Woche für Woche liefert die Commodity Futures Trading Commission aktuelle Daten von der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich der aktuellen Entwicklung bei Silber-Futures. Diese zeigen einerseits auf, wie sich das allgemeine Interesse an Silber-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - gegenüber der Vorwoche verändert hat. Andererseits kann man daraus aber vor allem erkennen, wie sich die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt haben.
Dabei fällt auf, dass in der Woche zum 16. Mai das Interesse an Silber-Futures deutlich gestiegen ist. Innerhalb einer Woche hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 196.083 auf 215.127 Futures (+9,7 Prozent) kräftig erhöht. Auf die Stimmung der spekulativen Marktakteure hat sich dies allerdings nicht positiv ausgewirkt. Die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten rutschte nämlich auf Wochensicht von 69.269 auf 57.337 Futures (-17,2 Prozent) kräftig ab - auf das niedrigste Niveau seit Februar 2016.
Maßgeblich verantwortlich für diese negative Entwicklung waren wieder einmal große Terminspekulanten. Diese haben nämlich ihre Long-Seite zwar um über 5.000 Kontrakte erhöht, zugleich aber ihr Short-Engagement um fast 16.000 Futures nach oben gefahren. Dadurch reduzierte sich deren Netto-Long-Position von 53.655 auf 43.004 Kontrakte (-19,9 Prozent). Auch Kleinspekulanten wurde zumindest ein bisschen skeptischer, was sich an der von 15.614 auf 14.333 Kontrakte (-8,2 Prozent) reduzierten Netto-Long-Position ablesen lässt. Besonders interessant: Obwohl die spekulativen Marktakteure vom 9. bis 16. Mai deutlich skeptischer geworden sind, hat sich der Silberpreis innerhalb dieses Zeitraums um vier Prozent verteuert, was man durchaus als Zeichen relativer Stärker interpretieren kann.
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Silber - Investmentbanken kaufen kräftig iShares Silver
Sechs Wochen nach Quartalsende berichtet die US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) regelmäßig über die Beteiligungsverhältnisse des mit über elf Milliarden Fondsvolumen weltgrößten Silber-ETFs iShares Silver. Für die ersten drei Monate 2017 gab es Licht und Schatten zu vermelden. So reduzierte zum Beispiel der größte Einzelinvestor von iShares Silver Susquehanna International die Position um 12,9 Prozent auf 6,57 Millionen Anteile. Einige Investmentbanken traten hingegen massiv als Käufer in Erscheinung. Als besonders kauffreudig aufgefallen ist die kanadische Bank of Montreal, die ihren Bestand an Silber ETFs um 131 Prozent auf fast 2,4 Millionen Anteile mehr als verdoppelt hat. Prozentual noch kräftiger hat sich JPMorgan Chase ins Zeug gelegt und ihre ETF-Position um über 163 Prozent auf rund 861.000 Anteilsscheine aufgestockt.
Aus charttechnischer Sicht gab es im Wonnemonat Mai bei Silber ein klares charttechnisches Kaufsignal zu beobachten. Der Timingindikator Relative-Stärke-Index lieferte nämlich mit dem markanten Sprung über die Marke von 30 Prozent ein klares Einstiegssignal. Damit blieb dem Edelmetall ein Verletzen der im Bereich von 16 Dollar verlaufenden Unterstützungszone erspart. Beim Blick nach oben warten nun mehrere charttechnische Hürden, die von 17 bis 18,50 Dollar reichen. Als negativen Begleitumstand kann man allerdings die Tatsache betrachten, dass die langfristige 200-Tage-Linie in den Abwärtsmodus gewechselt ist. So etwas sehen chartorientierte Investoren gar nicht gerne. Vor einem Jahr brach der Silberpreis zwar aus seinem Abwärtstrend nach oben aus, mittlerweile hat sich der Jubel über dieses vermeintliche Trendwechselsignal aber spürbar beruhigt. Derzeit tendiert Silber lediglich seitwärts.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.