"Eine typische Due Diligence adressiert mindestens sechs Punkte: die Qualität der Indexreplikation, die Reputation des ETF-Emittenten, die Gesamtkostenquote, eventuelle Kontrahentenrisiken, die verwendete Replikationsmethode und, je nach steuerlicher Situation des Investors, die Steuereffizienz des ETF", befindet Stefan Schulz, ETF-Spezialist im Cross Asset Research der Unicredit Bank.
Der 6-Punkte-Katalog
Der ETF-Anbieter Blackrock (iShares) empfiehlt einen ähnlichen 6-stufigen Prüfungsprozess: Nach den Vorstellungen der Fondsgesellschaft sollten sich Anleger zunächst über die Struktur und Replikationsmethode schlaumachen und sich über die damit verbundenen jeweiligen Risiken informieren. Anschließend sollten steuerliche Aspekte geklärt werden. Sodann gelte es, die Leistung der Portfolio-Manager zu beurteilen. Viertens sei zu bewerten, wie flexibel der ETF zu handeln sei. Fünftens sollten Investoren die Gesamtkosten für den Besitz des ETF bewerten. Als sechster und letzter Schritt sei schließlich zu klären, ob das Fondsmanagement mit dem Verleihen von Wertpapieren Zusatzerträge generiert und ob der Anleger damit eventuell verbundene Risiken tragen will. Die von Blackrock vorgeschlagene Prüfungsmethode ist ein praktikabler Ansatz, doch wer sie anwendet, braucht etwas Hintergrundwissen, beispielsweise in Bezug auf die beiden grundsätzlichen Techniken, mit der ETFs einen Index abbilden.
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Direkte Replikation
Bei der direkten Replikation bildet der ETF einen Index ab, indem er alle Wertpapiere kauft, aus denen der Index besteht. Diese Methode wird auch als "physische" oder "voll replizierende" Indexabbildung bezeichnet. Bei Indizes, die sehr viele Titel oder wenig liquide Wertpapiere enthalten, kommt manchmal eine Variante dieser Methode zum Einsatz. Bei der "Sampling"- oder "Optimized"-Technik kauft der ETF nur eine möglichst repräsentative Auswahl der Index-Titel, um so den Handelsaufwand zu begrenzen.
Die direkte Replikation ist einfach zu verstehen, jedoch ist mit dieser Methodik oftmals ein grösserer Handelsaufwand verbunden So muss der ETF etwa immer dann die Zusammensetzung des Fondsportfolios anpassen, wenn sich im zugrundeliegenden Index die Gewichtung der Index-Titel verschiebt oder wenn ein Index-Mitglied durch ein neues ersetzt wird. Für den ETF bedeuten solche Veränderungen also stets Kosten Je höher die Kosten, desto schwerer fällt es dem ETF seinem Basis-Index zu folgen. Mancher direkt replizierende ETF versucht deshalb, durch Zusatzgeschäfte die Kosten aufzufangen. Eine häufig verwendete Technik dazu ist die Wertpapierleihe. Dabei werden Wertpapiere aus dem Fondsvermögen an andere Marktteilnehmer gegen eine Gebühr verliehen.
Indirekte Replikation
Um ihrem jeweiligen Basis-Index so eng wie möglich zu folgen wird oftmals die indirekte ("synthetische") Replikation angewendet. Dabei investiert der ETF mindestens 90 Prozent des Fondsvermögens in ein weitgehend konstant gehaltenes Wertpapier-Portfolio. Die jeweils benötigte Index-Rendite sichert sich der ETF durch ein Tauschgeschäft mit einer Investmentbank. Bei db X-trackers ETFs ist dies in die Deutsche Bank. In der englisch geprägten Fachsprache der Finanzbranche werden solche Tauschgeschäfte als Swap bezeichnet. Der ETF überträgt dabei die Erträge seiner Wertpapiere auf die Bank. Die Bank liefert im Gegenzug dem ETF die Index-Erträge.
Der Vorteil dieser Methode: Der ETF muss nicht direkt in die Titel des Index investieren. Er spart sich dadurch Transaktionen (und Kosten), die bei direkt replizierenden ETFs anfallen, beispielsweise wenn sich die Index-Zusammensetzung ändert. Die indirekte Replikation ist sinnvoll, wenn der Index schwer zugängliche Wertpapiere enthält, etwa chinesische Aktien oder wenig liquide Anleihen. Ein weltweit vertretener Swap-Partner kann in solchen Märkten einfacher handeln als die ETF-Gesellschaft. Auch die Verbuchung ausländischer Dividenden ist über eine internationale Investmentbank oft von Vorteil. Bei manchen Anlageklassen kommt für ETFs ohnehin nur die indirekte Abbildung in Frage. Zum Beispiel bei Rohstoff-Indizes: Dort müsste schließlich ein direkt replizierender ETF größere Mengen von Öl, Metallen und anderen Waren einlagern - was einen hohen Aufwand bedeuten würde.
