Wer eine Aktie nicht hält, wenn sie gefallen ist, hat sie auch nicht, wenn sie steigt." Die von Börsenlegende André Kostolany beschriebene Situation kennt wohl jeder Anleger. Immer wieder hat man Werte im Depot, die zwar vielversprechend sind, sich aber wenig bewegen, vielleicht sogar gefallen sind. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben: Das Wachstum fällt nicht so aus wie erwartet, das Management kann die Potenziale nicht heben, oder aber der Finanzmarkt schaut einfach stur am Wert vorbei. Manchmal ist auch die Zeit für ein Produkt, eine Dienstleistung noch nicht reif.

Da ist die Versuchung groß, den Schläfer aus dem Depot zu verbannen. Doch gerade diese Schläfer-Aktien haben ihren eigenen Reiz. Wenn die breite Anlegermasse diese Titel ignoriert, sind die Bewertungen oft sehr attraktiv. Lösen sich die Hemmnisse dann auf und werden die Aktien neu entdeckt, kann es mit den Kursen schnell steil nach oben gehen.

Mit dieser Argumentation bewaffnet, stellte BÖRSE ONLINE vor einem Jahr in Ausgabe 39/2021 schlummernde Aktien von acht Unternehmen vor, die aus den unterschiedlichsten Gründen schon über einen längeren Zeitraum hinweg deutlich hinter ihrem Potenzial zurückblieben. Die These der Redaktion: Bereits ein kleiner Katalysator kann ausreichen, um für eine deutliche Aufwertung zu sorgen. Die Rechnung ging bei den meisten Werten auf. Hätte ein Anleger aus den Aktien ein gleichgewichtetes Schläfer-Depot gebildet, läge er aktuell mit 40 Prozent in der Gewinnzone. Wer die Aktien in der Nähe ihres Höchstkurses der vergangenen 52 Wochen verkauft hätte, hätte sogar einen Gewinn von 76 Prozent verbucht. Zum Vergleich: Der DAX schaffte im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von nicht ganz 20 Prozent. Von diesem Erfolg ermutigt, hat die Redaktion den Kurszettel nach neuen Kandidaten durchstöbert und zehn Werte gefunden. Dazu später mehr.

Manz-Aktie ist der Star

Der Rückblick auf die Werte der ersten Runde zeigt, dass die Investmentidee im Schnitt aufgegangen ist, die einzelnen Werte sich aber stark unterschieden. Der Star war Manz. Hier setzte die Redaktion darauf, dass der Hightech-Maschinenbauer vor allem im Geschäft mit Batterieproduzenten hohe Zuwachsraten einfahren würde.

Die Wette ging auf, der Bereich legte deutlich zu. Im Windschatten stieg die Aktie steil nach oben, durchbrach das Kursziel von 32 Euro und erreichte in der Spitze sogar 70 Euro, was einer Verdreifachung des eingesetzten Kapitals entspricht. Der Wert hat zwar einen Teil der Gewinne wieder abgegeben, er liegt aber mit einem Plus von 107 Prozent immer noch gut im Rennen. Die Aktie bleibt spannend. Neben dem Batteriegeschäft, das weiter wachsen sollte, ist Manz im Bereich Halbleiterausrüstung gut positioniert. Überall auf der Welt sollen neue Chip-Fertigungen entstehen, was Manz Aufträge bescheren wird. Für ein neues Schläfer-Depot käme die Aktie indes wegen der hohen Volatilität nicht infrage.

Bei LS Telcom, einem Spezialisten für Mobilfunkfrequenzen, setzte die Redaktion auf steigende Aufträge im Umfeld der neuen 5G-Mobilfunknetze. Das ist eingetreten, die Aktie stieg über das Kursziel von acht Euro hinaus und brachte bis zu 138 Prozent Gewinn. Dann kam die Korrektur. Das Unternehmen musste wegen verschobener Erlöse eine Gewinnwarnung abgeben. Aktuell steht der Wert noch mit 74 Prozent im Plus. Ungeduldige nehmen hier Gewinne mit. Wer langfristig agiert, bleibt dabei. Die neuen Mobilfunklizenzen vervielfachen das Potenzial des Unternehmens. In einem früheren Zyklus bei der Einführung des vorherigen Mobilfunkstandards stieg der Wert bereits über elf Euro, was noch einmal fast 70 Prozent Potenzial bedeutet.

