Rocket Internet muss die Erwartungen an seine Online-Modehändler im Ausland drastisch eindampfen. Die Berliner Beteiligungsgesellschaft bewertet die in der Global Fashion Group (GFG) gebündelten Modefirmen nun nur noch mit einer Milliarde Euro, zwei Milliarden Euro weniger als bislang, wie sie am Mittwoch mitteilte. Gleichzeitig schießen Rocket und der schwedische Co-Investor Kinnevik zusammen nochmals 300 Millionen Euro nach. Rocket ist mit 23 Prozent, Kinnevik mit 26 Prozent an der GFG beteiligt. An diesem Verhältnis dürfte sich nichts ändern, sagte ein Rocket-Sprecher. Die Rocket-Aktie brach angesichts der Nachricht um sieben Prozent auf 25 Euro ein.

Zur GFG gehören sechs Online-Modeversender, darunter Dafiti in Lateinamerika, Lamoda in Russland und Zalora in Südostasien. "Wir sind weiterhin von den positiven Aussichten von GFG überzeugt", sagte Rocket-Chef Oliver Samwer. Rocket investiert in der jüngsten Finanzierungsrunde 100 Millionen Euro in die GFG, Kinnevik sogar 200 Millionen. 50 Millionen Euro davon haben die Schweden schon im ersten Quartal vorgestreckt. Weitere neue Investoren könnten hinzukommen.

Kinnevik war bei der GFG schon früher vorsichtig geworden. Der schwedische Investor musste seinen Anteil deshalb jetzt nur um 38 Prozent auf umgerechnet 275 Millionen Euro abschreiben. In die Modehändler hineingesteckt hat er bisher 453 Millionen Euro. Vorstandschef Lorenzo Grabau zeigte sich im Gespräch mit Reuters ernüchtert: "Von der Bewertung her gesehen ist alles schiefgegangen, obwohl im Unternehmen alles gut aussieht. Da geht es nur um die Stimmung." Insgesamt hat sich der Wert der Kinnevik-Beteiligungen seit Jahresbeginn um 13 Prozent reduziert. Kinnevik-Aktien büßten am Mittwoch 2,7 Prozent ein. Die Schweden sind mit 13 Prozent auch direkt an Rocket Internet beteiligt.

GFG braucht frisches Geld von Rocket und Kinnevik, weil die Gruppe weiterhin tiefrote Zahlen schreibt. 2015 erwirtschaftete sie bei 930 Millionen Euro Umsatz einen operativen Verlust (Ebitda) von 275 Millionen Euro. Vorstandschef Romain Voog will die Verluste schnell verringern. Im ersten Quartal habe sich die Marge schon deutlich verbessert. "Dies deckt sich mit der Strategie, in den einzelnen Regionen schneller profitabel zu werden und gleichzeitig die signifikanten Marktchancen zu nutzen."

Die eingetrübten Aussichten für Startups zeigen sich auch in den übrigen gemeinsamen Beteiligungen von Kinnevik und Rocket Internet. Der Online-Möbelhändler Home 24, an dem die Schweden 17 Prozent halten, steht in den Kinnevik-Büchern nur noch mit 61 Prozent der Summe, die das Unternehmen in den Börsenkandidaten gesteckt hat. Beim Internet-Einrichtungshaus Westwing ist Kinnevik dagegen leicht im Plus. Rocket hat die Beteiligungen zuletzt doppelt so hoch bewertet wie die Schweden.

Den asiatischen Amazon-Klon Lazada hatten Kinnevik und Rocket vor kurzem größtenteils an den chinesischen Rivalen Alibaba verkauft - offenbar mit Gewinn.

Reuters