Die letzte Überprüfung der hauseigenen europäischen Nebenwerte-Favoriten fand im Juni vor dem Hintergrund eines von COVID-19 belasteten Aktienmarktes statt, der von einem Einbruch der Reise-, Freizeit-, Einzelhandels-/Immobilien- und Ö-Titel betroffen war, schreibt die Deutsche Bank in einer aktuellen Studie zum europäischen Nebenwerte-Segment.

In den vergangenen Monaten sei jedoch zumeist eine deutliche Kurserholung bei den Coronavirus-Profiteuren zu verzeichnen gewesen, wobei dann in jüngster Zeit auch die Nebenwerte allgemein verstärkt angesprungen seien, was vor dem Hintergrund gestiegener Gewinnprognosen zu sehen sei. Die Nebenwerte hätten sich in dieser Zeit deutlich besser geschlagen als die Standardwerte. Mit den jüngsten Nachrichten über eine Zulassung von Covid-19-Impfstoffen sei dann eine massive Rotation in Gang gekommen, bei der sich die Anleger auf Aktien gestürzt hätten, die als bisherige Coronavirus-Verlierer galten.

Vor diesem turbulenten Hintergrund sei man mit der erzielten Performance der hauseigenen Favoriten für Kontinentaleuropa zufrieden. Seit Mitte Juni habe das Portfolio die Performance des Nebenwerteindex STOXX 200 um weitere 700 Basispunkte übertroffen, wobei die Gesamtperformance seit dem Start des virtuellen Portfolios am 24. Januar 2019 zum Zeitpunkt der Auflage der Studie auf ein Plus von 27,4 Prozent komme.

Die Marktbedingungen seien weiter volatil, mit Ungewissheiten rund um Covid-19 und darüber, wie die Regierungen auf die enormen Kosten der COVID-Rettungsstrategien reagieren werden. Unterdessen sei das endgültige Ergebnis der Brexit-Verhandlungen nicht klarer als vor einem Jahr. Zu beobachten sei auch, dass sich der ESG-Investitionsrahmen allmählich auf dem MidCap-Markt durchzusetzen beginne, was sowohl eine Bedrohung als auch eine Chance darstelle.

BÖRSE ONLINE berichtet nachfolgend, mit welchen Titeln die Deutsche Bank mit ihrem etwas angepassten Nebenwerte-Portfolio in den kommenden Monaten den Markt weiterhin schlagen will. In der Spitze sind die Favoriten dabei mit einem Aufwärtspotenzial von 70 Prozent gemessen am Kursziel und den aktuellen Notierungen versehen.

Aixtron-Aktie



Zu den Nebenwertefavoriten aus Deutschland zählen bei der Deutschen Bank die Aktien von Aixtron. Das Kursziel beträgt hier 14,00 Euro. Bei einem aktuellen Kurs von 12,31 Euro verspricht diese Vorgabe theoretisch die Chance auf ein Plus von 13,7 Prozent.

Aixtron mit Sitz in Aachen ist laut Deutscher Bank einer der beiden weltweit führenden Hersteller von Verbindungshalbleiteranlagen. Das Unternehmen wurde 1983 als Spin-off der Universität Aachen gegründet. Sogenannte MOCVD- oder metallorganische Gasphasenabscheidung (MOCVD = metal organic vapour deposition)-Werkzeuge werden für die Herstellung von LEDs und zunehmend auch für andere Geräte wie Leistungselektronik und Optoelektronik verwendet. Aixtron stellt auch Geräte für den Einsatz auf dem gewöhnlichen siliziumbasierten Halbleiterspeicherchipmarkt sowie OLED her.

Zur Begründung für die Kaufempfehlung schreibt man folgendes: Angetrieben von einer Fülle neuer Anwendungen und mit physikalischen Grenzen, die Innovationen im Halbleiter-Bereich noch schwieriger machen, wird der Markt für Verbindungshalbleiter immer älter - und Aixtron ist der Schlüssel zum Erfolg. Während die neue 3D-Erfassungsfunktion des iPhone X bis Anfang 2018 die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, sind noch viele weitere Anwendungen auf dem Weg vom Labor zur Fertigung - darunter drahtloses Laden, Schnellladung, EVs (Auto + Ladegeräte), Solarwechselrichter, Lidar oder Mikro-LEDs. Daher verlagert sich der Schwerpunkt von Aixtron jetzt von der Kostensenkung zum Umsatzwachstum. Darüber hinaus kann das Unternehmen in den kommenden Monaten möglicherweise seinen ersten großen OLED-Umsatz erzielen, mit der Aussicht, bei einem großen OLED-Display-Hersteller einen Erfolg zu landen.

Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie in diesem und im kommenden Jahr bewegen sich bei 0,25 Euro und bei 0,34 Euro. Im Vorjahr waren es 0,29 Euro. Auf Basis der Schätzung für das kommende Jahr ergibt sich ein KGV von 36,2.

Angesichts einer erwarteten Rückkehr zur Rentabilität bewertet die Deutsche Bank die Aktien anhand von Unternehmenswert-Multiplikatoren. Nach dem Platzen der LED-Blase im Jahr 2011 sei die Aktie mit einem drei- bis fünffachen Multiplikator gemessen an den geschätzten Umsätzen gehandelt worden. Das genannte Kursziel von 14 Euro taxiere das Unternehmen auf einen Multiplikator von 4,2 für 2021. Angesichts der Erwartung steigender Auftragsbestände für die Zukunft sei dies ein angemessener Ansatz.

Potenzielle Kurs-Katalysatoren könnten einen Anstieg der Aufträge im vierten Quartal sowie die Ankündigung eines größeren OLED-Auftrags sein. Zu den allgemeinen Risiken gehörten das Wettbewerbsumfeld und eine breite wirtschaftliche Abschwächung. Zu den unternehmensspezifischen Risiken zählen die Analysten: (1) Verzögerungen bei der Einführung von wichtigen Verbindungshalbleiter verbrauchenden Modulen, wie z.B. 3D-Sensorik für Smartphones oder Siliziumkarbid-Anwendungen in Autos und (2) Veränderungen im Wert des US-Dollars (rund 60-70 Prozent der Einnahmen, aber praktisch keine USD-Kosten).



Cancom-Aktie



Die Aktien von Cancom befinden sich ebenfalls in der Nebenwerte-Favoritenliste der Deutschen Bank. Einem Kursziel von 50,00 Euro steht hier eine aktuelle Notiz von 43,70 Euro gegenüber. Das lässt bei einer Zielerreichung 14,4 Prozent Luft nach oben.

Die Deutsche Bank bezeichnet Cancom als Deutschlands viertgrößtes unabhängiges IT-Dienstleistungsunternehmen, das sich als Digital Transformation Partner für Unternehmenskunden versteht. Cancom verlagere sich zunehmend von der Bereitstellung relativ einfacher IT-Lösungen (oft mit Wiederverkauf von Hardware) hin zum Angebot integrierter und komplexer Cloud-Lösungen. Aufgrund dieser Verlagerung erwartet man, dass die Einnahmen des Unternehmens immer wiederkehrender werden und der wachsende Anteil von Einnahmen und Rentabilität in Richtung der margenstärkeren Cloud-Lösungen zu einer künftig höheren Bewertung führen könnten.

Der Anteil der Cloud-Lösungen am Gesamtumsatz hat sich bei Cancom laut Deutscher Bank im Zeitraum 2013-2019 von sieben Prozent auf 19 Prozent fast verdreifacht. Gleichzeitig sei der Anteil der Division am Konzern-EBITDA von 33 Prozent auf 61 Prozent gestiegen. Die EBITDA-Marge von Cancom Cloud Solutions habe 2019 bei 24,3 Prozent gelegen, gegenüber 5,0 Prozent bei IT Solutions.

Die gesamte EBITDA-Marge von Cancom profitiere von diesem Trend eines wachsenden Geschäftsbereichs mit einer höheren EBITDA-Marge, und man erwartet, dass die EBITDA-Marge der Gruppe im Jahr 2022 8,5 Prozent erreichen wird. Das Ergebnis sollte ein höherer Cashflow aus Betriebsaktivitäten sein, der zu der bestehenden Netto-Cash-Position hinzukomme, was Cancom in die Lage versetzen sollte, aktiv an der laufenden Konsolidierung der immer noch stark fragmentierten Cloud-Service-Industrie teilzunehmen.

