Das Geschäftsmodell der Berliner ist einfach: Der Inkubator investiert in junge Unternehmen und unterstützt sie beim Aufbau. Dafür bekommt er Anteile. Die Finanzspritzen zahlen sich aber nur dann aus, wenn ein Unternehmen an die Börse gebracht wird oder anderweitig ein Exit gelingt. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Start-ups hohe Anlaufkosten haben, viel Geld verschlingen und entsprechend hoch das Risiko des Scheiterns ist. Noch vor zwei Jahren war die Skepsis unter Investoren groß: Sie hatten Angst, dass Rocket mit all den verlustträchtigen Beteiligungen das Geld ausgehen könnte.
Mit den erfolgreichen Börsengängen der Töchter in den vergangenen Monaten ist die Furcht vor Misserfolgen gewichen. Im Vergleich zum Ausgabepreis erzielten sie im Durchschnitt einen Kurszuwachs von mehr als 50 Prozent - und das in einem durchwachsenen Umfeld. Die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Rocket-Firmen den Weg an die Börse finden, ist zudem hoch: Die Gesellschaft ist an mehr als 100 Start-ups beteiligt. Mehrere stehen in den Startlöchern für ein IPO.
Allein der Wert der Beteiligung am indischen Einhorn (so werden Unternehmen genannt, die vor einem Börsengang schon mehr als eine Milliarde US-Dollar wert sind) Traveloka beträgt nach Schätzungen der Berenberg Bank vier Euro je Aktie. Dazu kommen unzählige kleinere Unternehmen, die gewinnbringend verkauft werden könnten. Zuletzt ging das pakistanische Onlineshopping-Portal Daraz für 34 Millionen Euro an Alibaba. Andere Deals könnten folgen.
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Intention: Delisting
Geht es nach Firmenchef Samwer verkennt der Markt das Potenzial seiner Holding. Wohl auch, um Kurspflege zu betreiben und Investoren der ersten Stunde zu beruhigen, startete Rocket mehrere Aktienrückkaufprogramme.
Bereits im vergangenen Jahr kauften die Berliner Anteile zurück. Zuletzt wurden dem Unternehmen im Mai knapp zehn Millionen Aktien angedient. Dazu kommt, dass die Gesellschaft Wandelanleihen im Wert von 254 Millionen Euro zurücknimmt, die erst 2022 fällig werden. Das Unternehmen will diese entwerten. Vielleicht haben die Programme aber auch eine andere Intention: Bislang dementierte Samwer, der sich erst vergangene Woche mit einer Million Aktien im Wert von 29 Millionen Euro eindeckte, Gerüchte, Rocket von der Börse nehmen zu wollen.
Die aktuellen Transaktionen sprechen jedoch eine andere Sprache, vor allem wenn man Samwers Argumentation folgt. Auf das viele Geld in der Kasse hingewiesen, sagt er stets: Rocket braucht es, um es zu investieren, sobald sich Chancen am Markt auftun. Nur so könne man mit der Konkurrenz aus den USA oder China mithalten. Diese hätte einen deutlich leichteren Zugang zu Kapital. Warum zieht er dann so viel Geld aus der Firma? Für Anleger würde auch ein Delisting Chancen bieten: Denn dann dürfte ein Übernahmeangebot fällig werden. Auch könnte es aktivistische Anleger anlocken, die sich wehren und auf höhere Preise setzen. Der jüngste Kursanstieg sollte deswegen noch längst nicht das Ende bedeuten.