Ein Allzeithoch mitten in der Krise - das ist außergewöhnlich. Soeben geschehen bei den Vorzugsaktien des Laborausrüsters Sartorius. Der Grund: Die Göttinger haben ihre Jahresprognose gerade angehoben. Der Umsatz des Herstellers von Ausrüstungen für die Biopharmaindustrie sowie von Laboren soll um 15 bis 19 Prozent steigen statt wie ursprünglich geplant um zehn bis 13 Prozent. Chef Joachim Kreuzburg wies dabei aber darauf hin, dass die Vorhersage wegen der Pandemie unter größerer Unsicherheit stehe als üblich.
Laut Kreuzburg stelle die Krise das Unternehmen vor "operative Herausforderungen". Sartorius sei aber als für den Gesundheitssektor relevantes Unternehmen von staatlichen Lockdowns relativ wenig betroffen. Die Produktion laufe in allen Werken weitgehend unterbrechungsfrei, die Lieferketten seien überwiegend intakt.
Laut aktuellen Quartalszahlen hat der MDAX-Wert die Krise sehr gut verarbeitet. Im kleineren Geschäftsbereich, der herkömmlichen Laborausrüstung, gab es wegen des Shutdowns in China zwar Einbußen, die Auswirkung der Pandemie habe sechs Prozentpunkte auf den Spartenumsatz betragen. Letztlich lag der Umsatz von Lab Products & Services (LPS) aber mit 115,6 Millionen Euro auf Vorjahresniveau, der operative Gewinn sank von 23 auf 18 Millionen Euro. Der größere Bereich Bioprocess Solutions (BPS), der etwa Testkits oder Bioreaktoren für die Biopharmaindustrie herstellt, registrierte hingegen Vorzieheffekte von Kunden. Diese frischten ihre Lager wegen der Krise auf. Der Umsatz von BPS stieg um 22,4 Prozent auf 394,3 Millionen Euro, der operative Gewinn von 90 auf 120 Millionen.
Insgesamt wuchs das Geschäftsvolumen der Göttinger im Quartal um 17 Prozent, der Auftragseingang kletterte indes um fast 30 Prozent - eine gute Ausgangslage für das Gesamtjahr. Die Prognose für 2020 enthält auch die Auswirkungen von Zukäufen: Noch bis Mai erwartet Sartorius den Abschluss der Übernahme der Biopharma-Aktivitäten des US-Konzerns Danaher, die rund fünf Prozentpunkte zum Jahreswachstum beitragen sollen. Der Umsatz soll 2020 laut neuer Prognose zwischen 2,1 und knapp 2,2 Milliarden Euro liegen, bei einer operativen Marge von 27,5 Prozent im Vergleich zu 27,1 im Vorjahr.
Kaufsignal: Das Allzeithoch ist ein starkes technisches Kaufsignal. Die Aktie ist aber teuer - Anleger nutzen Kursschwächen zum Einstieg.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 300,00 Euro
Stoppkurs: 180,00 Euro