Gesundheitsminister Jens Spahn sprach von knapp zwei Millionen Dosen, die Moderna bis Ende März liefern könne. Kritik am holprigen Impfstart wies er zurück: "Wir haben genug, mehr als genug Impfstoffe bestellt."
Die finale Entscheidung über die Zulassung des Moderna-Impfstoffs traf die Europäische Kommission am Nachmittag, nach dem die Arzneimittelbehörde das Mittel am Mittag freigegeben hatte. Die EU hat bei Moderna 160 Millionen Dosen bestellt, Deutschland hat sich über die EU insgesamt 50 Millionen Impfdosen dieses Herstellers gesichert.
Mit dem Biontech-Impfstoff sind seit der Zulassung am 21. Dezember hierzulande inzwischen gut 367.000 Menschen geimpft worden. Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen war aber Kritik laut geworden, warum nicht mehr Impfstoff bestellt worden war. Eine ins Spiel gebrachte Ausdehnung des Abstandes zwischen den zwei erforderlichen Impfdosen - was mehr Menschen eine Erst-Impfung ermöglicht hätte, die schon einen gewissen Schutz bietet - lehnte Spahn aufgrund von Warnungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) ab. Die Zulassungsbestimmungen sähen eine Zweitimpfung innerhalb von drei bis maximal sechs Wochen vor und daran halte man fest.
Spahn hatte zur Beschleunigung unter anderem prüfen lassen, ob eine Zweit-Impfung später kommen könne, ein Weg, den etwa Großbritannien geht. Dies lehnte er nun ebenso ab, wie eine Kombination von zwei Wirkstoffen: "Das wird es nicht geben", sagte Spahn. Davon rate die Impf-Kommission klar ab. Dagegen könnten aber aus einer Biontech-Ampulle statt fünf nun sechs Dosen und so bis zu einem Fünftel mehr Stoff gewonnen werden. Dafür werde die EMA in Kürze die Genehmigung erteilen, sagte ein EU-Vertreter zu Reuters.
Deutschland kann mit den beiden Impfstoffen von Biontech und Moderna im Laufe des Jahres mit rund 136 Millionen Impfdosen rechnen. Bis Sommer soll laut Spahn jeder Deutsche ein Impfangebot bekommen. Bis Ende März werden allerdings nur um die zwölf Millionen Dosen zur Verfügung stehen, mit denen vor allem Pflegeheim-Bewohner, sehr alte Menschen sowie Pflege- und medizinisches Personal geimpft werden sollen. Parallel dazu haben die nach wie vor hohen Infektionszahlen und die Auslastung von Krankenhäusern und Intensivstationen dazu geführt, dass Bund und Länder die Kontaktbeschränkungen verschärft und bis Ende Januar verlängert haben.
MODERNA-IMPFSTOFF HAT VORTEILE GEGENÜBER BIONTECH-PRÄPARAT
Der vergleichsweise langsame Impfstart vor allem aufgrund fehlender Dosen hatte in Deutschland für Kritik gesorgt, zumal Biontech vom Steuerzahler bis zu 380 Millionen Euro für Forschung und schnelle Entwicklung zugesagt bekommen hatte und zwei weitere Firmen ebenfalls unterstützt werden. Forschungsministerin Anja Karliczek hatte dazu Anfang Oktober erklärt: "Dabei hatten wir immer im Blick, dass ein angemessener Anteil der Produktion eines zugelassenen Impfstoffes für die bedarfsgerechte Versorgung in Deutschland zugänglich gemacht wird." Letztlich aber wurde über die EU bestellt - Deutschland bekommt von Biontech auf dem Weg rund 56 Millionen Dosen. 30 Millionen weitere wurden national nachbestellt, werden aber erst nach der Produktion für die gesamte EU geliefert.
Auch der jetzt von der EMA genehmigte Moderna-Impfstoff muss für seine volle Wirksamkeit zweimal geimpft werden. Er hat allerdings gegenüber dem Biontech-Präparat den Vorteil, dass er keine ultrakalte Aufbewahrung benötigt und daher leichter zu lagern und verteilen ist. In den USA, Kanada und Israel ist er bereits zugelassen.
Die Wirksamkeit des Moderna-Vakzins liegt nach der abschließenden Analyse der zulassungsrelevanten Studie bei gut 94 Prozent. Biontech und Pfizer hatten die Wirksamkeit ihres Mittels auf 95 Prozent beziffert. Beide Impfstoffe basieren auf einer neuen Technologie, der sogenannten Boten-RNA (mRNA), die den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln soll.
rtr