Das Thema Sondervermögen kursierte schon seit Wochen, nun ist es beschlossen: An der Schuldenbremse vorbei stellt der Bund 100 Milliarden Euro zur Aufrüstung der Bundeswehr bereit. Im Bundestag erzielte der Antrag die notwendige Stimmenzahl, nun fehlt noch die Zustimmung des Bundesrats. Wird hier die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht, wird das Sondervermögen in einem neuen Artikel 87a im Grundgesetz verankert.
Mit den neuen Mitteln wird die heruntergewirtschaftete Bundeswehr besser ausgerüstet. Die Luftwaffe erhält F35-Tarnkappenjets vom US-Konzern Lockheed Martin, für rund sechs Milliarden Euro werden Chinook-Transporthubschrauber beim US-Luftfahrtkonzern Boeing bestellt. Vom neuen Sondervermögen sind Berichten zufolge rund 32 Milliarden Euro fest für die Aufrüstung der Landstreitkräfte vorgesehen.
Auch deutsche Unternehmen machen sich berechtigte Hoffnung auf lukrative Aufträge in Milliardenhöhe. Eine der ersten Adressen könnte Rheinmetall werden. Als Rüstungskonzern und Automobilzulieferer verfügen die Düsseldorfer mit Schützenpanzern wie dem "Puma" oder der Panzerhaubitze "PzH 2000" über entsprechende Waffen im Sortiment.
Im Auftaktquartal 2022 war beim Konzern noch kein Effekt aus dem Ukraine-Krieg erkennbar, die Umsätze lagen nahezu auf Vorjahresniveau. In den kommenden Quartalen könnte sich dies ändern. Kürzlich gab Rheinmetall einen Auftrag mehrerer NATO-Kunden bekannt. In den Jahren 2023 und 2024 wird das Unternehmen Munition für Schützenpanzer liefern, der Auftragswert liege bei rund 20 Millionen Euro. Die Düsseldorfer teilten mit, man stelle sich im Zuge der veränderten sicherheitspolitischen Situation auf eine höhere Nachfrage ein.
Kräftiges Wachstum
"Über die kommenden Jahre sollte eine Wachstumsrate von 20 Prozent möglich sein", zeigte sich Konzernchef Armin Papperger kürzlich gegenüber dem "Handelsblatt" optimistisch. Der Umsatz mit den Produkten aus dem Verteidigungsbereich soll sich laut Papperger in den kommenden Jahren auf über zehn Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Zudem ist der Rheinmetall-Chef auch offen für Zukäufe. Zuletzt kursierten Gerüchte über ein Angebot Rheinmetalls für eine Minderheitsbeteiligung an Oto Melara, einer Sparte des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo. Bestätigt wurden die Kaufabsichten bislang nicht.
Trotz eines nahezu unveränderten ersten Quartals bestätigte Rheinmetall seine Prognose und will 2022 um 15 bis 20 Prozent organisch wachsen. Voraussetzung dafür sei die Umsetzung des Sondervermögens für die Bundeswehr. Das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Insofern steht den hochgesteckten Zielen nun kaum etwas im Weg.
Profiteur: Die Aufrüstung bietet
hohe Wachstumschancen, die in
den folgenden Quartalen sichtbar
werden sollten. Aussichtsreich.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 250,00 Euro
Stoppkurs: 175,00 Euro