Engagement in den USA", ließ die Konzernzentrale wissen. Gut lief es zuletzt vor allem in der Aufzugsparte. Der Rücksetzer könnte mit Blick auf eine boomende Weltwirtschaft aktuell also durchaus eine gute Einstiegschance bei dem Zykliker bieten.



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Mid Caps verdienen mehr



Während im DAX den Prognosen zufolge alle 30 Mitglieder ihre Gewinne 2019 steigern werden, könnte es im MDAX bei vier Titeln zu Rückgängen kommen. Bei der von Skandalen gebeutelten Steinhoff wird sogar ein Verlust erwartet. Mit einem Anstieg von knapp einem Zehntel in Summe bleibt der MDAX aber weiterhin auf Wachstumskurs. Die beiden Unternehmen mit den höchsten prognostizierten Gewinnanstiegen sind Osram und K + S.



Der Lichtspezialist Osram könnte satte 55 Prozent draufsatteln. Demgegenüber steht lediglich ein 2019er-KGV von 15,9. Das Unternehmen profitiert von einer hohen Nachfrage nach optischen Halbleitern, die in Smartphones oder Autos zum Einsatz kommen. Zudem ist Osram aktuell dabei, ein neues Geschäftsfeld rund um die intelligente Infrastruktur von Gebäuden aufzubauen. Mithilfe des übernommenen Softwarespezialisten Digital Lumens kann künftig die gesamte Raumsteuerung zentral erfolgen.



Die Diskrepanz zwischen Gewinnwachstum und KGV fällt bei K + S zwar nicht ganz so hoch aus wie bei Osram, doch zeigt sich hier ebenfalls eine starke Abweichung. Mit Blick auf operative Erfolge könnte sich diese Unterbewertung peu à peu abbauen. Besonders von der Trendwende bei den Kalipreisen sollte der Salz- und Düngemittelhersteller in Zukunft profitieren. Hinzu kommt, dass sich der Konzern als Gewinner der US-Steuerreform sieht. Der positive Cash-Effekt soll sich für die Jahre 2018 bis 2020 kumuliert auf ungefähr 30 Millionen Dollar belaufen.



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Die wahren Wachstumsstars



Mit den Gewinnen noch stärker aufwärts könnte es beim SDAX und TecDAX im Vergleich zu den Bluechips und Mid Caps gehen. Hier dürften die Indexmitglieder 2019 rund ein Fünftel mehr verdienen als im aktuellen Jahr. Bei SDAX-Firmen wie Hapag-Lloyd und Zooplus könnte die Performance noch deutlich besser ausfallen.





Nach knapp 150 Prozent 2018 soll der Online-Tierfutterhändler Zooplus im Jahr darauf seinen Profit um weitere 93 Prozent steigern können. Die Weichen für das starke Wachstum wurden in der Vergangenheit gelegt. Die zuletzt stark steigende Zahl der Neukunden bildet eine gute Basis, um die hohe Geschäftsdynamik aufrechtzuerhalten. Der Internethändler für den Heimtierbedarf steigerte im Schlussviertel 2017 seinen Kundenstamm um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit konnte sogar der hohe Wert von 34 Prozent für die dritte Geschäftsperiode übertroffen werden.



Als Gewinner der florierenden Weltwirtschaft macht sich derzeit Hapag-Lloyd einen Namen. Deutschlands größte Con- tainer-Reederei profitiert von einer höheren Transportmenge sowie einer besseren Auslastung. Durch den Zusammenschluss mit der United Arab Shipping Company (UASC) im vergangenen Jahr verfügt der Logistikkonzern über eine moderne Flotte und muss daher in Zukunft weniger investieren. Folglich sinkt in den kommenden Jahren, synchron zu den steigenden Gewinnen, die Nettoverschuldung.



Im TecDAX machen SMA Solar und S & T Lust auf ein Investment. Ungeachtet der Kurskapriolen am Gesamtmarkt markierte die SMA-Aktie jüngst ein Zweijahreshoch. Nach einem Jahr der Stagnation möchte sich das Unternehmen vom reinen Solartechnikkonzern zum Energiedienstleister wandeln. Nach Ansicht von Vorstandschef Pierre-Pascal Urbon ist SMA mit seinen Erfahrungen im Bereich Wechselrichter, Batteriespeicher und Energiemanagement dafür gut gerüstet. Einen jüngsten Erfolg konnten die Kassler vor Kurzem vermelden. Zusammen mit Danfoss bietet SMA eine Energiemanagement-Plattform an, die es Supermärkten erlaubt, ihre Betriebskosten nachhaltig zu senken. Ein erstes Pilotprojekt soll bereits in Kürze starten.



