Der globale ökonomische Stillstand sorgt an den Devisenmärkten für Unsicherheit. Im ersten Quartal flüchteten Investoren aus Schwellenländer-Währungen und positionierten sich in US-Dollar, in Schweizer Franken, in Euro und in japanischem Yen. Aber auch die großen liquiden Währungen schwankten zeitweise kräftig. Zweifel nehmen zu, ob sie ihrer Funktion als sicherer Hafen langfristig gerecht werden können.

Der Konjunktureinbruch jenseits des Atlantiks fällt massiv aus. Die Schweizer Bank Credit Suisse prognostiziert im zweiten Quartal einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung von zehn Prozent. Regierung und US-Notenbank wollen mit staatlicher Hilfe von zwei Billionen Dollar und geldpolitischen Lockerungen eine Welle von Unternehmenspleiten und einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern. Doch das führt zu einem Anstieg der Neuverschuldung im laufenden Jahr auf 15 Prozent. Die Marktteilnehmer konzentrierten sich zunehmend auf die explodierenden Defizite der USA, sagt Norman Villamin. Der Chief Investment Officer der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée erwartet daher ein Ende der Dollar-Hausse.

Allerdings versuchen auch andere Länder den konjunkturellen Schaden zu begrenzen. "Niemand will einen zu starken Anstieg der eigenen Währung riskieren", sagt Thorsten Vetter, der den Fonds Flossbach von Storch Currency Diversification Bond lenkt (ISIN: LU 052 600 073 1). Das sorge dafür, dass die Devisen in gewissen Bandbreiten weiterhin zueinander stabil blieben. Der Fondsmanager sieht in Dollar-Anlagen gute Chancen. Er hat den Anteil von US-Unternehmensanleihen im Portfolio zuletzt deutlich erhöht. "Der US-Bondmarkt ist sehr liquide, die von erstklassigen Unternehmen aufgelegten Neuemissionen sind attraktiv verzinst", sagt Vetter. Auch die Analysten der LBBW gehen von einem festen Greenback aus. Die US-Notenbank wird nach ihrer Einschätzung als "erste vom Gaspedal gehen" und die Zinsen, wenn auch in ferner Zukunft, eher und stärker anheben als die Europäische Zentralbank (EZB).

Belastung für den Euro


Der Euro dagegen dürfte unter Druck geraten. Für die nächste Monate wollen Devisenexperten die Parität zwischen Gemeinschaftswährung und US-Dollar nicht ausschließen. In den Peripheriestaaten zeichneten sich tiefe Wirtschaftskrisen ab, die Hilfsprogramme in Höhe von Hunderten Milliarden Euro erforderten - weit mehr als bisher in Aussicht gestellt, heißt es im Kapitalmarktbericht von Flossbach von Storch.

Auch die hart geführte Diskussion um Corona-Bonds belastet den Euro. Die Südeuropäer fordern deren Auflegung, um nach dem Ende der Pandemie den Wiederaufbau finanzieren zu können. Vor allem Deutschland, die Niederlande und Österreich stemmen sich gegen eine Vergemeinschaftung der Schulden. Sie favorisieren Krisenhilfen aus dem Eurorettungsschirm, von der Europäischen Investitionsbank und der EU-Kommission. Der Streit und der riesige Finanzbedarf nähren Spekulationen über die Neuauflage der Schuldenkrise.

Schweizer Franken und japanischer Yen sollten nach Ansicht der DZ Bank dagegen zunächst gut unterstützt bleiben. Allerdings ist die Währung der Eidgenossen im Vergleich zum Euro schon hoch bewertet. Einer weiteren Stärkung wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) mittels Devisenmarktinterventionen entgegenwirken. Bis Mitte kommenden Jahres sollte der Franken im Vergleich zum Euro wieder leicht abwerten, schätzt die LBBW. Auch der Yen dürfte seine jüngsten Gewinne wieder abgeben. Das von der Regierung aufgelegte milliardenschwere Stimulierungsprogramm wird wohl kaum ausreichen, um eine Rezession zu verhindern.

Zu den klaren Währungsverlierern zählen die Emerging Markets. Der mexikanische Peso beispielsweise verlor gegenüber dem Euro in den vergangenen drei Monaten rund 26 Prozent. Mexikos Wirtschaft leidet unter den Reisebeschränkungen, der Tourismus trägt rund 17 Prozent zur wirtschaftlichen Gesamtleistung bei. Lieferketten in die USA sind unterbrochen. Noch dazu frisst der Rückgang des Ölpreises ein Loch in die Haushaltskasse. Die Talfahrt des mexikanischen Peso droht anzudauern. Auch der brasilianische Real, die türkische Lira und der südafrikanische Rand dürften in den kommenden Wochen unter Druck bleiben.

Rubel-Erholung möglich


Russlands Währung dagegen wird nach herben Verlusten Aufwärtspotenzial unterstellt. Negativ auf den Rubel wirkten sich die drastisch gefallenen Öl- und Gaspreise aus. Auf 35 Milliarden Euro werden die Einnahmeausfälle im Zuge des Öl- und Gaspreisverfalls geschätzt. Auch führte die Rubelschwäche bereits zu einem Anstieg der Inflation. Die Teuerungsrate dürfte in den kommenden Wochen über die anvisierte Zielmarke von vier Prozent steigen.

Die Notenbank will den Leitzins von derzeit sechs Prozent nicht erhöhen. Der Zinsvorteil von Rubel-Investments gegenüber Anlagen in Euro ist aber schon deutlich. Sobald Weltkonjunktur und Ölpreis anziehen, dürfte der Rubel zulegen. Die LBBW hält eine Aufwertung von derzeit 82 auf 75 Rubel je Euro bis Jahresende für möglich. Für den Rubel sprechen hohe Devisenreserven und die Gesamtverschuldung von 23 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: In den USA wird die Staatsverschuldung auf 120 Prozent steigen.

Anleger können mit Anleihen oder Zertifikaten auf Wechselkursbewegungen setzen. Risikobereite greifen bei kurzfristigen Devisenwetten auch zu CFDs (siehe Investor-Info).

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