"Ich persönlich finde den geplanten Zeitrahmen von zwölf bis 18 Monaten angesichts der Herausforderungen ehrgeizig", sagte Schwan am Dienstag. Das wahrscheinlichste Szenario sei leider, dass vor Ende kommenden Jahres kein Impfstoff verfügbar sein dürfte.

Roche selbst betreibt das Geschäft mit Impfstoffen nicht und will auch nicht einsteigen. Ein Impfstoff gilt als ein maßgeblicher Faktor, um die global einschneidenden Einschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zurückfahren zu können. Jüngst hatte der Vizepräsident des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI) gewarnt, dass ohne Impfstoff eine Rückkehr zur Normalität kaum möglich sei. Weltweit wurde mit der klinischen Prüfung von Kandidaten begonnen und manche Experten halten einen Impfstoff noch in diesem Jahr für möglich.

VERFÜGBARE ANTIKÖRPER-TESTS SIND "EINE KATASTROPHE"


Die Rolle des Konzerns in der Coronavirus-Krise sieht Schwan bei den Tests und der Behandlung von schwer an Covid-19 erkrankten Patienten. Roche ist Weltmarktführer bei Diagnosegeräten und -materialen zur Analyse von Gewebe- und Blutproben. Konzernchef Schwan kritisierte die Qualität der bislang auf den Markt gebrachten Tests zum Nachweis der Immunität gegen das Virus heftig. "Es ist ethisch sehr fragwürdig, mit diesem Zeug auf den Markt zu gehen", sagte der Manager, der vor seiner Berufung an die Roche-Spitze die Diagnostiksparte des Konzerns leitete. Es gebe Tausende Coronaviren und die Schwierigkeit sei, den richtigen zu erkennen. Deswegen seien umfangreiche Testreihen und Validierungen erforderlich.

Nachzuweisen, dass jemand bereits eine Infektion durchgemacht und Antikörper gegen das Virus gebildet hat, gilt ebenfalls als ein entscheidender Faktor zur Abkehr von den Pandemie-Einschränkungen. Roche selbst will bis Anfang Mai einen Antikörpertest auf den Markt bringen und ab Juni monatlich eine hohe zweistellige Millionenzahl bereitstellen. Der Test werde "mit Sicherheit" sehr zuverlässig sein, sagte Schwan. Der Arzneimittelhersteller will zudem im Frühsommer die Ergebnisse einer klinischen Studie zur Behandlung der vom Coronavirus ausgelösten schweren Lungenentzündung mit seinem Arthritis-Medikament Actemra vorlegen.

JAHRESPROGNOSE BEKRÄFTIGT - AKTIONÄREN WINKT MEHR DIVIDENDE


Nach einem kräftigen Umsatzplus im ersten Quartal bekräftigte Roche die Jahresprognose und stellt seinen Aktionären mehr Dividende in Aussicht. Der Umsatz soll währungsbereinigt um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbetrag steigen und der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn je Genussschein und Aktie etwa im gleichen Ausmaß zulegen. Im Zeitraum Januar bis März erzielte der weltgrößte Hersteller von Krebsmedikamenten 15,14 Milliarden Franken (14,39 Milliarden Euro) Umsatz - währungsbereinigt ein Zuwachs von sieben Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahrszeitraum. Gewinnzahlen veröffentlicht Roche nur zum Halbjahr und am Jahresende.

rtr