Erstmals seit Beginn des Corona- Crashs Ende Februar kostet Silber wieder mehr als 18 US-Dollar je Feinunze. Nach Überwindung dieser psychologisch wichtigen Marke stehen die Chancen gut, dass der Rohstoff bald das Jahreshoch aus 2019 bei 19,55 Dollar anpeilt, zumal auch fundamental einiges für höhere Notierungen spricht.

Durch die wieder anlaufende Wirtschaft weltweit steigt die Nachfrage nach Silber, einem Zwitter aus Edel- und Industriemetall. Etwa 55 Prozent der Nachfrage stammt aus der Industrie, der Rest aus dem Schmuckbereich und von Investoren. Vor allem in der Elektro- und Chipbranche, der Medizintechnik sowie der Glas- und der Photovoltaikindustrie wird der Rohstoff eingesetzt.

Förderung aktuell erschwert

In den Hauptförderländern Peru und Mexiko wütet das Coronavirus. Daher sind einige Minen derzeit geschlossen, was das Angebot am Weltmarkt reduziert und das Metall verteuern könnte.

Hinzu kommt, dass das Weißmetall verglichen mit Gold im historischen Vergleich ungewöhnlich günstig ist. Die Gold-Silber-Ratio ist zwar von den Allzeithöchstständen im April etwas zurückgekommen, steht aber immer noch bei 97. Das bedeutet, ein Anleger benötigt 97 Feinunzen Silber, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Dieses Verhältnis dürfte weiter sinken, was höhere Silberpreise nach sich zöge.

Dazu beitragen könnten zudem die Investoren. Seit Jahresanfang erhöhten sich die Zuflüsse in Silber-ETFs weltweit um fast 20 Prozent auf 1,3 Milliarden Unzen. "Die Anleger rechnen wegen der Politik der Notenbanken mit einer Inflation und flüchten daher in Sachwerte wie Silber", erklärt Hannes Huster, Edelmetallanalyst beim Informationsdienst "Der Goldreport" das Phänomen.

Er verweist zudem darauf, dass aktuell die Zahl der Spekulanten, die auf steigende Preise setzen, mit 38.000 Terminkontrakten niedrig ist. Im Februar waren es noch 78.000. "Das ist ein gutes Zeichen", so Huster. Bei weiter anziehenden Preisen würden diese wohl aufspringen, was dem Wert des Metalls einen Schub nach oben geben könnte. Auch die Short-Positionen sind derzeit auf einem gemäßigten Niveau.

Negativ für Silber ist, dass es, falls die Minen in Lateinamerika wieder voll in Betrieb sein werden, ein Überangebot geben wird. Auch die Lager sind gut gefüllt. Zudem müssen Anleger berücksichtigen, dass der Preis volatil ist.

Trotzdem überwiegt das Positive. Wer auf höhere Kurse setzen will, kann das mit dem Mini-Future-Long-Zertifikat (ISIN: DE 000 MF2 RKA 7) auf Silber von Morgan Stanley mit Hebel 1,5 tun. Die Barriere bei 6,35 Dollar ist weit vom jetzigen Preis entfernt.