Die zuständigen Analysten sehen den Gewinn je Aktie in 2020 bei 1,22 Euro, nach 0,99 Euro im Vorjahr und bei 1,16 Euro im kommenden Jahr. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 37,7.

Die Deutsche Bank verwendet hier zwei gleich gewichtete Bewertungsansätze: das hauseigene dreistufige Standardmodell auf Basis einer abgezinsten Cashflow-Berechnung und einen IT-Service-Peer-Group-Vergleich. Das abgezinste Cashflow-Modell verwendet gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten von 6,6 Prozent, während die sonstigen Bewertungsansätze dem Durchschnitt der Multiplikatoren in der Vergleichsgruppe beim KGV, Unternehmenswert zum EBIT, Unternehmenswert zum EBITDA und Unternehmenswert zum Umsatz entsprechen.

Zu Chancen und Risiken heißt es, eine makroökonomische Verlangsamung könnte zu Kürzungen der IT-Ausgaben führen. Darüber hinaus könnte der potenzielle Eintritt eines großen IT-Anbieters in den KMU-Markt eine Bedrohung darstellen. Schließlich erfordere der IT-Markt erstklassige Fachkenntnisse, da die Unternehmen IT zur Differenzierung nutzten, was bedeute, dass Cancom auf dem neuesten Stand der IT-Entwicklungen bleiben und neue Trends frühzeitig erfassen müsse.

Cancom ergäben sich derzeit über einen historisch hohen (Hardware-)Auftragsbestand, doch aufgrund der Pandemie leide das Unternehmen vorübergehend unter einem sich verschlechternden Geschäftsmix mit mehr Wiederverkauf von IT-Hardware mit niedrigen Margen und weniger margenstarkem Rechenzentrums- und Projektgeschäft. Nichtsdestotrotz habe man Vertrauen in die Anlagestory bei Cancom, der strukturellen Geschäftsverlagerung in die Cloud, und man erwartet, dass sich der Trend beim Geschäftsmix ab dem ersten Halbjahr 2021 wieder umkehren wird. Was auch zuversichtlich stimme, sei die Tatsache, dass kürzlich einige Director Dealings sowie die Aufstockung der Beteiligung des ehemaligen Gründers zu registrieren gewesen seien.



Instone Real Estate-Aktie



Bei Instone Real Estate, dem dritten deutschen Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank, nennen die Analysten als Kursziel 35,00 Euro. Der aktuelle Kurs beträgt 20,60 Euro. Folglich traut man diesem Titel einen Anstieg von satten 70 Prozent zu.

Instone Real Estate ist laut Deutscher Bank ein führender deutscher Hausbauer mit einer skalierbaren landesweiten Plattform, die in allen Top-Metropolregionen des Landes tätig ist. In den vergangenen zehn Jahren habe das erfahrene Managementteam eine starke Erfolgsbilanz mit straffem Kostenmanagement aufgebaut. Die gesicherte Land-Bank und der hohe Anteil an vorverkauften Aktien böten eine gute Sichtbarkeit des Cashflows während der Anlaufphase.

Das Portfolio von Instone befindet sich in den wachstumsstärksten Märkten Deutschlands, wo die Leerstandsraten inzwischen ein Rekordtief erreicht haben und die derzeitige Bautätigkeit deutlich unter dem tatsächlichen Bedarf liegt, so die Deutsche Bank. Darüber hinaus dürften die vorgeschlagenen Gesetze zum Mietpreisstopp in Berlin (oder etwaige Spillover-Effekte) das Angebot nur noch weiter verknappen und damit die Hauspreise in die Höhe treiben. Man erwartet eine Beschleunigung des Wachstums in diesen Regionen.

Zur Anlagestory führt man unter anderem aus, dass Hausbauer Landbesitz in der Bilanz zu Anschaffungskosten führen. Die Analysten schätzen dabei, dass die Land-Bank ein Durchschnittsalter von vier Jahren hat, was dazu führen könnte, dass das Land nach den starken Landpreissteigerungen der letzten fünf Jahre bis zu 65 Prozent unterbewertet ist. Die derzeitige Marktkapitalisierung berücksichtige dies nicht ausreichend.

