Der Einbruch der Schweizer Aktienbörse drückte Dax und EuroStoxx50 allerdings nur vorübergehend ins Minus. Der deutsche Leitindex flirtete sogar mit seinem Rekordhoch von 10.093,03 Punkten und verabschiedete sich mit einem Plus von 2,2 Prozent bei 10.032,61 Zählern in den Feierabend. Sein pan-europäisches Pendant gewann 1,9 Prozent auf 3149,88 Stellen. Die Aussicht auf baldige weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankurbelung der Konjunktur sorge weiter für Auftrieb, sagte ein Börsianer. An der Wall Street gaben Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 dagegen wegen teilweise enttäuschender Firmenbilanzen zwischen 0,3 und 0,7 Prozent nach.

SNB ERWISCHT ANLEGER AUF DEM FALSCHEN FUSS

In einer 180-Grad-Kehrtwende hatte die SNB den seit etwa drei Jahren geltenden Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgegeben. Während dieser Zeit hatte sie diese Marke mit milliardenschweren Stützungskäufen verteidigt. Offenbar rechne die Notenbank fest mit baldigen umfassenden Wertpapierkäufen der EZB, dem sogenannten Quantitative Easing (QE), sagte Jonathan Webb, Devisen-Anlagestratege vom Brokerhaus Jefferies. "Dies würde es den Schweizern erschweren, den Euro-Kurs zu verteidigen."

Als Reaktion auf die SNB-Ankündigung fiel die europäische Gemeinschaftswährung auf ein Rekordtief von 0,8639 Franken. Parallel dazu rutschte sie auch zur US-Valuta ab und war mit 1,1568 Dollar so billig wie zuletzt im November 2003. Der Schweizer Aktienindex SMI schloss 8,7 Prozent tiefer. Das ist der größte Tagesverlust seit 25 Jahren und der zweitgrößte seiner Geschichte.

Börsianer kritisierten, dass sich SNB noch vor wenigen Tagen zum Mindestkurs bekannt habe. "Das schürt die Angst vor Fehlern in der Geldpolitik zu einem Zeitpunkt, da die Notenbanken den Markt am Laufen halten", betonte Alexandre Baradez, Analyst bei IG France. Einige Anleger nahmen Kurs auf "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von 0,402 Prozent. Der Bund-Future, der auf diesen Papieren basiert, notierte mit 157,69 Punkten so noch wie nie zuvor. Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 2,7 Prozent auf 1262,60 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

BEIERSDORF HEBEN NACH UMSATZZAHLEN AB

Bei den deutschen Unternehmen stach Beiersdorf mit einem Kursplus von 5,6 Prozent heraus. Der Hamburger Nivea-Hersteller steigerte den Umsatz im abgelaufenen Jahr um 2,3 Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro. Außerdem bekräftigte das Management sein Ziel einer operativen Gewinnmarge von mehr als 13 Prozent.

In London gehörten Minenbetreiber wie Randgold, BHP Billiton und Fresnillo mit Kursgewinnen zwischen 4,8 und 6,4 Prozent zu den Favoriten. Sie profitierten von den anziehenden Preisen für Gold und Kupfer. Das Industriemetall verteuerte sich nach den Verlusten der vergangenen Tage um 2,4 Prozent auf 5681 Dollar je Tonne.

An der Wall Street gaben Citigroup und Bank of America dagegen 2,6 beziehungsweise 3,7 Prozent nach. Beiden US-Großbanken hatten hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten die Bilanzen verhagelt. JPMorgan, die am Mittwoch ebenfalls enttäuschende Zahlen vorgelegt hatten, bauten ihr 3,5-prozentiges Vortagesminus um 2,5 Prozent aus.

rtr