Muehlhan und Q. Beyond kaufenswert

Eine für einen Schläfer-Wert idealtypische Entwicklung verzeichnete Muehlhan, ein Spezialist für Beschichtungen und Rostbekämpfung. Das Unternehmen hatte sich verschlankt und die Kosten reduziert, doch 2020 bremsten Corona-Beschränkungen das Comeback aus. Schiffe, Industrieanlagen oder Windräder verwitterten trotzdem weiter. Irgendwann müssen die Arbeiten nachgeholt werden, was Auftragseingang, Umsatz und Gewinn nach oben katapultieren würde, argumentierte die Redaktion. Die Zahlen zum ersten Halbjahr bestätigen diese Einschätzung von vor einem Jahr. Der Ertrag hat sich vervielfacht. Die Aktie notiert auf Höchstkurs nur etwas unter dem Kursziel von vier Euro, das die Redaktion damals nannte. Hält der Trend an, wird das Ziel übertroffen. Weil die Aktie noch günstig bewertet ist, bleibt sie kaufenswert.

Der Kapitalmarkt honorierte die Neuaufstellung des ehemaligen Telekomunternehmens QSC als IT-Firma unter dem Namen Q. Beyond kaum. Dabei zeichnete sich bereits vor einem Jahr eine kontinuierliche Verbesserung der Erlöse von Quartal zu Quartal ab. Weil das Management seinen Plan exakt abgearbeitet hat, wurde der Schläfer auch für andere Investoren interessant. Die Aktie hatte das Kursziel bei zwei Euro übertroffen und konsolidierte dann. Nun nimmt sie wieder Anlauf auf neue Spitzenwerte. Klar ist: Die Firma ist aus ihrem Schlafmodus geweckt worden. Mit einem höheren Kursziel von 2,40 Euro bleibt sie kaufenswert.

Bei der Aktie von Tele Columbus ist die Investmentidee nicht aufgegangen. Die Redaktion setzte auf eine komplette Neubewertung durch eine Monetisierung des Kabelnetzes. Das ist nicht eingetreten. Vielmehr wurde das Unternehmen zu einem gemessen am von der Redaktion errechneten Wert des Netzes recht tiefen Kurs übernommen, mit einer umfangreichen Kapitalerhöhung rekapitalisiert und der Streubesitz massiv verwässert. Zuletzt erfolgte ein Delisting, sodass sie als Anlage nun eher für Abfindungsspekulationen infrage kommt. Weil der Einstiegskurs vor einem Jahr niedrig war, steht als Trostpflaster trotzdem noch ein Gewinn von 18,8 Prozent zu Buche

Die drei anderen Aktien, Artec Technologies, Francotyp-Postalia und Norcom, sind nur kurz aufgewacht und dann wieder in den Schlummermodus zurückgefallen. Aus Sicht der Redaktion ist ein Weckruf weiter möglich. Bei Artec, wo man gerade einen Entwicklungsauftrag erhalten hat, bleibt der Vertrieb das Problem. Der Auftragseingang des Anbieters von Sicherheitssystemen müsste schneller zulegen. Mit der Ausweitung des Partnervertriebs sind die Weichen zwar gestellt, messbare Erfolge bleiben aber noch aus. Artec muss in ein höheres Niveau hineinwachsen. Es besteht auch die Chance, dass die Firma übernommen wird. In einer vertriebsstärkeren Struktur könnte sich das Unternehmen wohl schneller entwickeln.

