Rocket, eine Holding von jungen Internet-Firmen, will bei Anlegern rund 750 Millionen Euro einsammeln und das Geld in weiteres Wachstum stecken. Insidern zufolge wird zunächst ein Anteil von knapp 15 Prozent platziert. Damit würde die Firma, die noch keine Gewinne schreibt, mit etwa fünf Milliarden Euro bewertet. "Der Börsengang ist der nächste logische Schritt auf dem Weg zu unserem erklärten Ziel, die weltweit führende Internet Plattform außerhalb der USA und Chinas zu werden", erklärte Gründer und Vorstandschef Oliver Samwer.

Zalando und Rocket Internet haben die selben Wurzeln. Beide wurden vom Berliner Startup-Unternehmer Oliver Samwer und seinen Brüdern Alexander und Marc finanziert, die mit ihrem Global Founders Fund an beiden Unternehmen beteiligt sind. Auch die schwedische Investmentgesellschaft Kinnevik ist bei beiden Firmen maßgeblich engagiert. Die Alteigner wollen bei den Börsengängen keine Anteile abgeben, sondern jeweils nur neue Aktien über eine Kapitalerhöhung platzieren.

Reuters hatte bereits Mitte August aus Finanzkreisen erfahren, dass Zalando und Rocket zeitgleich um die Gunst der Investoren buhlen wollen. Konkurrenz kommt auch durch den Mega-Börsengang des chinesischen Online-Händlers Alibaba auf. Dieser peilt bei seinem Sprung auf das New Yorker Parkett ein Emissionsvolumen von bis zu 23 Milliarden Dollar an und hat offenbar schon am zweiten Tag seiner Werbetour sehr viele Interessenten geködert, wie Insider berichteten.

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EIN UNDURCHSICHTIGES GEFLECHT

Die Samwers hatten Rocket 2007 aus der Taufe gehoben. Die Holding-Firmen in mehr als 100 Staaten sind im Schnitt zwei Jahre alt und reichen von Online-Möbelhändlern über Essens-Lieferdienste bis zu Zahlungsabwicklern. Sie zielen zumeist auf Schwellenländer in Asien und Lateinamerika mit einer dynamischen Wirtschaft, einer schnell wachsenden Mittelschicht und einer jungen, dem Internet zugeneigten Bevölkerung. Die Gruppe beschäftigt weltweit mehr als 20.000 Mitarbeiter. "Wir sind überzeugt, dass das Internet das Leben der Menschen grundlegend verändern wird, vor allem in den Schwellenländern", sagte Oliver Samwer. Rocket habe dafür eine einzigartige Plattform entwickelt. Jetzt gehe es darum, diese weiter auszubauen und Marktanteile zu steigern, betonte der Rocket-Chef in einer Telefonkonferenz.

Zur Gründung weiterer Unternehmen braucht die Holding frisches Geld. Denn laut Kinnevik-Daten kamen die zehn führenden Online-Firmen von Rocket 2013 zwar auf einen Umsatz von 743 Millionen Euro, fuhren aber einen operativen Verlust von knapp 432 Millionen ein. Samwer glaubt nicht, dass dies potenzielle Investoren abschrecken könnte: "Es dauert, bis man die Gewinnzone erreicht. Aber wir haben einen klaren Fahrplan. Und wir sind langfristig orientiert."

Eine detaillierte Holding-Bilanz wurde bislang nicht veröffentlicht. Beobachter warten nun gespannt auf den Börsenprospekt. Kritiker bemängeln, die Holdingstruktur sei viel zu undurchsichtig. Allerdings hat Rocket inzwischen damit begonnen, mehrere Online-Modehändler unter einem gemeinsamen Dach zu bündeln. "Rocket ist ein sehr junges Unternehmen und braucht eben noch ein bisschen Zeit, um sich zu strukturieren", betonte ein Insider. Dies sei auch der Grund, warum die Firma trotz des recht großen Emissionsvolumens zunächst eine Notierung im kaum regulierten Entry Standard anstrebe. Ein Aufstieg in den Frankfurter General oder Prime Standard soll dann innerhalb von 18 bis 24 Monaten folgen, wie das Unternehmen ankündigte. Der Börsengang wird federführend von Berenberg, JP Morgan und Morgan Stanley begleitet.

Reuters