Allein in Deutschland gebe es in den kommenden zwölf Monaten ein Auftragspotenzial von rund zwei Milliarden Euro, sagte der Rheinmetall-Manager am Donnerstag in Düsseldorf. "Deutschland muss für die Nato Aufgaben übernehmen." Daher müsse im Bereich Kommunikation, Logistik und Munition investiert werden. "Wir können aber davon ausgehen, dass die Ausgaben der Nato-Staaten insgesamt steigen werden."
Rheinmetall hatte 2016 dank des Rüstungs-Booms einen Gewinnsprung verbucht und will seine Aktionäre daran mit einer höheren Dividende beteiligen. Sie sollen für 2016 je Aktie 1,45 Euro erhalten, 35 Cent mehr als im Vorjahr. An der Börse fand das zunächst wenig Anklang: Die Aktie war zeitweise größter Verlierer im MDax mit einem Abschlag von 2,6 Prozent auf 71,11 Euro. Am Nachmittag notierte sie leicht im Plus.
GESCHÄFTE MIT DER TÜRKEI SCHWIERIG
Rüstungs-Geschäfte mit der Türkei gestalteten sich allerdings schwierig, sagte Papperger. "Es werden derzeit einige Exportaufträge von der Bundesregierung nicht freigegeben." Unabhängig davon habe das Nato-Land für seine Leopard-Panzer das Schutzsystem von Rheinmetall nachgefragt. Darüber werde verhandelt. Ob dieser mögliche Auftrag allerdings von der Bundesregierung genehmigt wird, ist noch offen. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte dazu, die Regierung entscheide jeweils nach einer Einzelfallprüfung.
RÜSTUNG BRUMMT - AUTOMOTIV WÄCHST STETIG
Boomende Rüstungsgeschäfte und Wachstumschancen in der Automobilzulieferung stimmen den Manager auch für 2017 zuversichtlich: Der Umsatz soll um vier bis fünf Prozent steigen, die operative Umsatzrendite indes auf dem Vorjahresniveau stagnieren. In der Ergebnisprognose seien Aufwendung in niedriger zweistelliger Millionen-Höhe für neue Technologien berücksichtigt. Papperger nannte als Beispiele etwa Cyber Security. "Sowohl Automotive wie auch Defence brauchen Sicherheit der Daten." Die Technik werde bereits ab 2017 vermarktet. Zudem habe Rheinmetall erste Anwendungen im 3D-Druck entwickelt, etwa für die Herstellung von Hydraulikblöcken für Panzer.
2016 verbuchte der Automobilzulieferer und Rüstungskonzern einen Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebit) um 23 Prozent auf 353 Millionen Euro. Der Umsatz legte um acht Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu. Die Rüstungssparte steuert einen Umsatz von 2,9 (Vorjahr: 2,6) Milliarden Euro und ein Ebit von 147 (90) Millionen Euro bei. Der Auftragsbestand schwoll auf 6,7 (Vorjahr: 6,4) Milliarden Euro an. Mit dem lange defizitären Rüstungsgeschäft verdient Rheinmetall seit 2015 wieder Geld. In der Automobilzulieferung, die 2,7 (2,6) Milliarden erlöste, fiel der Anstieg des Ebit mit 8,3 Prozent auf 223 Millionen Euro zwar magerer aus als in der Rüstung. Die Sparte, die alle namhaften Autokonzerne mit Kolben, Pumpen oder Motorblöcken beliefert, markierte damit aber einen Rekordwert.
rtr