Bei Francotyp-Postalia hat sich im Kurs nichts getan. Bei dem Dienstleister für den Postausgangsmarkt setzte die Redaktion darauf, dass die aktivistischen Aktionäre mehr Druck machen würden. Das Management wurde ausgewechselt. Man darf gespannt sein, ob die zweifelsfrei vorhandenen Reserven monetarisiert werden. Auch hier könnte eine Übernahme oder der Teilverkauf von Geschäftsbereichen ein Weckruf sein. Zu guter Letzt bleibt Norcom, ein Spezialist für die Verarbeitung großer Datenmengen. Der Kurs hat im Juli kurz angezogen, aber die meisten Gewinne wieder abgegeben. Hier können Aufträge aus dem Automobilsektor den Weckruf bedeuten. Die Produkte von Norcom wurden dort schon in Tests genutzt, etwa zu selbstfahrenden Fahrzeugen. Damals notierte die Aktie sechsmal so hoch wie heute. Diese Spekulation sollten sich Anleger nicht entgehen lassen. Weil Norcom mit seinem klassischen Geschäft seine Ausgaben bestreiten kann, ist das Restrisiko relativ gering.

Zehn neue Schläfer-Aktien

Zu den drei Kandidaten für die Ehrenrunde schickt die Redaktion zehn neue Werte ins Rennen. Die Ausgangsbasis ist ähnlich wie vor einem Jahr: Die einzelnen Werte sollten weit unter ihrem Potenzial handeln. Eine Aufwertung von mindestens 50 Prozent sollte nicht ausgeschlossen sein. Das Potenzial errechnet sich aus der historischen Kursentwicklung und anhand von Bewertungsmultiplikatoren und Branchenvergleichen. Für jeden Wert nennt die Redaktion die Katalysatoren ("Dann klingelt der Wecker"), die einen Kursanstieg auslösen können. Sie reichen vom Wachstum des Geschäfts über einen massiven Abschlag zum Substanzwert bis hin zu einer Normalisierung in der Gewinnbewertung. In vielen Fällen kommt eine Übernahme als zusätzlicher Katalysator infrage.

Etwas hat sich im Vergleich zum Vorjahr geändert. Unter dem Begriff Meme-Aktien hat sich ein Phänomen etabliert, das dem Erfolg der einzelnen Werte Unterstützung liefern könnte. Meme-Aktien sind Titel, die in Investmentforen hoch gehandelt werden. Gut möglich, dass einer unserer Schläfer dort geweckt wird.

11880 Solutions-Aktie: Digitalgeschäft gewinnt weiter an Fahrt


Das Unternehmen ist aus der Telefonauskunft 11880 entstanden, hat sich aber komplett neu aufgestellt. Telefonservice gibt es weiterhin, wichtiger ist aber das sogenannte Digitalgeschäft. Dort bietet 11880 Solutions unter verschiedenen Portalen Gewerbetreibenden und Freiberuflern Marketingunterstützung. Das reicht von einfachen Branchendiensten, in denen die Adress-und Kontaktdaten aufgelistet sind, bis hin zu aufwendigen Bewertungsportalen und Marketingmaßnahmen. Bisher ist der Umbau des Unternehmens trotz begrenzter Finanzmittel recht erfolgreich verlaufen. Das Geschäft um Auskunft und Callcenter liefert einen positiven Cashflow. Die Erlöse wurden im Digitalgeschäft kontinuierlich gesteigert: Hier nahm der Umsatz im ersten Halbjahr um mehr als ein Fünftel zu. Das Betriebsergebnis verbesserte sich um über 70 Prozent. Das zeigt, wie stark das Geschäft skalieren kann, wenn der Umsatz weiter zulegen sollte. Offensichtlich sind die Investoren noch skeptisch. Die Aktie läuft der Entwicklung hinterher.