Man hat außerdem das Geschäftsmodell einem Stresstest für ein Szenario erweiterter Lockdowns im Rahmen der Pandemie unterzogen und dabei errechnet, dass die Mittelabflüsse mehr als drei Mal durch die verfügbare Liquidität gedeckt seien. Das kapitalschonende Finanzierungsmodell sei besonders vorteilhaft für die Aufrechterhaltung einer gesunden Liquidität während einer Krise. Auch spreche eine Analyse von Angebot/Nachfrage/ Erschwinglichkeit ein großes Aufwärtspotenzial.

Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie betragen 0,14 Euro und 2,32 Euro für 2020 und 2021, nach 2,67 Euro im Vorjahr. Auf der Basis für das kommende Jahr ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,9.

Man bewertet das Unternehmen mit Hilfe eines abgezinsten Cashflow-Modells über 10 Jahre. Angesichts des Hochlaufs der Projekte und der Tatsache, dass es keine wirklichen Vergleichsgesellschaft gibt, wendet man in der aktuellen Phase keine Multiplikatoren-Bewertung an.

Zu den Risiken gehören: 1) Kostenüberschreitungen aufgrund steigender Baukosten angesichts des Arbeitskräftemangels in der Branche; 2) schwächere Margen aufgrund sich beschleunigender Grundstückspreise und regulatorischer Änderungen; 3) Verzögerungen und allgemein unvorhersehbarer Umstände während des Baus; und 4) ein geringeres zukünftiges Verkaufsvolumen, wenn keine adäquaten Grundstücke erworben werden können oder kritische Baugenehmigungen nicht erteilt werden.



Shop Apotheke-Aktie



Bei den Aktien der Shop Apotheke hat die Deutsche Bank eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 200,00 Euro versehen. Die aktuelle Notiz bewegt sich bei 130,60 Euro, so dass man dem Wert einen Anstieg von gut 53 Prozent zutraut.

Die Shop Apotheke ist laut den Analysten eine der führenden Online-Apotheken Europas mit Sitz in Venlo, Niederlande und Listing in Deutschland. Nach der Übernahme von Farmaline im Jahr 2016 und Europa Apotheke Ende 2017 biete das Unternehmen in ganz Kontinentaleuropa sowohl OTC-Medikamente (rezeptfreie Medikamente) als auch reine Pharma-BPC-Produkte (Schönheits- und Körperpflege) an. Auf dem kritischen deutschen Markt, der ab 2022 mit der Deregulierung der Verschreibungspflicht der Deregulierung unterliege, nehme das Unternehmen die Nummer-2-Position ein.

Zu den Pluspunkten zählt man die Stellung als wie erwähnt mit führender Anbieter im Bereich der Online-Apotheken in Kontinentaleuropa, mit einem Exposure zu rezeptfreien (OTC) und apothekenpflichtigen Schönheits- und Körperpflegeprodukten (BPC), die zusammen schätzungsweise 70 Prozent des Umsatzes ausmachen dürften, sowie zu verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx), welche die restlichen 30 Prozent beisteuern.

Der Endmarkt sei groß (rund 40 Milliarden Euro in Deutschland allein für Rx) und die strukturelle Verlagerung hin zum Online-Markt befinde sich noch in einem frühen Stadium (rund vier Prozent Penetration für OTC/BPC in Kontinentaleuropa, mehr als zwei Prozent für Rx). Dies habe das beeindruckende Umsatzwachstum des Unternehmens von 75 Prozent in den Jahren 2016-18 und seinen starken aktuellen Marktanteil von rund 20 Prozent angetrieben.

Die Hebel für künftiges Wachstum seien weiter robust und man prognostiziert für 2017-2021 einen durchschnittlichen Anstieg der Einnahmen von 44 Prozent (rund 30 Prozent organisch) p.a. auf 1,2 Milliarden Euro. Insgesamt sieht man die jüngsten positiven Entwicklungen im E-Pharmamarkt und im regulatorischen Umfeld als treibende Kraft für Shop Apotheke, insbesondere die Wachstumschancen in den Rx-Märkten, wo die Online-Penetration bei rund ein Prozent liege und mittelfristig auf mindestens fünf Prozent steigen dürfte, angetrieben durch die bevorstehende Einführung des E-Skripts in Deutschland, die für das Geschäftsjahr 2021 erwartet werde.

