von Franz-Georg Wenner






Chart 1: DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Auch zur Wochenmitte lieferte der DAX keine überzeugende Vorstellung ab. Ähnlich wie bereits in den vergangenen Tagen fiel die Handelsspanne mit lediglich 70 Punkten zwischen Tageshoch und Tief sehr gering aus. Anleger müssen sich somit weiterhin gedulden, bis wieder klare Signale aufleuchten. Positiv bleibt zumindest festzuhalten, dass sich der Markt seit rund einer Woche in der oberen Hälfte der Trading-Range aufhält, deren Extrembereiche zwischen 10.550 und 11.000 verlaufen. Die mittlere Zone bei rund 10.770 bis 10.825 kann als eine Art Vorlaufindikator interpretiert werden. Hält sich der DAX über dieser Schwelle, haben die Käufer einen leichten Vorteil. Einen kleinen Trumpf im Ärmel bietet die 21-Tage-Linie. Der Monatsmittelwert erreicht heute die 10.800er-Marke und dürfte bei einem erneuten Test Schnäppchenjäger anlocken.

Fällt der Index hingegen in den unteren Bereich, gilt es, die kurz- bis mittelfristig wichtige Nachfragezone bei 10.550 bis 10.600 im Blick zu behalten. Wie bereits mehrfach beschrieben, wäre ein Rücksetzer darunter kritisch einzuordnen, da bis 10.300 keine Unterstützungen vorhanden sind. Erst zwischen 10.200 und 10.300 wurden in der Vergangenheit einige Transaktionen abgewickelt, am rechten Rand steigt entsprechend das Umsatzgebirge an. Zonen mit höheren Umsätzen erweisen sich in einer Korrektur erfahrungsgemäß als gute Haltemarken für eine Stabilisierung.

Zwischenfazit: Derzeit liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch über die 11.000 Punkte-Marke bei knapp über 50 Prozent. Je länger der DAX allerdings in der Seitwärtsbewegung verharrt, desto dynamischer dürfte der anschließende Impuls in Richtung des Ausbruchs erfolgen. Auch wenn die Lethargie nur schwer zu ertragen ist, sollten Sie die genannten Grenzen genau im Blick behalten.

Allerdings wäre es falsch, bei einem Ausbruch auf der Oberseite auf eine lang anhaltende Rally zu spekulieren. Nach Kursgewinnen von mehr als 30 Prozent in nur vier Monaten ohne eine marktbereinigende Korrektur bleibt das Potenzial begrenzt. Gerade im mittelfristigen Bereich liegt derzeit kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis mehr vor. Wer den Sprung über die 10.000 im Januar verpasst hat, kann nur hoffen, dass der DAX die Ausbruchsmarke noch einmal von oben testet.

Chart 2 - DAX auf Wochenbasis



Gewinnmitnahmen bleiben somit nur eine Frage der Zeit. Besonders auch institutionelle Investoren, die nach strengen Risikoparametern arbeiten, könnten allmählich Profite realisieren. Seit Jahresbeginn legte der DAX um gut zwölf Prozent zu und liegt damit bereits drei Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnitt. Als bewährtes Warnsignal für eine Überhitzung gilt die Differenz zur 200-Tage-Linie. Seit Beginn des laufenden Aufwärtstrends im Jahr 2010 hat sich der DAX zu keinem Zeitpunkt um mehr als 13 bis 14 Prozent von seinem langfristigen Durchschnitt nach oben hin entfernt. Aktuell liegt die Differenz bereits bei 12,5 Prozent. Längerfristig betrachtet wurden größere Abstände in den vergangenen 15 Jahren nur sehr selten aufgerufen. Lediglich nach dem Bärenmarkt ab 2003, dem Crash 2008 / 2009 sowie der Übertreibungsphase in 2007 entfernte sich der DAX davon um bis zu 20 Prozent. Übertragen auf die aktuelle Ausgangslage müssten im Extremfall Kurse von 11.650 eingeplant werden. Die Vergangenheit lehrt aber, dass solche Übertreibungen immer schmerzhafte Korrekturen zur Folge hatten. Für einen gesünderen und nachhaltigeren Aufwärtstrend wäre es daher vorteilhaft, wenn die Extrembereiche nicht getestet werden. Sollte der DAX dennoch dynamisch über die 11.000 steigen, bieten sich gestaffelte Gewinnmitnahmen an.

Auf Seite 2: Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Nach der starken Rally, die im Oktober 2014 startete, ist das Potenzial nach oben beschränkt. Der in den vergangenen Jahren gemessene maximale Abstand zur 21-Tage-Linie (dem Monatsdurchschnittskurs) des DAX beträgt knapp über neun Prozent - ein Extremwert, der im zurück liegenden Jahrzehnt nur in vier Fällen erreicht wurde, meist nach stärkeren Korrekturen. Zuletzt notierte der Index Ende Januar mehr als acht Prozent über seinem Durchschnitt, was bereits auf eine massive Überhitzung des Marktes hin deutet.

Das letzte Mal war der DAX im Herbst 2011 so überkauft. Damals schlugen die Kurse anschließend fast in gleichem Maße nach unten aus und fielen um 8 Prozent unter ihren Monatsmittelpreis. Umgerechnet auf das aktuelle Kursniveau ergäbe sich daraus beträchtliches Korrekturpotenzial bis fast an die 9900er-Marke. Es gibt zwar keine Wiederholungsgarantie, doch folgt auf eine Übertreibung in eine Richtung häufig auch ein stärkerer Ausschlag zur Gegenseite - das ist mehr oder weniger ein Gesetz der Marktphysik und lässt sich auch mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen. Anleger mit längerem Zeithorizont sollten entsprechend vorsichtig agieren und nicht zwangsläufig jetzt frisches Kapital investieren. Es ist aus dem oben geschilderten Blickwinkel wahrscheinlich, dass wir auf absehbare Zeit noch einmal tiefere Indexstände zu sehen bekommen.

Auf Seite 3: Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.000 bis 11.650 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.800er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.

Auf Seite 4: Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis



Auf Seite 5: Tabelle Unterstützungen und Widerstände



Tabelle Unterstützungen und Widerstände



Auf Seite 6: Trading-Ideen



Trading-Ideen

























































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de