Es sei unklar, ob solche Virenformen neben anderen Faktoren dazu beitrügen, dass die Infektionszahlen gestiegen seien. Der Virologe Christian Drosten hatte nach neuen Daten aus Großbritannien Indizien festgestellt, dass die neue Virusform ansteckender sei. "Das sieht leider nicht gut aus", schrieb er auf Twitter. RKI-Chef Wieler sagte: "Klar ist, je weiter sich die Viren verbreiten, desto mehr haben sie auch die Chance sich zu verändern". Die Weihnachtszeit dürfe dies nicht noch befeuern. "Ich bitte Sie eindringlich, die Tage zwischen den Jahren in Ruhe und in kleinstem Familienkreis zu verbringen", appellierte er an die Deutschen.

Wieler, der sich vor vier Wochen noch optimistisch gezeigt hatte, dass sich die Lage nach ersten Einschränkungen bessere, machte weiter keine Trendwende aus. Im Gegenteil: "Zur Zeit verschlechtert sich die Situation weiter", konstatierte er fest. "Es wird vermutlich noch mehrere Wochen dauern, bis die Fallzahlen zurückgehen." Es stünden schwere Wochen bevor. Am Dienstag meldete das RKI über 19.500 Neuinfektionen. Das sind rund 5000 mehr als eine Woche zuvor. Der verschärfte Lockdown könne sich hier auch erst mit zehn bis 14 Tagen Verspätung auswirken. Die Zahlen in den nächsten Tagen könnten aber auch täuschen, da über Weihnachten voraussichtlich weniger getestet und gemeldet werde.

IMPFSTOFFHERSTELLER: STOFFE WIRKEN WOHL AUCH BEI MUTATIONEN


Auch die Impfungen, die nach Weihnachten beginnen sollen, dürften in den nächsten Monaten nicht zu einer Änderung der Abstands- und Hygieneregeln führen, mahnte das RKI. Es werde dauern, bis ausreichend Menschen geimpft seien. Zudem biete die Impfung auch keinen kompletten Schutz. Noch nicht abschließend geklärt sei zudem, inwieweit Geimpfte das Virus noch weiter tragen könnten.

Das RKI geht allerdings davon aus, dass die Impfstoffe von Biontech und Moderna auch gegen die in Großbritannien verbreitete Virus-Variante wirken. Ähnlich hatten sich die EU-Zulassungsbehörde EMA und Biontech selbst geäußert. Das Unternehmen untersucht die Wirksamkeit derzeit gezielt und erwartet in den nächsten Wochen belastbare Ergebnisse.

Das Tübinger Biotechunternehmen Curevac, das auf eine Zulassung seines Impfstoffes im Laufe des nächsten Jahres hofft, geht ebenfalls von keiner geringeren Wirksamkeit seines Impfstoffkandidaten aus. "Wir untersuchen ständig Varianten, da sie häufig vorkommen, und prüfen auch deren Auswirkungen, wenn wir sie für relevant halten", erklärte ein Curevac-Sprecher.

rtr