Die Shop Apotheke handele derzeit mit einem 1,7-fachen Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz für 2021, was über dem 1,2-fachen Multiplikator beim nächsten Konkurrenten Zur Rose liege, was aber gerechtfertigt sei, da Shop Apotheke derzeit mehr als doppelt so schnell wachse. Auf der Grundlage von gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten von acht Prozent und einer Endwachstumsrate von 2,5 Prozent (in Übereinstimmung mit dem langfristigen globalen BIP-Trend) komme man auf einen inneren Wert pro Aktie von 200 Euro. Dies implizier ein Vielfaches von rund 2,5 beim Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz basierend auf den Schätzungen für 2021. Zu beachten ist, dass die Schätzungen zum Ergebnis je Aktie für das laufende und das kommende Jahr mit minus 1,02 Euro und mit minus 0,07 Euro nach keine schwarzen Zahlen vorsehen.

Zu den wichtigsten Abwärtsrisiken zählt man: 1) eine Verschärfung der regulatorischen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Online-Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente; 2) eine Lockerung der regulatorischen Anforderungen, so dass Offline-Apotheken online aggressiver werden können, was zu einem zunehmenden Wettbewerb führen würde; 3) die Online-Penetration erfolgt langsamer als erwartet, was zu einer Wachstumsverlangsamung führt; und 4) wertvernichtende Fusionen und Übernahmen.



SLM Solutions-Aktie



Bei SLM Solutions hat die Deutsche Bank eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 25,00 Euro verknüpft. Das heißt, es besteht bei einer aktuellen Notiz von 15,16 Euro ein Aufwärtspotenzial von fast 65 Prozent.

Die Deutsche Bank bezeichnet SLM Solutions als einen führenden Akteur auf dem Gebiet des 3D-Drucks in Metall, der einen geschätzten Anteil von 15 Prozent aller metallbasierten 3D-Druckeinheiten im Geschäftsjahr 2020 innehaben dürfte. In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen ein technologisch führendes Portfolio von 3D-Druckmaschinen für den Metallbereich entwickelt; die neueste Version dürfte die Marktposition des Unternehmens weiter stärken und möglicherweise einen neuen Markt erschließen. Die Nachfrage sei breit gefächert und komme aus verschiedenen Metall- und Industriezweigen wie Werkzeugbau, Luft- und Raumfahrt und Automobile.

Die neu auf den Markt gebrachten Maschinen könnten eine echte Wende für die Aktien darstellen. Kurz gesagt geht man davon aus, dass der technologische Vorsprung, den SLM besitzt, wahrscheinlich noch um einige Jahre zugenommen hat. Die Produktivität des neuen Systems sei überragend, etwa 20x schneller als ein Standardwerkzeug und etwa 5x schneller als seine (bisherige) High-End-Maschine. Man schätzt den Preis auf vier Millionen Euro und glaubt, dass das Unternehmen angesichts des technologischen Vorsprungs möglicherweise nicht bereit ist, Zugeständnisse bei der Preisgestaltung zu machen. Darüber hinaus werde die Gesellschaft ein Paket anbieten, welches die Verwendung bestimmter Metallpulver vorschreibt, die ebenfalls von SLM gekauft werden müssen, um die Qualität des produzierten Teils zu gewährleisten. Zwei eindrucksvolle Anwendungen, die das Unternehmen gezeigt haben, seien Triebwerksteile für die Luft- und Raumfahrt und Auto-Anwendungen gewesen.

Allerdings sehen die Schätzungen zum Ergebnis je Aktie für 2020 und für 2021 noch Verluste von 1,24 Euro bzw. von 0,47 Euro vor. Die Aktie handele gemessen am Unternehmenswert zum Umsatz mit einem Multiplikator von 3,8 und das Ziel der Deutsche Bank bewege sich bei diesem Multiplikator beim 6,8-fache. Das entspreche dem oberen Ende der eigenen historischen Handelsspanne von 2x-7x seit dem Börsengang im Jahr 2014 und sei vor dem Hintergrund der Erwartung eines Wendepunkts bei den Auftragseingängen in den kommenden Quartalen zu sehen. Der nächstgelegene Vergleichswert Desktop Metal werde derzeit mit einem Umsatzmultiplikator von 23 für 2021 in den USA an die Börse gebracht.

