Der Gewinn des Schweizer Luxusgüterkonzerns Richemont stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16 zwar dank Sondereffekten um 67 Prozent auf 2,23 Milliarden Euro, wie der hinter der französischen LVMH Gruppe zweitgrößte Anbieter von Luxuswaren am Freitag mitteilte.

Beim Umsatz und im operativen Geschäft verbuchte Richemont jedoch Einbußen. Konzernchef Richard Lepeu räumte ein, dass sich die Lage seit November merklich verschlechtert habe. "Bis dahin war der Wachstumsmotor definitiv Europa", sagte Lepeu in einer Telefonkonferenz. "Der Gegenwind ist sehr stark, vor allem bei Uhren." Europa ist mit einem Umsatzanteil von 31 Prozent hinter Asien-Pazifik mit 36 Prozent der zweitwichtigste Markt.

Im November waren bei Anschlägen in Paris und im März in Brüssel viele Menschen umgekommen, was sich vor allem auf das Geschäft mit Touristen negativ ausgewirkt hat. Stiegen die Verkäufe im ersten Halbjahr noch um 26 Prozent, gingen sie in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres um fünf Prozent zurück. Insgesamt sanken die Erlöse aus dem Verkauf von Cartier-Schmuck, Edeluhren der Marken Piaget und IWC sowie edlen Schreibutensilien und Ledermode 2015/16 zu konstanten Wechselkursen um ein Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. Der Anstieg des Konzerngewinns war vor allem dem Zusammenschluss der Online-Tochter Net-A-Porter mit der italienischen Yoox, der zu einem einmaligen Buchungsgewinn von 639 Millionen Euro führte, geschuldet. Zudem war das Ergebnis im Jahr zuvor wegen Buchverlusten mit Finanzinstrumenten um mehr als ein Drittel eingebrochen.

AUSSICHT TRÜBE - VERTRIEBSPARTNER BAUEN LAGERBESTÄNDE AB



Eine schnelle Belebung des Geschäfts erwartet Lepeu indes nicht. "Wir bezweifeln, dass sich das Umfeld kurzfristig deutlich verbessert", sagte der Konzernchef. Im April sanken die Verkäufe um 15 Prozent. Alle Regionen bis auf den Nahen Osten und Afrika hätten sich negativ entwickelt. Asien sei erneut schwach gewesen, weil sich Hongkong und Macao nicht erholt hätten. In Asien seien die Vertriebspartner vor allem bei Uhren noch immer mit dem Abbau ihrer Verkaufslager beschäftigt, sagte Lepeu.

Bei der Stange will der Luxusgüterkonzern die Anleger mit einer um sechs Prozent höheren Dividende von 1,70 Franken je Aktie halten. Richemont wolle auch in Zukunft in guten wie in schlechten Zeiten die Dividende deutlich erhöhen, sagte Finanzchef Gary Saage. Aktienrückkäufe lehnt er dagegen ab. Diese seien aus steuerlichen Gründen für Aktionäre nicht attraktiv.

An der Schweizer Börse verlor die Richemont-Aktie in einem festen Markt 2,6 Prozent auf 60,05 Franken. Analysten beurteilten vor allem den Betriebsgewinn als Enttäuschung.