Von den Unternehmensgewinnen dies- und jenseits des Atlantiks kämen derzeit keine positiven Impulse, die Berichte seien bislang von Ergebnis- und Umsatzrückgängen geprägt.
Der DAX hat sich inzwischen von der 10 000 Punkte-Marke wieder recht deutlich nach unten entfernt und befindet sich nach zwei Wochen mit kräftigen Kursverlusten in schwierigem Fahrwasser. Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba sieht den deutschen Leitindex charttechnisch angeschlagen. Der mittelfristige Trend drohe negativ zu werden.
Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verweisen zudem auf die gegenwärtig saisonal schwache Phase an den Börsen. Das Aktienrisiko in den Monaten Mai und Juni werde kaum entlohnt, hieß es von der LBBW. "Außerdem gilt, dass es in der Regel Sommer wird, bis der Dax nach einem schwachen Jahresstart ins Plus dreht." Deshalb seien erneute Kursverluste nicht auszuschließen, zumal der Unsicherheitsfaktor "Brexit" weiter über der Börse schwebe. Das Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union soll am 23. Juni stattfinden.
Der Rückversicherer Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) und thyssenkrupp sind die Dax-Vertreter, die in der kommenden Woche am Dienstag und damit als erste über ihre Geschäftsentwicklung im ersten Kalenderquartal berichten werden. Bei dem Industrie- und Stahlkonzern Thyssenkrupp haben sich die Aussichten deutlich aufgehellt. Dennoch stellen sich viele Analysten darauf ein, dass die Essener ihre Prognose für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr senken. Sie befürchten, dass die jüngste Erholung der Stahlpreise zu spät kommt, um dem Konzern in den verbleibenden Monaten noch den erhofften weiteren Gewinnsprung zu sichern.
Zur Wochenmitte folgen dann die Allianz mit ihrem ausführlichen Geschäftsbericht zum Jahresstart sowie die Deutsche Post und der Versorger Eon. Die Quartalskennziffern des Immobilienkonzerns Vonovia und des zweiten großen Versorgers, RWE, stehen am Donnerstag im Fokus. Darüber hinaus müssen die Anleger in der neuen Woche zahlreiche Geschäftszahlen von Unternehmen aus dem MDAX, dem TecDAX und dem SDAX verarbeiten.
Der Konjunkturdaten-Kalender sieht in der neuen Woche recht überschaubar aus. Zum Wochenstart könnten die Auftragseingänge der deutschen Industrie für März interessieren, bevor am Dienstag neue Daten zur hiesigen Industrieproduktion ebenfalls für März anstehen. Am Freitag blicken Investoren dann auf die Daten zum Wirtschaftswachstum in Deutschland im ersten Quartal. "Es dürfte kein Geheimnis mehr sein, dass die deutsche Volkswirtschaft kräftig ins neue Jahr gestartet ist", schreiben die Ökonomen der DekaBank. Die Startbedingungen für das zweite Jahresviertel seien aber sehr verhalten. Marktteilnehmer sollten mit einer Abkühlung rechnen.
Aus den USA dürften zum Wochenausklang das von der Uni Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen für Mai, vor allem aber die Umsätze im Einzelhandel für April die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die US-Notenbank wird auch diese Daten genau unter die Lupe nehmen und in ihre Leitzins-Entscheidung im Juni mit einfließen lassen. Die DekaBank geht aber davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung mit diesen Daten wohl nicht wesentlich zunehmen wird./ajx/la/he
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---