Wo genau die Arbeitsplätze gestrichen werden, blieb zunächst offen.

Kaeser will den Münchner Technologieriesen, der von Kraftwerken über Industrieanlagen und Züge bis hin zum Ultraschallgerät ein breites Portfolio bietet, auf die Felder Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung konzentrieren und profitabler machen. Im Geschäftsjahr 2016 soll eine Milliarde Euro gespart werden. Kaeser hatte kurz nach seinem Antritt im Sommer 2013 zwei Organisationsebenen gestrichen, für die bis dato Tausende Menschen arbeiteten. Zum Ende des zweiten Geschäftsquartals (per Ende März) zählte Siemens weltweit 342.000 Beschäftigte, davon 114.000 in Deutschland.

Die jüngsten Runden des Stellenabbaus summieren sich auf 13.100 Arbeitsplätze, wovon 5100 im Heimatland betroffen sind. In der Energietechnik war bereits die Streichung von 1200 Jobs beschlossene Sache. Im Februar kündigte der Konzern an, 7800 Stellen zu kürzen, davon 3300 in Deutschland. Nach Verhandlungen mit den Arbeitnehmern reduzierte sich diese Zahl nach Unternehmensangaben auf etwa 2900 Stellen in Deutschland.

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ENERGIETECHNIK KÄMPFT MIT MASSIVEM PREISVERFALL

Der Siemens-Konzern, für den einst fast eine halbe Million Menschen rund um die Welt arbeiteten, sorgte in der Vergangenheit immer wieder mit massenhaftem Arbeitsplatzabbau für Schlagzeilen. Bei der Rendite hinken die Münchner allerdings Rivalen wie GE oder ABB hinterher. Wegen der Flaut im Geschäft mit Öl- und Gastechnik hatte ABB vor Kurzem ebenfalls Stellenstreichungen angekündigt. Der schwache Ölpreis setzt den Ausrüstern der Förderbranche immer stärker zu. Die Ölfirmen nehmen weniger ein und drosseln deshalb ihre Ausgaben für neue Technik, die Erschließung von Schiefergas und -öl rechnet sich immer weniger.

Im weltweiten Stromerzeugungsmarkt bleibe das Marktumfeld schwierig, betonte Siemens. Die Energietechniksparte kämpfe mit "einem massivem Preisverfall, aggressiven Wettbewerbern und regionalen Überkapazitäten". Im zweiten Quartal schrumpfte das Ergebnis um 34 Prozent, die Marge sackte auf 12,9 (20,3) Prozent ab. In der Division Power and Gas soll der Vertrieb gebündelt und das Portfolio gestrafft werden, die Kosten sollen sinken.

Die 13 ertragsschwachen Geschäftsfelder will Siemens weitgehend in Eigenregie auf Vordermann bringen statt sie zu verkaufen. Allenfalls kleine Randgeschäft wie die Industrieabwasseraufbereitungstechnik stehen laut Insidern zur Disposition. Der Konzern lege einen Schwerpunkt darauf, "diese Geschäfte überwiegend selbst wirtschaftlich und nachhaltig in Ordnung zu bringen", teilte Siemens mit. Handlungsbedarf sehen Experten etwa im Transformatorengeschäft.

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KAESER HÄLT AN PROGNOSE FEST

Für 2015 bekräftigte Kaeser die Prognose, wonach die operative Marge im industriellen Geschäft zwischen zehn und elf Prozent liegen soll. Im zweiten Quartal waren es 9,0 Prozent, nach 10,3 Prozent vor Jahresfrist. Vom Volumen her habe sich Siemens auf den Märkten gut behauptet, sagte der Konzernchef. Allerdings profitierte der Umsatz in Höhe von 18 Milliarden Euro stark von Währungseffekten; auf vergleichbarer Basis stagnierte er. "Die Profitabilität des industriellen Geschäfts zeigt, dass wir uns in einigen Geschäften noch verbessern müssen."

Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft schrumpfte um fünf Prozent, vor allem wegen der Probleme in der Energietechnik. Die Restrukturierung samt Stellenabbau schlug im zweiten Quartal mit 140 Millionen Euro zu Buche, wobei der größte Anteil auf Power and Gas entfiel. Unterm Strich konnte Siemens mit einem mehr als dreimal so hohen Gewinn glänzen: 3,9 Milliarden Euro. 3,2 Milliarden Euro davon stammen allerdings aus dem Verkauf der Hörgerätesparte und des Anteils an der Hausgerätetochter BSH.

Reuters