Vor der Zerschlagung der Tochter Innogy hat der Energiekonzern RWE mit Gewinneinbußen zu kämpfen: Das bereinigte Ebitda für das erste Halbjahr im fortgeführten Geschäft ("RWE stand alone") sank von 1,4 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,1 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis brach um mehr als ein Fünftel auf 683 Millionen Euro ein. Das lag allerdings im Rahmen der Erwartung der Analysten.

Zur Begründung verwies der Konzern auf den Rückgang im Braunkohle- und Kernenergiegeschäft. Hier brach das Ebitda im Vergleich zum Vorjahr um fast 60 Prozent auf 167 Millionen Euro ein. Neben der niedrigen Großhandelspreise für Strom belastete auch die geringere Stromproduktion durch die Stilllegung von Block B des Kernkraftwerks Gundremmingen das Ergebnis.

Aufgrund der Transaktion mit dem ehemaligen Konkurrenten E.ON passt der Essener Energiekonzern die Finanzberichterstattung an. Innogy als Ganzes wird dabei nicht mehr wie bisher voll konsolidiert. Die Anteile von Innogy, die an E.ON übergehen, weist der Energiekonzern bis zum Verkauf als "nicht fortgeführtes Geschäft" aus. "RWE stand alone" umfasst dabei die Kerngeschäftsfelder Braunkohle und Kernenergie, Europäische Stromerzeugung und Energiehandel zuzüglich der Innogy-Dividende. Die Umrechnung ermögliche eine bessere Sicht auf das operative Geschäft, erklärte das Unternehmen.

RWE gehört zu den größten Kohlestromerzeugern Europas. Rund die Hälfte des in Deutschland verfügbaren Stroms aus Braunkohle stammt von dem Energieriesen. Die verschärften Emissionsziele der Bundesrepublik bis 2030 noch zu erreichen, setzt den Essener Konzern unter Druck. RWE plant nun, in andere Energieformen zu investieren.

Nach den im Frühjahr vorgestellten Plänen, wollen die einstigen Konkurrenten RWE und E.ON die Geschäfte zusammenlegen und die RWE-Tochter Innogy zerschlagen. Bis Ende 2019 will der ehemalige Rivale E.ON die Mehrheit an Innogy übernehmen und sich komplett aus der Stromproduktion zurückziehen. Winken die Behörden die Transaktion durch, wird E.ON das Geschäft mit den erneuerbaren Energien abspalten und an RWE weitergeben. RWE wäre dann mit 17 Prozent an E.ON beteiligt. Nach Auslaufen des Übernahmeangebots Ende Juli sicherte sich E.ON bereits knapp 86 Prozent der Innogy-Papiere. "Die Transaktion mit E.ON geht gut voran. Als einer der führenden Stromerzeuger Europas verfügen wir künftig über ein noch breiteres und leistungsfähigeres Anlageportfolio", sagte Schmitz am Dienstag. Die "neue RWE" stehe für eine Energiewende mit Versorgungssicherheit.

Für das Geschäftsjahr erwartet der Versorger ein bereinigtes Ebitda zwischen 1,4 Milliarden Euro und 1,7 Milliarden Euro. Das bereinigte Nettoergebnis soll zwischen 500 Millionen Euro bis 800 Millionen Euro betragen. RWE Finanzchef Markus Krebber bestätigte zusätzlich den Dividendenausblick, die Dividende für 2018 um 40 Prozent auf 0,70 Euro anzuheben.

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Einschätzung der Redaktion



Nach den Zahlen war die RWE-Aktie der Top-Favorit im DAX. Zum Mittag notiert die Aktie mit mehr als 3,3 Prozent im Plus bei 21,60 Euro. Seit Jahresanfang gehört das Papier zu den größten Gewinnern im Leitindex. Vor allem die Vereinbarung mit E.ON beflügelte den Kurs. Ende Juli erreichte die Aktie ein Hoch bei 22,48 Euro.

Seitdem war die Aktie wieder leicht gefallen. Nach den Zahlen am Dienstag setzt sie ihren Aufwärtstrend seit dem Tief Anfang Februar bei 14,04 Euro weiter fort.

Charttechnisch befindet sich die RWE-Aktie übergeordnet seit dem Hoch bei knapp 100 Euro Anfang 2008 immer noch in einem Abwärtstrend. Dennoch erholte sich das Papier seit Anfang 2016 stetig. Die nächste Widerstandszone nach oben liegt zwischen 22,40 Euro und 23,20 Euro. Fällt diese Marke, ist der Weg frei bis zur alten Bestmarke bei 26 Euro. Wir bleiben bei unserer Empfehlung: Kaufen.

Zielkurs: 26,00 Euro
Stopp: 17,50 Euro