Die größten Abwärtsrisiken sieht die Deutsche Bank darin, dass die Kunden aufgrund der aktuellen Covid-19-Krise zögern, weil davon ein enormer Druck auf wichtige Kundenindustrien wie die Luftfahrt und die Öl- und Gasindustrie ausgehe. Zudem bestehe das Risiko, dass die Konkurrenten den technologischen Vorsprung von SLM wieder wettmachen könnten. Außerdem könnte das neue Produkt die ursprünglichen Erwartungen nicht erfüllen. Eine allgemeine Konjunkturabschwächung sei ein weiteres Risiko.



Jost Werke-Aktie



Die Aktien der Jost Werke führt die Deutsche Bank ebenfalls in ihrer deutschen Nebenwerte-Favoritenliste, und das, obwohl bei einem aktuellen Kurs von 40,25 Euro das Kursziel von 42,00 fast erreicht ist. Die Analysten bezeichnen das Unternehmen als einen deutschen Anbieter mit weltweit führenden Marktanteilen bei Kernprodukten in der Truck- und Trailerindustrie und überdurchschnittlichen Margen. Die meisten Produkte seien sicherheitskritisch, aber im Vergleich zu den Gesamtprojektkosten kostengünstig.

Bei den Kernprodukten, Sattelkupplungen und Stützwinden, habe Jost einen Weltmarktanteil von über 50 Prozent gepaart mit weiteren Umsätzen aus dem Aftermarket-Geschäft. Die Nachfrage sei zyklisch, so dass die Leistung von Jost weitgehend von den zugrunde liegenden Marktbedingungen abhängig sei und das Potenzial für eine moderate Outperformance bestehe. Es werde erwartet, dass Kernmärkte wie Europa, Nordamerika und Brasilien im nächsten Jahr eine ordentliche Erholung zeigen werden, von der Jost stark profitieren dürfte.

Zur Begründung für die positive Einschätzung des Titels heißt es, Jost sei in der Lage, seine Produktionskapazitäten schnell an die zugrunde liegende Nachfrage anzupassen. Dies habe sich in diesem Jahr gezeigt, da das Unternehmen auch während des Höhepunktes der COVID-19-Sperren profitabel geblieben sei. Angesichts einer erwarteten starken Erholung der wichtigsten Endmärkte in Europa und Nordamerika im nächsten Jahr erwartet man ein Umsatzwachstum von 18 Prozent im Jahresvergleich, gepaart mit einer bereinigten EBIT-Marge von zehn Prozent.

Darüber hinaus betreibe Jost ein Asset-Light-Geschäftsmodell mit begrenztem Investitionsbedarf, das nach Einschätzung der Analysten im Jahr 2021 einen freien Csashflow von über 60 Millionen Euro generieren könnte. Die Übernahme der Ålö Holding im Jahr 2019 werde die Position von Jost auf dem Landwirtschaftsmarkt stärken, der im Vergleich zum Markt für Lastkraftwagen und Anhänger stabiler, wobei das Ganze von Anfang an margensteigernd sei.

Den Gewinn je Aktie sieht man von 2020 und 2022 bei 3,02 Euro bzw. bei 4,21 Euro, nach 3,41 Euro im Vorjahr. Auf Basis für das kommende Jahr ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 9,56.

Das genannte Kursziel basiert auf einem gleichgewichteten Durchschnitt der folgenden Bewertungs-Metriken: a) Verhältnis von Unternehmenswert zum EBIT im Jahr 2022 ausgewählter Vergleichsunternehmen und b) dem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 gemessen an ausgewählten Vergleichsunternehmen. Nach Meinung der Analysten spiegeln diese Multiplikatoren die Risikobereitschaft der Anleger im Vergleich zum Markt und zu den Peers am besten wider.