Weiter auf Wachstumskurs ist derweil S & T. Spezialisiert ist das österreichische Unternehmen auf Trends wie das Internet der Dinge (IoT) oder auch eingebettete Rechnersysteme. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 übertraf das Unternehmen seine Gewinnprognose, und auch für das laufende Jahr ist CEO und Großaktionär Hannes Niederhauser zuversichtlich: Er geht davon aus, den Umsatz um rund 15 Prozent steigern zu können. Damit könnte erstmals die Milliarden-Euro-Grenze fallen. Der operative Gewinn soll sogar überproportional um 30 Prozent zulegen. Die optimistische Prognose begründet Niederhauser unter anderem mit der starken Entwicklung des hochmargigen Geschäftssegmentes "IoT Solutions". Die aktuelle Konsolidierung der Aktie im Bereich von 20 Euro bietet eine gute Einstiegsgelegenheit.





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Small Caps: Gewinnstarke Titel aus der dritten Reihe



Wenn Unternehmen für kräftige Gewinnsprünge bekannt sind, dann die Nebenwerte. Außerhalb der DAX-Familie tummeln sich zahlreiche Small Caps, die über ein hohes Ertragspotenzial verfügen. Insgesamt 18 Firmen wird 2019 ein Ergebnissprung von mehr als 100 Prozent zugetraut.

Wo Chancen sind, lauern aber auch Risiken. Je kleiner die Firmen, desto unsicherer ist oftmals die Prognosequalität. Wir haben fünf gewinnstarke Unternehmen herausgesucht, die erstens über ein aussichtsreiches Geschäftsmodell verfügen, zweitens ein hohes Maß an Transparenz aufweisen und damit drittens eine vertrauenswürdige Schätzung zulassen.

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Ein lukratives Quintett



Überzeugt haben uns diesbezüglich PVA Tepla und SFC Energy, die beide Wachstumsraten im dreistelligen Bereich aufweisen. Dem zuerst genannten Spezialisten für Kristalle, Vakuum- und Hochtemperaturanlagen gelang nach mehreren Verlustjahren 2016/17 die Wende. Ab dem laufenden Jahr dürfte PVA die Früchte ernten können. Den Schätzungen zufolge wird der Gewinn 2018 um 114 Prozent steigen, 2019 soll sich das Gewinnwachstum sogar noch weiter beschleunigen und um 213 Prozent verbessern. Dass die Erwartungen nicht utopisch sind, zeigt die Auftragslage. Noch kurz vor Jahresende konnte PVA zwei Großaufträge für Kristallzuchtanlagen ergattern. Die Auslieferung soll Ende 2018 beginnen und bis Mitte 2020 abgeschlossen sein. Mit diesen beiden Orders dürfte der Auftragseingang 2017 einen Wert von mehr als 150 Millionen Euro, nach 70,5 Millionen Euro im Vorjahr, erreicht haben.

Etwas mehr als eine Verdopplung 2018 sowie ein weiteres Plus von 96 Prozent 2019 wird Daldrup & Söhne zugetraut. Der Experte in Geothermie hat soeben eine Kapitalerhöhung bei 11,75 Euro durchgeführt, welche den Aufwärtstrend der Aktie unterbrach. Doch sobald diese vom Markt verdaut ist, dürfte die Kurve wieder weiter nach oben zeigen. Während aufgrund einer guten Auslastung das Bohrgeschäft bereits bis Anfang 2019 weitgehend sichergestellt ist, profitiert das Unternehmen ab diesem Jahr auch von der Stromerzeugung in eigenen Kraftwerken.

Die Zukunftsaussichten des Experten für Onlinewerbung Ad Pepper sowie der Restaurantkette Vapiano sind ebenfalls verheißungsvoll. Beide Unternehmen fahren eine zweigleisige Wachstumsstrategie. Ad Pepper setzt vor allem auf die Bereiche Ad Agents und Webgains. Letztgenanntes Affiliate-Marketing-Netzwerk konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr währungsbereinigt um 22 Prozent zulegen und damit deutlich stärker als der Markt. Laut den Experten von Forrester beträgt das durchschnittliche jährliche Wachstum des Affiliate-Marktes bis zum Jahr 2020 circa zehn Prozent. Der Jungspund an der Börse, Vapiano, setzt derweil zum einen auf eine weitere internationale Expansion. Im Verlauf des Jahres wird sich die Anzahl der aktuell 205 Restaurants um 30 bis 35 neue Standorte vermehren. Zum anderen auf neue Angebote: Das Take-Away- und Lieferservice-Geschäft soll 2018 in drei Viertel aller Restaurants angeboten werden.