LAGE BEI PUMA:
"Wir werden drei Phasen durchlaufen: die Krise überstehen, uns erholen und wieder wachsen." Mit diesen Worten stimmte Konzernchef Björn Gulden bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal Anfang Mai auf ein schwieriges Jahr ein. Puma hatte in den ersten drei Monaten einen Gewinneinbruch verzeichnet. Zwar sanken die Umsätze nur leicht - auch dank eines guten Jahresauftakts in Europa und den USA. Jedoch konnte Puma die laufenden Kosten nicht so schnell einfangen, so dass diese sich stark auf das Ergebnis niederschlugen. Zudem belasteten die fehlenden Erträge aus dem China-Geschäft, welches Ende Januar wegen der Corona-Krise zusammenbrach. China, von der Pandemie zuerst getroffen, ist der renditestärkste Markt für Puma.
Puma litt dabei unter der Schließung seiner Läden - zunächst in China, ab Mitte März dann auch in Europa und Amerika. Höhere Kosten, Wertberichtigungen auf Vorräte sowie Rückstellungen auf Retouren belasteten das Ergebnis. Dabei verzeichnete Puma einen sprunghaften Anstieg des E-Commerce. Jedoch kann dies fehlende Einnahmen aus den Schließungen nicht ausgleichen. So macht das Internet als Verkaufskanal nur einen Bruchteil der Umsätze aus.
Kam Puma im ersten Quartal noch mit einem blauen Auge davon, werden sich die Auswirkungen der Pandemie erst so richtig in den Monaten April mit Juni niederschlagen. So kündigte Gulden bereits eine nochmalige Verschlechterung der Entwicklung an. Im Mai sagte er, Puma steuere auf ein Umsatzminus von rund 50 Prozent zu. Allerdings sei der April nicht so schlecht ausgefallen wie befürchtet. So sei der chinesische Markt in der Erholung begriffen, auch in Europa sah Gulden bereits wieder erste positive Signale aufblitzen.
Schwierig dürfte aber weiter die USA sein. Der weltgrößte Markt für Sportartikel ist von der Pandemie besonders stark betroffen. So hatte Weltmarktführer Nike für sein bis Ende Mai laufenden Quartal zuletzt schwache Zahlen vorgelegt, die Pandemie traf den US-Konzern härter als erwartet.
Schwache Zahlen für Puma hat der Aktienmarkt jedoch bereits adaptiert. Stand 15. Juli gehen von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten im Schnitt von einem operativen Verlust (Ebit) von rund 112 Millionen Euro aus. Auch unter dem Strich dürfte die Marke mit der Raubkatze tiefrote Zahlen schreiben. Der Umsatz dürfte von 1,2 Milliarden auf rund 814 Millionen Euro einbrechen. Der Konzern will am 29. Juli seine Zahlen vorlegen.
Insgesamt sieht Gulden seinen Konzern gut gerüstet und richtet den Blick nach vorne. Das laufende Jahr hat er nahezu abgehakt. "Das Jahr 2020 ist ein schwieriges Jahr und wird es auch bleiben", so der Manager im Mai. Puma werde jedoch alles tun, dass das Unternehmen 2021 "wieder zu starkem Wachstum" zurückkehren könne.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Trotz der aktuell düsteren Lage sind die Experten der Aktie wohlgesonnen. Die im dpa-AFX Analyser versammelten Experten empfehlen das Papier dabei weiter mehrheitlich zum Kauf. Das Quartal dürfte schwierig gewesen sein, an den längerfristig guten Aussichten ändere sich aber nichts, schrieb. etwa Szilvia Bor von Credit Suisse jüngst in einer Studie. Puma sei in der Lage, die Platzhirsche adidas und Nike erfolgreich zu jagen.
Auch JPMorgan-Analystin Analystin Chiara Battistini rechnet mit einem harten Quartal, was jedoch nicht überraschen dürfte. Währungsbereinigt erwartet sie einen Umsatzrückgang um 31 Prozent und zu einem operativen Verlust (Ebit) von 113 Millionen Euro. Angesichts geringer Lagerbestände vor der Krise könnte der Zwischenstand zum aktuellen Geschäftsverlauf von Puma aber positiv ausfallen, vermutet sie. Lars Lusebrink von Independent Research geht davon aus, dass der Konzern im zweiten Quartal den Tiefpunkt erreicht haben dürfte. Die Liquidität dürfte dabei ausreichen, um die aktuell schwierige Lage zu überstehen.
James Grzinic vom Analysehaus Jefferies richtet den Blick bereits nach vorne. Er erwartet sich vom Zwischenbericht zum zweiten Quartal die Bestätigung, dass die Herzogenauracher mit ihrer Marke nach dem Corona-Lockdown wieder da anfangen, wo sie vor der Krise standen. Der Sportartikelhersteller dürfte eine stärkere "China-Renaissance" erleben als die Konkurrenz und gleichzeitig die Profitabilität besser im Griff haben, so der Experte.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Pandemie hat auch den Aktienkurs von Puma heftig gebeutelt. Seit dem Crash im März haben sich die Papiere jedoch wieder sukzessive erholt, auch wenn sie von alten Höchstständen noch weit entfernt ist.
Die Aktie gehörte in den vergangenen Jahren zu den Börsen-Lieblingen. Ende Februar, als die Krise bereits sichtbar war, hatte der Titel mit 84,30 Euro noch ein Rekordhoch markiert. Der Absturz kurz danach erfolgte umso heftiger. Der Kurs wurde in den knapp vier Wochen danach fast halbiert. Sein Tief erreichte er dabei bei rund 40 Euro. Im Juni überschritt der Kurs wieder die Marke von 70 Euro, bröckelte dann aber wieder leicht ab.
Seit Jahresbeginn hat die Puma-Aktie nach der Erholung vom Corona-Crash-Tief kaum etwas verloren und schnitt damit etwas besser ab als der MDax, in den die Aktie wegen des Höhenflugs der vergangenen Jahre im Sommer 2018 zurückkehrte. In den vergangenen drei Monaten kommt das Papier sogar auf ein Plus von rund 20 Prozent.
Betrachtet man die Entwicklung über fünf Jahre, hat sich der Einstieg für längerfristig orientierte Anleger mit einem Kursanstieg von fast 340 Prozent gelohnt. Damit schnitt Puma in diesem Zeitraum auch deutlich besser ab als der im Dax notierte Erzrivale Adidas. Allerdings ist der im Dax notierte Konkurrent mit knapp 50 Milliarden Euro auch rund fünf Mal so viel wert wie Puma./nas/zb/he