Zu den Hauptrisiken gehört aus der Sicht der Deutschen Bank die Exponierung von Jost gegenüber der zyklischen Lkw- und Anhängerindustrie. Ein schwächeres makroökonomisches Umfeld könnte den Absatz belasten und die Preisgestaltung könnte schwächer als erwartet ausfallen. Regulatorische Risiken seien in hochgradig regulierten Märkten immer eine Möglichkeit, ebenso wie technologische Veränderungen; beide könnten Abwärtsrisiken bergen. Die begrenzte Erfolgsbilanz von Jost auf den Kapitalmärkten stelle ebenfalls ein mögliches Risiko dar.



PVA Tepla-Aktie



Bei PVA Tepla hat die Deutsche Bank eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 14,72 Euro verknüpft. Nachdem die Notiz hier zuletzt stark gestiegen ist, bewegt sich der aktuelle Kurs mit 14,72 Euro allerdings mittlerweile über der genannten Zielgröße.

Der Aktienkurs sei seit März stark gestiegen, bewege sich aber weiter unter dem Jahreshoch. Man geht davon aus, dass die Notiz weiterhin aufholen wird, da es sich um ein klassisches Ausrüstungsunternehmen handele, dessen Aktien dazu tendierten, auf eine mögliche Auftragsverbesserung in den kommenden Quartalen zu reagieren. Genau das erwarte man für das Geschäftsjahr 2021, und zwar sowohl im Kerngeschäft Silizium als auch (endlich) im Geschäft mit Siliziumkarbid.

Die PVA TePla AG mit Sitz in Wettenberg nördlich von Frankfurt beschäftigt weltweit laut Deutscher Bank rund 450 Mitarbeiter. Das Unternehmen konzentriere sich auf den Bau von Anlagen zur Herstellung und Veredelung von Materialien, die hohen Temperaturen, Vakuum und Druck ausgesetzt seien. Die wichtigsten Produktionsstätten befänden sich in Deutschland und in den USA.

Das Unternehmen verfolge ein Asset-light-Geschäftsmodell mit begrenzten Investitionen und einem hohen Maß an Outsourcing. Der größte Teil seiner Wertschöpfung komme aus der Endmontage und der Software, da nur eine geringe Anzahl von Teilen intern hergestellt werde. Die von der PVA TePla hergestellten Anlagen seien sehr vielfältig und würden von verschiedenen Kundengruppen genutzt. Das Unternehmen sei in zwei Segmenten tätig (d.h. Halbleitersysteme und Industriesysteme), auf die 61 Prozent bzw. 39 Prozent des Gesamtumsatzes im Geschäftsjahr 2020 entfallen dürften.

Die Analysten sehen den Gewinn je Aktie in diesem Jahr bei 0,42 Euro, nach 0,35 Euro im Vorjahr und bei 0,62 Euro im kommenden Jahr. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 23,7.

Technologie-Investoren betrachten die PVA-Aktien entweder als billig oder sogar als wertvoll, da sie mit dem 2,3-fachen des Umsatzes und dem 15-fachen des EBITDA gehandelt werden, was einen Abschlag gegenüber so ziemlich allen Aktien im Bereich der Halbfertigprodukte darstellt, so die Deutsche Bank. Vergleicht man den Titel hingegen zunächst mit Investitionsgüterunternehmen, so könne es sein, dass Anleger die Aktien eher als teuer einstufen.

Die Deutsche Bank neigt dazu, sich zum ersten Lager zu zählen. Es stimme zwar, dass nur 2/3 der Einnahmen aus dem halbtechnischen Bereich stammten, aber man glaubt, dass genau hier der Wert des Unternehmen liege, da man nach wie vor eine Schlüsselrolle in der Silizium- und Siliziumkarbid-Wafer-Industrie innehabe und damit von den wichtigsten säkularen Trends profitiere.

Angesichts des hohen Engagements des Unternehmens in der Halbleiterindustrie sei ein Hauptrisiko ein anhaltender Abschwung in diesem Bereich. Ein weiteres Hauptrisiko wäre eine mangelnde Einführung von Siliziumkarbid, weil das vorherrschende Siliziumverfahren weiter verbessert und an neue Grenzen gebracht wird oder weil die weithin erwartete Einführung von Elektroautos nicht so energisch erfolgt wie erwartet.