Nicht erst seit der jüngsten EZB-Sitzung steht fest: In Euro-Land werden die Zinsen noch sehr lange niedrig bleiben. Schlecht für Sparer, die nach Abzug der wenn auch geringen Inflation einen Wertverlust hinnehmen müssen. Aber auch Profi-Investoren müssen inzwischen deutlich erhöhte Risiken eingehen, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Neben spekulativen Anleihen rücken daher auch immer stärker Aktien in den Fokus, die mit einer hohen und stabilen Dividendenrendite locken. Ein Top-Wert in dieser Hinsicht ist die Aktie von ProSiebenSat.1. Mit einer Verzinsung von rund fünf Prozent steht der Wert auf dem vierten Rang im MDAX hinter TAG Immobilien, RTL und Bilfinger. Im DAX wäre die Aktie in dieser Disziplin sogar mit Abstand auf dem ersten Platz zu finden.

Als eines der führenden Medienhäuser in Europa erreicht der Konzern mit seinen TV-Sendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz über 42 Millionen Haushalte. Als Marktführer im deutschen TV-Werbemarkt profitiert das Unternehmen aus Unterföhring bei München vor allem davon, dass es sich beim Fernsehen um das Medium mit der unverändert höchsten Reichweite handelt und trotz der steigenden Nutzung des Internet weiterhin Anteile am Medien-Mix zulasten von Print-Publikationen gewinnt. Auch wenn vielleicht einige Anleger Formaten der Gruppe wie "Promi Big Brother" eher wenig Begeisterung abgewinnen können, in der Zielgruppe der 14 bis 49 Jährigen sind die Sendungen sehr beliebt. Mit einem aktuellen Werbemarktanteil von 44,7 Prozent im ersten Halbjahr liegt das MDAX-Unternehmen deutlich vor RTL mit einem Anteil von 32,1 Prozent. Dank der starken Stellung mit seinen 15 TV-Sendern kann der Konzern einfacher Preissteigerungen durchsetzen und Premiumpreise verlangen. Zuletzt blieb der Marktanteil trotz der Übertragung der WM-Spiele durch die öffentlich-rechtlichen Sender nahezu stabil. Die Aussichten für das werbefinanzierte Fernsehen bleiben gut und stellen mit einem Umsatzanteil von rund 77 Prozent die zentrale Säule dar.

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Digitalsegment startet durch

Wachstumsfantasie liefern aber vor allem die bereits etablierten Angebote im Bereich "Digital & Adjacent". Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um gut 32 Prozent, Tendenz kräftig steigend. Aufgrund der unverändert hohen Nachfrage nach Digital-Entertainment-Angeboten wie maxdome aber auch mit der im Dezember 2013 erfolgte Übernahmen der beiden Online-Reiseanbieter weg.de und ferien.de ist die Gruppe in diesem Zukunftssegment bereits stark aufgestellt. Inzwischen bietet ProSiebenSat.1 mit seinen Beteiligungen sämtliche Bedürfnisse, die Urlauber für die schönsten Tage des Jahres brauchen. In den vergangenen Jahren lieferte gerade der Reisemarkt ein sehr gutes Beispiel, wie sich der Wandel von Offline zu Online signifikant verändert hat. Es wäre daher nicht überraschend, wenn der Konzern neben dem bereits erfolgreichen Reise-Bereich noch weitere Beteiligungsportfolios etabliert und so seine Präsenz im Hinblick auf Online-Geschäftsmodelle ausbaut. Mit der geschickten Verknüpfung von Fernsehen mit Internet sowie HD und Pay-TV hat ProSiebenSat.1 den Wandel hin zu den neuen Bedürfnissen seiner vorwiegend jungen Zielgruppe bereits gut vollzogen. Einer Umfrage zufolge nutzen bereits zwei Drittel der Befragten Fernsehen und Internet parallel. Die Analysten vom Bankhaus Lampe sehen in hier die dynamischsten Wachstumspotenziale und erwarten, dass der Anteil des "Digital & Adjacent"-Segments am Gesamtumsatz von derzeit knapp 19 Prozent auf rund 29 Prozent im Jahr 2018 steigen wird. Mit der zunehmenden Verschiebung sinkt zugleich die Abhängigkeit von Werbeträgern über das klassische TV-Vermarktungsgeschäft und damit auch die Abhängigkeit von der allgemeinen Wirtschaftslage.

In den kommenden Wochen und Monaten dürfte vor allem der Video on Demand-Markt in Deutschland verstärkt im Fokus stehen. Die Unterföhringer sind hier mit maxdome bereits seit Jahren präsent und bieten mit über 50.000 Videos Deutschlands größte Online-Videothek an. Bereits im September will der Internet-Videodienst Netflix ebenfalls in Deutschland einsteigen und auch eigene Produktionen drehen. Neue Konkurrenz für den Marktführer, aber auch eine Chance, selbst über die verstärkten Werbeaktivitäten der Amerikaner neue Kunden auf das Portal zu ziehen. Netflix dürfte kaum mit Alleinstellungsmerkmalen aufwarten, weder in Bezug auf die angebotenen Inhalte noch auf den Preis ist mit größeren Unterschieden zu rechnen. Das Bankhaus Lampe rechnet daher mit einer Belebung des Marktes, wovon auch maxdome profitieren sollte.

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Insider greift zu

Die Zahlen für das zweite Quartal waren wie erwartet solide und bestätigten den erfolgreich eingeschlagenen Kurs mit klaren Umsatz- und Ertragssteigerungen. Nach dem positiven ersten Halbjahr ist die Gruppe auch in das dritte Semester gut gestartet und bestätigte die Jahresziele. "Wir wollen nun bis 2015 unseren Umsatz um mindestens 800 Millionen Euro steigern, also um 200 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant", verkündete Konzern-Chef Thomas Ebeling Ende Juni auf der Hauptversammlung. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass 2014 als weiteres Rekordjahr in unseren Büchern stehen wird." Besonders das Digitalgeschäft wird an Bedeutung gewinnen. Nach dem Zukauf des Musikanbieters Deezer will ProSiebenSat.1 weitere Online-Händler kaufen und bis 2018 den Umsatz im Digitalgeschäft mehr als verdoppeln. Nach 484 Mio. Euro im vergangenen Jahr werden 2015 rund 600 Mio. Euro erwartet, bis 2018 sollen die Erlöse auf rund eine Mrd. Euro steigen.

Auch wenn der Aufstieg in den DAX vor wenigen Tagen scheiterte, bleibt die Aktie für Anleger ein klarer Favorit. Inzwischen läuft der Wert seit Frühjahr 2013 in einer engen Spanne zwischen 30 bis 35 Euro. Ein Ausbruch aus der Range dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Angesichts der Ausgangslage ist ein Sprung über die obere Barriere recht wahrscheinlich und könnte einen dynamischen Impuls freisetzen. Aktuell notiert der Wert mit gut 32 Euro an der unteren Grenze, für Anleger eröffnet sich somit derzeit ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Hauck und Aufhäuser bekräftigen zuletzt ihre Kaufempfehlung und sehen das Kursziel bei 41 Euro, während Lampe den fairen Wert bei 40 Euro ansiedelt. Goldman Sachs bestätigte ein Kursziel von 43,20 Euro. Erstmals seit rund drei Jahren kaufte auch ein Insider wieder Aktien des Unternehmens. Der ehemalige Finanzvorstand bei SAP und jetzige Aufsichtsrat bei ProSiebenSat.1, Werner Brandt, orderte Mitte August 3000 Aktien zu einem Preis von 30,79 Euro. Ein klares Signal, auch für Privatanleger.