38 US-Dollar je Aktie sollen dafür fließen, was einem Eigenkapitalwert von rund 3,2 Milliarden Dollar (2,7 Mrd Euro) für den mRNA-Spezialisten aus den USA entspricht, wie Sanofi am Dienstag in Paris mitteilte.

Der Preis bedeute einen Aufschlag von rund 30 Prozent zum Montagsschlusskurs von Translate Bio in Höhe von 29 Dollar. Auch das Management des US-Unternehmens und der bisherige Großaktionär Baupost Group unterstützen die Übernahme. Bislang habe sich Sanofi damit rund 30 Prozent der ausstehenden Anteile gesichert. Geht alles nach Plan, soll die Übernahme noch im dritten Quartal abgeschlossen sein.

Mit der Übernahme von Translate Bio holt sich Sanofi einen kompetenten Partner ins Haus. Das 2011 gegründete US-Unternehmen mit Sitz in Lexington im US-Bundesstaat Massachusetts ist auf mRNA-Technologie spezialisiert, die spätestens mit dem Erfolg des auf diesem Verfahren basierenden Corona-Impfstoffs von Biontech (BioNTech (ADRs)) und Pfizer auch dem Nichtfachpublikum bekannt ist.

Bei diesem Verfahren wird die messenger-RNA - zu deutsch Boten-Ribonukleinsäure - dazu genutzt, um den genetischen Bauplan für bestimmte Proteine in die Zellen zu transportieren. Bei mRNA-Impfstoffen etwa kann der Körper dann anhand der Informationen Antikörper produzieren.

Sanofi springt vergleichsweise spät, aber womöglich nicht zu spät auf einen Zug auf. Denn die mRNA gilt in der Branche als wichtige Zukunftstechnologie, mit der nicht nur geimpft wird, sondern womöglich auch schwere Krankheiten wie beispielsweise Krebs angegangen werden könnten.

Mit Translate Bio arbeitet Sanofi bereits seit 2018 bei der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen zusammen, im Corona-Jahr 2020 wurde die Allianz um die Entwicklung eines Corona-Vakzins erweitert. Vor wenigen Wochen kündigte Sanofi zudem an, jährlich 400 Millionen Euro in die mRNA-Technologie investieren zu wollen. Bis 2025 sollen mindestens sechs Impfstoffe in die klinische Entwicklung gebracht werden. Dafür gründet der Konzern ein sogenanntes Kompetenzcenter an den beiden Standorten in Marcy l?Etoile in Frankreich und in Cambridge in den USA mit zunächst rund 400 Mitarbeitern.

Für Bernstein-Analyst Wimal Kapadia kommt die Übernahme angesichts der bestehenden Partnerschaft und den bereits angekündigten Investitionen in die mRNA-Technologie nicht überraschend, wie er in einer Studie am Dienstag schrieb. Zudem sei Sanofi schon an den US-Amerikanern mit einem kleinen Anteil beteiligt gewesen. Die Frage sei nun, wie gut die Plattform von Translate Bio sei. Denn im Kampf gegen Covid-19 hätten sich die modifizierten mRNA-Wirkstoffe bisher als die besseren herausgestellt. Wie der weniger wirksame Wirkstoff von CureVac nutze aber auch Translate Bio unmodifizierte mRNA. An der Pariser Börse kletterte die Sanofi-Aktie zuletzt um knapp ein halbes Prozent.

Für Sanofi ist der Ausbau der mRNA-Technologie ein weiterer Stein seines Umbauprogramms, das der damals neue Chef Paul Hudson angesichts der wachsenden Konkurrenz im Insulingeschäft Ende 2019 dem Konzern verordnet hatte. Damit besiegelten die Franzosen ihre Abkehr von der Diabetes- und Herzkreislauf-Forschung und eine Neuausrichtung des Portfolios. Zwar stellt der Konzern weiter Insulin her, doch liegt der Schwerpunkt nun unter anderem bei Krebsmedikamenten, Mitteln gegen seltene Krankheiten und Bluterkrankungen - und eben Impfstoffen.

Nach der vollständigen Übernahme von Translate Bio wollen die Unternehmen neben der gemeinsamen Arbeit an mRNA-Impfstoffen auch die Erforschung von mRNA-Therapien zur Behandlung von Krankheiten vorantreiben. "Wir werden nun in der Lage sein, auch unsere bereits bestehenden Forschungsprogramme weiter zu beschleunigen", sagte Sanofi-Lenker Hudson laut Mitteilung. "Unser Ziel ist es, das Potenzial der mRNA-Technologie zusätzlich zu den Impfungen auch in anderen Bereichen zu heben wie etwa in der Immunologie, Onkologie und seltenen Krankheiten.

Aus der Kooperation mit Translate Bio sind bislang zwei mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 und Grippe hervorgegangen, die Forschung an diesen befindet sich aber noch in einem recht frühen Stadium. Generell hinkt Sanofi mit einem Corona-Impfstoff hinterher: Für den bisher am weitesten fortgeschrittene Produktkandidaten Vidprevtyn, eine proteinbasierte Covid-19-Impfung, läuft derzeit bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) parallel zu den Tests ein beschleunigtes Prüfverfahren. Eine Entscheidung wird bis Ende des Jahres erwartet.

dpa-AFX