Empfehlung: Kaufen

Bauer-Aktie: Infrastruktur als großer Katalysator

Seit vielen Jahren befindet sich der oberbayerische Anbieter für Spezialtiefbau und Spezialbaumaschinen Bauer in einem Restrukturierungsprozess. Das Unternehmen hatte sich 2007 zu breit aufgestellt und in der Folge erst einmal einen harten Schnitt gescheut. Das sorgte dafür, dass das Unternehmen über Jahre hinweg seinem Potenzial hinterhergelaufen ist. Nach einem Managementwechsel und mit einem neuen Großaktionär scheint das Tempo des Umbaus an Fahrt zu gewinnen. Eine umfangreiche Kapitalerhöhung, die 63 Millionen Euro in die Kassen spülte, sorgte zudem dafür, dass die relativ dünne Kapitaldecke aufgebessert wurde. In den Zahlen ist davon bisher noch wenig zu erkennen. Zum ersten Halbjahr war der Auftragseingang unverändert. Die Erlöse stiegen zwar um rund sechs Prozent, unterm Strich schrieb der Konzern aber zum Halbjahr - wie auch 2020 - rote Zahlen. Entsprechend schwach ist die Entwicklung der Aktie. Dass sie Anfang 2018 schon einmal mit Kursen um 30 Euro flirtete, ist heute kaum zu glauben. Allerdings zeigte der Wert in der Vergangenheit immer wieder deutliche Anstiege.

Empfehlung: Kaufen

Brain Biotech-Aktie: Mit Gentechnik zu höherer Bewertung


Das südhessische Unternehmen hat seinen Schwerpunkt in der weißen Biotechnologie. Darunter versteht man die Entwicklung und Fertigung von Biotech-Produkten für die industrielle Nutzung - unter anderem in der chemischen Industrie, für Nahrungsmittelhersteller oder auch in der Kosmetik. Brain Biotech ist sehr auf Forschung ausgerichtet. Das Unternehmen hat etwa ein Bioarchiv mit Mikroorganismen und Naturstoffen sowie eine Enzymbibliothek aufgebaut. Eigentlich eine gute Ausgangsposition in Zukunftsmärkten wie Nachhaltigkeit und Gesundheit. Allerdings schaffte es Brain Biotech bislang nicht, die hohe wissenschaftliche und technologische Expertise in einen wachsenden Geschäftserfolg umzumünzen. Der Umsatz in den ersten neun Monaten 2021 ging zurück, die Firma schreibt rote Zahlen, und Zukunftsprojekte, wie der entwickelte Zuckerersatzstoff, hängen schon ewig bei potenziellen Partnern in der Warteschleife. Entsprechend läuft die Aktie. Sie hat sich gemessen am Höchstkurs 2018 mehr als halbiert.

Dann klingelt der Wecker: Es ist also genug Aufholpotenzial vorhanden. Gehoben werden könnte dieses mit einer neuen Technologie. Brain hat gerade eine eigene Lösung zum Genom-Editing vorgestellt. Das hat zwei Vorteile: Zum einen kann die Technologie in der eigenen Forschung unabhängig von externen Patenten eingesetzt werden. Zum anderen könnte das Unternehmen die Technologie lizenzieren und hochmargige Einnahmen erzielen. Dass Sartorius zusammen mit Brain in diesem Bereich Entwicklungen für den Gesundheitsmarkt vorantreiben will, deutet das Potenzial an. Hinzu kommt, dass Brain mit der neuen Technologie als Übernahmekandidat gilt.

Dann klingelt der Wecker: Der wichtigste Werttreiber sind die laufenden Einnahmen im Digitalgeschäft. Deren Steigerung gelingt dem Unternehmen immer besser. Was nicht gelingt, ist, die Anleger zu überzeugen. Das mag an der geringen Unternehmensgröße oder dem Streubesitz von nur rund 24 Prozent liegen. Ob es Änderungen geben wird, lässt sich nicht prognostizieren. Sollte es dazu kommen, ist der Hebel hoch. Bei einer Übernahme würde für das Digitalgeschäft mit Erlösen um rund 45 Millionen Euro leicht 70, vielleicht sogar mehr als 80 Millionen Euro gezahlt werden. 11880 ist aber nur 36,6 Millionen Euro wert. Wir erhöhen das Kursziel und ziehen den Stoppkurs nach.