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Hohe Sicherheit
Ob direkte oder indirekte Abbildungsmethode - die Anlage in einen ETF ist stets ein geschütztes Sondervermögen: Das heißt, das Anlagekapital der Fondsanleger ist vom Vermögen der Investmentgesellschaft getrennt. Dadurch ist das Fondsvermögen unabhängig von Wertänderungen der anderen Fonds der Fondsgesellschaft. Vor allem aber ist das in den Fonds investierte Geld der Anleger vor dem Zugriff der Investmentgesellschaft und ihrer Gläubiger geschützt - auch im Insolvenzfall. Dennoch sind theoretisch bei beiden Abbildungsmethoden Situationen vorstellbar, in denen das Fondsvermögen teilweise belastet würde. Durch entsprechende Sicherheits-Vorkehrungen bauen die meisten Fondsgesellschaften allerdings diesen Risiken vor.
Bei direkt replizierenden ETFs, die Wertpapierleihe betreiben, könnte die Wertentwicklung des Fonds beeinträchtigt werden, wenn der ETF die von ihm verliehenen Wertpapiere nicht zurück erhält. Meist müssen die Ausleiher deshalb ausreichende Sicherheiten auf Sperrkonten hinterlegen.
Bei indirekt replizierenden ETFs könnte das Vermögen durch den Ausfall eines Swap-Partners beschädigt werden. Solch ein Ausfall beträfe jedoch höchstens einen kleinen Teil des Fondsvermögens: Rechtlich darf der Wert des Swap nicht mehr als zehn Prozent des Fondsvermögens gegenüber einem Kontrahenten ausmachen. In der Praxis liegt der Anteil jedoch meist deutlich niedriger.
Manche Anbieter haben bei ihren synthetischen sogar noch ein weiteres Sicherheitsnetz eingezogen: Sie sichern den ETF gegen mögliche Ausfälle des Swap-Partners indem sie zusätzlich Wertpapiere, z.B. Anleihen, in einem separaten Depot bei einer Depotbank halten. Der Wert dieser Sicherheiten übersteigt dabei in der Regel die Zahlungsverpflichtungen des Swap-Partners.
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Kosten sind nicht gleich Kosten
Die von den ETF-Anbietern ausgewiesenen laufenden Kosten (TER) sind ein einfaches, und deswegen oft verwendetes, Vergleichskriterium. Doch auch hier lohnt ein genauerer Blick. Die Gesamtkostenquote (Total-Expense-Ratio) spiegelt nämlich meist die tatsächlichen Kosten eines ETF nicht korrekt wider. Teilweise liegen die echten Kosten für den Anleger höher, nicht selten jedoch auch darunter.
Im Prinzip setzt die TER die jährlichen Gesamtkosten des ETFs ins Verhältnis zum Fondsvermögen. Der größte Teil der TER besteht aus der jährlichen Verwaltungsgebühr der Fondsgesellschaft. Zur Verwaltungsgebühr fließen in die TER noch weitere Gebühren ein, beispielsweise die Kosten der Depotverwaltung oder rechtliche Gebühren.
Die gute Nachricht: Durch Zusatzerträge aus Wertpapierleihe oder ähnliche Tricks drücken die Anbieter die Kosten oder bringen sogar Extrarendite. Bei einigen ETFs gelingt das besonders gut, etwa bei ETFs auf den Euro-Stoxx-50-Index. Einige Anbieter konnten in der Vergangenheit Zusatzerträge generieren, die über den laufenden Kosten lagen.
Die schlechte Nachricht: Trotzdem gibt es den ETF nicht umsonst. Der Grund dafür: ETFs werden wie Aktien an der Börse ge- und verkauft. Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent wie bei traditionellen Investmentfonds fallen dabei nicht an. Wer einen ETF kauft oder verkauft, zahlt ähnlich niedrige Gebühren wie beim Aktienkauf. Die sind zwar niedrig, aber eben auch Kosten.
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Wie man die Kosten beim ETF-Handel minimiert
Gerade Anleger die ETF-Orders unterhalb von 5000 Euro aufgeben, sollten sich deshalb die Gebührenmodelle der Broker und Banken anschauen. Bei manchen Instituten können viele ETFs schon für eine Pauschale von etwa fünf Euro ge- und verkauft werden. Bei anderen zahlen Privatanleger leicht das Doppelte.
Durch den Börsenhandel ergibt sich jedoch noch ein weiterer Kostenpunkt, den Privatanleger leicht übersehen können - die Geld-Brief-Spanne. Sie bezeichnet die Differenz, zwischen den An- und Verkaufskursen der Market Maker an der Börse oder den elektronischen Handelsplattformen. Typischerweise liegt der Ankaufskurs der Händler unter dem tatsächlichen Wert (iNAV) des ETFs, der Verkaufskurs liegt dagegen darüber.
Für Anleger heißt das: Wenn sie den ETF kaufen, zahlen sie im Prinzip etwas zu viel, wenn sie ihn verkaufen, bekommen sie etwas zu wenig. Je größer die Handelsspanne (der "Spread"), desto ungünstiger ist das für den Anleger. Glücklicherweise ist der Spread bei ETFs auf den Dax oder den Euro-Stoxx sehr gering. Bei den DAX ETFs beträgt beispielsweise die Handelsspanne an der Deutschen Börse typischerweise weniger als 0,03 Prozent des Kurses.
Bei anderen ETFs können die Spreads jedoch deutlich höher liegen. Anleger können jedoch anhand einiger Faustregeln herausfinden, welche ETFs die niedrigsten Handelsspannen bieten. Mehr dazu in der nächsten Woche.