Dieser Traditionskonzern beherbergt zwei unterschiedliche Geschäfte unter seinem Dach. Das sorgt für einen stattlichen Discount.
Einer der einfachsten Parameter für die Bewertung von Aktien ist der Buchwert, also das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital. Liegt das über dem Börsenwert, könnte Substanz im Verborgenen liegen. Der Blick auf diese Kennzahl bei Drägerwerk offenbart, dass auch dort mehr zu finden sein könnte, als im Kurs zum Ausdruck kommt.
Satter Discount
Das ausgewiesene Eigenkapital betrug Ende September 1,5 Milliarden Euro. Der Börsenwert der Stamm- und Vorzugsaktien beträgt hingegen nur 1,2 Milliarden Euro. Der Grund für diesen Abschlag: Das Unternehmen schaffte es in der Vergangenheit meistens nicht, eine ordentliche Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften. Und genau an diesem Punkt setzt die Investmentidee an. Drägerwerk ist in zwei Geschäftsfeldern tätig: Medizintechnik und Sicherheitstechnik. Im Bereich Medizintechnik sind etwa die Beatmungsgeräte des Konzerns auf Intensivstationen rund um den Globus zu finden. Der Bereich Sicherheitstechnik stellt Atemschutzprodukte her, die etwa bei Feuerwehren Anwendung finden. Während der Coronapandemie erlebte das Unternehmen eine Hochkonjunktur in beiden Bereichen, verdiente viel Geld. Diese Erträge sorgten für einen Befreiungsschlag in der Bilanz. Drägerwerk war zuvor teilweise mit teuren Genussscheinen finanziert, die die Aktionäre ausbremsten. Mit dem Cashflow aus der Pandemie konnte der Konzern sich dieser Last entledigen. Und das schafft nun auch die Basis für eine Steigerung der Profitabilität.
Gute Aussichten
Das Management hat versprochen, die Umsatzrendite kontinuierlich zu steigern. Diese Ankündigung erfolgte zwar bei einem wenig anspruchsvollen Niveau. Bisher deutet es sich allerdings an, dass der Renditesteigerungspfad eingehalten werden kann. Das heißt: Ab einem gewissen Punkt müsste die Aktie auf und bei weiteren Renditesteigerungen auch über Buchwert gehandelt werden. Die Steigerung der operativen Rendite ist nicht der einzige potenzielle Katalysator. Würde das Unternehmen einen Geschäftsbereich abspalten und als eigenständige Firma an die Börse bringen, könnten stille Reserven gehoben werden. Im Moment etwa sind Investoren bereit, für Firmen mit Fantasie im Verteidigungssektor hohe Multiplikatoren zu zahlen. Die Sicherheitssparte von Drägerwerk bringt das zweifelsfrei mit. Bisher hatte das Management solche Vorschläge zurückgewiesen. Weil aber die Prämien nun sehr hoch sind, könnte es zu einem Umdenken kommen. Anleger, die in die unbewertete Substanz des Konzerns investieren wollen, setzen auf die Stammaktien. Weil die Vorzugsaktien in einem Index vertreten sind, handeln die mit einem beachtlichen Aufschlag zu den stimmberechtigten Papieren. Im Normalfall ist es umgekehrt.
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