Der Prozess sei weit fortgeschritten. Eine Entscheidung könnte bis November fallen. Als Favorit gelte der schwedische Investor EQT. Darüber hatte zuerst die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Ob Siemens aber schon exklusiv mit der Private-Equity-Gesellschaft verhandelt, blieb unklar. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte eigentlich angekündigt, die Tochter Siemens Audiologische Technik abzutrennen und an die Börse zu bringen.
Hinter den Kulissen hat der Münchener Konzern aber zugleich einen Verkaufsprozess gestartet - wie in solchen Fällen üblich, um den Erlös zu maximieren. "Die Lage ist eher undurchsichtig. Siemens versucht sich andere Bieter offenbar noch warmzuhalten", sagte einer der Insider. Auch der Finanzinvestor Permira sei interessiert. Für den Fall, dass die Verhandlungen scheiterten, könnten die Börsenpläne wieder aufleben, hieß es in Finanzkreisen. Permira, EQT und GN wollten sich am Dienstag nicht dazu äußern.
Der Verkauf der Hörgerätesparte war schon einmal an den stark unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert. Derzeit wird Siemens Audiologische Technik (SAT) von Analysten mit etwa zwei Milliarden Euro bewertet. Das Börsenumfeld hatte sich in den vergangenen Wochen in Europa jedoch wegen Konjunktursorgen und schwacher Börsendebüts eingetrübt. Zuletzt waren mehrere Börsengänge angesichts der wackligen Börsen abgesagt worden. Kaeser muss fürchten, die traditionsreiche Tochter dort unter Wert zu verkaufen. Erst im vergangenen Jahr hatte Siemens seine Leuchtmitteltochter Osram an die eigenen Aktionäre verschenkt, nachdem ein Anteilsverkauf über den Kapitalmarkt nicht gelungen war.
Beim ersten Trennungsversuch 2010 blies Kaeser, damals noch Finanzvorstand, den Verkauf der Hörgerätesparte an Finanzinvestoren ab, nachdem die Gebote in den Keller gegangen waren. Vor einem halben Jahr konnte sich Siemens Insidern zufolge mit der dänischen GN Resound nicht über den Kaufpreis einigen. Die Fusion mit dem Rivalen hätte allerdings nur vage Erfolgsaussichten vor dem Kartellamt. In der Vergangenheit war auch der neue Konkurrent Samsung, der wegen seiner Finanzstärke und seines Expansionsdrangs weltweit gefürchtet wird, als Interessent für SAT gehandelt worden.
Um die Geschäftszahlen der Tochter macht Siemens noch ein Geheimnis. Der Umsatz wird von Experten auf gut 700 Millionen Euro jährlich veranschlagt, der operative Gewinn (Ebit) auf mehr als 130 Millionen Euro. Siemens hatte nur erklärt, die Marge von SAT liege über der des gesamten Medizintechnik-Bereichs von 15 Prozent.
Reuters