Software steckt ja schon reichlich in modernen Autos. Der Auto- und Industrieausrüster Softing sorgt für eine weitere Komponente, die einiges an Potenzial birgt. Bis zu 140 Fahrzeuginformationen weiß Softing durch Datendia­gnose auszulesen. Und kann sie weltweit in Echtzeit und herstellerunabhängig übermitteln. Möglich wurde dies durch die Übernahme von Globalmatix Anfang 2018. Denn die Liechtensteiner haben eine Mobilfunklizenz.

Doch "das Wichtigste ist die Sicherheit", sagt Softing-Chef Wolfgang Trier. Über Monate testete ein großer deutscher Autokonzern die nachrüstbare Datenbox. Ergebnis: Die Telematic Control Unit (TCU) von Softing ist so gut wie nicht zu hacken - und selbst wenn, gelänge es nur für wenige Sekunden. Den ersten Großkunden gewann Globalmatix diesen Mai. Für die Tochter eines deutschen Autokonzerns werden über fünf Jahre Telematik- und Diagnosedaten übertragen. Ein anderer Interessent will Standort und Zustand seiner Fahrzeuge beim Überseetransport überwachen, während ein deutscher Premiumhersteller die Softing TCU für die Mobility App seiner US-Leasingflotte testet.

Für Koffein- und Margenjunkies


Der Service ist je nach Wagen und Monat laut Globalmatix zum Preis einer Tasse Kaffee zu haben. Die Kosten betragen laut Schätzungen ein Zehntel bis gut ein Drittel der Gebühr. Bei dem Auftrag aus dem Mai wird mit dem Anschluss von mehr als 200 000 Fahrzeugen gerechnet. Voll ausgerollt würden so pro Jahr mindestens 7,2 Millionen Euro Umsatz und 4,7 Millionen Euro operativer Gewinn fließen. Noch aber produziert Globalmatix Anlaufverluste und muss laut Softing eine Kostenbasis von bis zu sechs Millionen Euro decken. Trier zufolge befindet sich Global­matix aber mit einem weiteren Großkunden in fortgeschrittenen Verhandlungen. Daher werden 2020 schwarze Zahlen erwartet.

Anschließend soll die Softing- Tochter zum Haupttreiber der Geschäfte werden. Sind für 2019 unverändert 90 Millionen Euro Umsatz und vier Millionen Euro Ebit geplant, sollen die Einnahmen im folgenden Jahr auf 105 Millionen und der operative Gewinn auf sieben Millionen steigen. Die Autosparte und die zugehörige Globalmatix sollen gut ein Viertel der Einnahmen beisteuern.

Weitere 61 Prozent muss das Industriegeschäft, den Rest der Netzwerkbereich beitragen. Die größte Softing-Sparte liefert Lösungen für die Prozess- und Fa­brik­automatisierung und profitiert vom Trend, immer mehr Produktionsanlagen zu vernetzen. Die schwache Konjunktur stellt jedoch ein hohes Risiko für die Ziele dar, und Softing zählt nicht zu den Zuverlässigsten in Sachen Prognose. Zum Halbjahr aber erreichte der Auftragseingang den Rekordstand von 51,1 Millionen Euro. Trier rechnet daher nicht mit größeren Folgen der Konjunkturschwäche, während Aktionäre nicht mit Kapitalerhöhungen rechnen müssen. Diese schließt der Manager für drei Jahre aus.