Die russische Zentralbank hebt angesichts der hartnäckigen hohen Inflation ihren Leitzins so deutlich an wie seit 2014 nicht mehr. Der Satz steige von 5,5 auf 6,5 Prozent, kündigte sie vor einer Woche in Moskau an.
Russland gehört damit zu einer Reihe von Schwellenländern, deren Zinsniveau sich zusehends weiter von dem der Industrieländer entfernt. Mexiko und Brasilien liegen nach den jüngsten Zinsschritten bei jeweils über vier Prozent, von Chile, Kolumbien, Peru und Südafrika werden in den kommenden Wochen ähnliche Erhöhungen der Notenbanken erwartet.
Viele dieser Länder haben in ihrer jüngeren Geschichte Erfahrungen mit steigender Inflation gesammelt, sodass die Teuerung die Bevölkerung erheblich beunruhigt. Die hohe Inflation ist beispielsweise eine der Hauptsorgen der russischen Haushalte vor den Parlamentswahlen im September, weil sie auf den Lebensstandard vieler Menschen drückt. Höhere Zinsen machen Kredite für Investitionen und Konsum teurer, was die Inflation dämpfen kann.
Neben der Inflation haben die Zentralbanken jedoch auch die Wechselkurse im Auge. Höhere Zinsen sorgen dafür, dass weniger Kapital ins Ausland abfließt. Sparen wird dadurch attraktiver, was auch den Preisauftrieb vermindern kann. Gleichzeitig ziehen höhere Zinsen auch Kapital aus dem Niedrigzins-Ausland an. Der sogenannte Carry Trade ist wieder attraktiv: Dabei leihen sich Investoren in einem Land mit niedrigen Zinsen Geld und legen es in einem Land mit hohen Zinsen an. Im Ergebnis stärkt dies die Währung des Hochzinslandes. Auch der Rubel wird dadurch gestützt. Das macht wiederum Importe günstiger, was die Inflation dämpft.
Weitere Zinserhöhungen denkbar
Die russischen Währungshüter rechnen in diesem Jahr mit einer Teuerungsrate zwischen 5,7 und 6,2 Prozent, 2022 erwarten sie dann 4,0 bis 4,5 Prozent. Eigentlich wird von der Notenbank ein Wert von vier Prozent angestrebt. Deshalb behielt sie sich auch beim jüngsten Schritt weitere Zinserhöhungen vor. Mit diesen ist zu rechnen, wenn die Wirkung der jüngsten Anhebung auf die Währung nachlässt, womöglich schon im September.
In den vergangenen drei Monaten hat der Euro zum Rubel bereits gut vier Prozent verloren, der Dollar hat zum Rubel über ein Prozent abgewertet. Papiere, mit denen sich auf das Währungspaar Euro/Rubel setzen lässt, sind aktuell rar. Mit einem Mini-Future von Vontobel (ISIN: DE 000 VS9 FZV 5) können spekulativ orientierte Anleger von einem zum Dollar stärker werdenden Rubel profitieren. Die Knock-out-Schwelle von 88,53 Rubel ist zurzeit 20,5 Prozent entfernt. Wird sie berührt, verlieren Anleger ihren Einsatz. Der Hebel liegt aktuell bei 4,4.