SAP vermeldet ein starkes Quartal – doch die Börse bleibt skeptisch. Warum die Cloud-Strategie aufgeht, aber geopolitische Unsicherheiten bremsen könnten.
Ungewöhnlicher Showdown zu später Stunde für Europas wertvollsten Konzern: DAX-Primus SAP präsentierte wegen des Doppel-Listings an der NYSE nach Handelschluss an der Wall Street sein neustes Zahlenwerk für das abgelaufene zweite Quartal. Und das kann sich sehen lassen: Der deutsche Softwareriese SAP konnte für das zweite Quartal 2025 eine eindrucksvolle Bilanz vermelden – operativ wie strategisch.
So stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn stieg um satte 32 Prozent auf 2,57 Milliarden Euro, während sich der Nettogewinn mit 1,75 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelte. Der Gesamtumsatz des Walldorfer Konzerns wuchs unterdessen um 9 Prozent auf 9,03 Milliarden Euro. SAP bleibt damit auch in einem angespannten makroökonomischen Umfeld mit Zollrisiken und Währungsturbulenzen auf Kurs – und bestätigt die ambitionierten Jahresziele.
Cloud-Boom als Wachstumstreiber – ERP weiter im Fokus
Wie bereits in den Vorquartalen bestätigt sich der Fokus auf das Cloud-Geschäft als der zentrale Hebel der SAP-Transformation. Der Umsatz mit Software-as-a-Service (SaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) stieg um 24 Prozent auf 5,13 Milliarden Euro, währungsbereinigt sogar um 28 Prozent. Besonders beeindruckend: Die Cloud ERP Suite, Herzstück von SAPs Modernisierungsagenda, verzeichnete ein Plus von 30 Prozent auf 4,42 Milliarden Euro. Der Cloud-Auftragsbestand (Current Cloud Backlog) kletterte um 22 Prozent auf 18,1 Milliarden Euro – ein klarer Indikator für nachhaltiges Wachstum.
Auch die Finanzkennzahlen zeugen von operativer Exzellenz: Der freie Cashflow verbesserte sich um 83 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro, während die Cloud-Bruttomarge stieg auf 75,2 Prozent stieg. Der Non-IFRS Gewinn je Aktie legte um 37 Prozent auf 1,50 Euro zu.
Strategische Neuausrichtung zahlt sich aus
Die 2024 begonnene und Anfang 2025 abgeschlossene Umstrukturierung – mit einem Gesamtvolumen von 3,2 Milliarden Euro – zeigt nun erste Früchte. Die Reduktion aktienbasierter Vergütungen und schlankere Strukturen halfen, die Kostenbasis signifikant zu senken. Auch bei den Kunden kann SAP punkten: Neue Verträge mit Alibaba, Mercedes-AMG PETRONAS Formula One und Accenture stärken das Cloud-Profil.
Zudem setzt SAP auf strategische Partnerschaften mit Playern wie Palantir, um KI-Funktionalitäten wie „Joule“ oder die SAP Business Data Cloud noch tiefer in das eigene Produktportfolio zu integrieren. CEO Christian Klein betont die Transformation hin zu einer „vernetzten, intelligenten Plattform“, die nicht nur Prozesse automatisiert, sondern Unternehmen bei der datengetriebenen Entscheidungsfindung unterstützt.
SAP-Aktie nachbörslich unter Druck
Trotz der beeindruckenden Performance reagierten Investoren verhalten. Der Grund liegt weniger in den Fundamentaldaten, sondern in der Unsicherheit rund um geopolitische Entwicklungen. SAP-Finanzchef Dominik Asam verwies auf verlängerte Entscheidungszyklen bei Unternehmenskunden infolge neuer Zollrisiken.
Zudem erwartet SAP im laufenden Jahr einen deutlichen Wechselkursgegenwind, da der Euro in der Spitze bis auf 1,18 US-Dollar gestiegen ist – was die Auslandserträge schmälert. In der ersten halben Stunde des nachbörslichen Handels an der Wall Street gab die SAP um 3 Prozent auf 296 Dollar nach. Seit Jahresanfang liegen die Anteilsscheine des mit Abstand wertvollsten deutschen Konzerns an der Frankfurter Börse um 10 Prozent im Plus.
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