Empfehlung: Kaufen

Creditshelf-Aktie: Der Netzwerkeffekt zahlt sich bald aus


Neue Geschäftsmodelle sind bei Wagniskapitalgebern gefragt. Selbst kleinste Fintech-Firmen mit einem vernachlässigbaren Geschäft erhalten in Finanzierungsrunden dreistellige Millionenbewertungen. Anders sieht es aus, wenn die Börse als Finanzierer gewählt wird. Hier schauen die Investoren zwar auch aufs Potenzial, laufen dann aber Verluste auf und kommt es zu Verzögerungen, verlieren sie die Geduld. Das ist das Schicksal von Creditshelf. Seit gut drei Jahren ist das von Tim Thabe geführte Unternehmen an der Börse. Die Kurse haben sich seitdem halbiert. Die Fintech-Firma hat eine Plattform für die Vergabe von Firmenkrediten aufgebaut. Creditshelf verdient am Abschluss, aber auch über die Laufzeit mit. Das Potenzial ist offensichtlich: Werden mehr Kredite vergeben, steigen die Einnahmen im Vergleich zu den Kosten überproportional. Nachdem die Kreditvergabe 2020 wegen der Corona-Pandemie stockte, meldete Creditshelf 2021 hohe Zuwachsraten. Die Zahl der Finanzinstitute, die die Plattform nutzen wollen, steigt. Am Kurs geht das noch vorüber.

Dann klingelt der Wecker: Auch wenn weiterhin Verluste geschrieben werden, zeigen sich die Skalierungspotenziale schon deutlich. Wenn sich der Netzwerkeffekt auf der Finanzierungsseite der Plattform auch künftig so gut entwickelt wie zuletzt, muss die Zahl der vermittelten Kredite weiter zulegen. Das wird neue potenzielle Partner auf die Plattform aufmerksam machen. Ab irgendeinem Punkt sollte die Aktie dieser operativen Entwicklung folgen und sich von ihrem Unterstützungskurs um 40 Euro lösen. Ein Joker ist bei der vergleichsweise niedrigen Bewertung eine Übernahme. Wir passen den Stoppkurs an.

Empfehlung: Kaufen

Hornbach Baumarkt-Aktie: Hoher Abschlag zum inneren Wert


Der Hornbach-Konzern betreibt Bau- und Gartenmärkte in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Zudem floriert das Onlinegeschäft. Kunden sind Heimwerker und Hobbygärtner, vor allem aber professionelle Handwerksbetriebe. Der Konzern hatte in der Vergangenheit sehr stark expandiert, der Ausbau des Onlinegeschäfts war teuer, die Marge stand unter Druck. In den letzten beiden Jahren hat sich gezeigt, dass die Investitionen sich auszahlen. Zudem sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass die Kundschaft mehr Geld für die eigenen vier Wände und den Garten ausgab. Die Ergebnisse stiegen deutlich. Auch im laufenden Geschäftsjahr ist Hornbach gut unterwegs, die Erlöse legen weiter zu. Die Gruppe hat an der Börse eine sehr komplizierte Struktur, die noch aus der Zeit stammt, als der Familieneinfluss unbedingt gesichert werden sollte. Die Muttergesellschaft Hornbach Holding ist als Kommanditgesellschaft zu 76,4 Prozent an der ebenfalls börsennotierten Hornbach Baumarkt AG beteiligt. Sie betreibt die Bau-und Gartenmärkte und verfügt wie die Mutter über umfangreichen Immobilienbesitz. Die Baumarkt-Aktie wird kaum beachtet, sie notiert weit unter Substanzwert.

Dann klingelt der Wecker: Nach einem positiven Ausblick aufs laufende Jahr ist die Aktie der Holding auf ein neues Rekordhoch geklettert. Die Baumarktpapiere hingegen sind noch nicht nach oben ausgebrochen. Das erhöht die Wahrscheinlickeit, dass die Holding die im Streubesitz befindlichen Aktien eines Tages aufkauft. Das wäre sinnvoll und in der Summe auch wertsteigernd. Die Doppelnotiz ist eigentlich nicht mehr nötig. Bei einer solchen Transaktion könnten hohe stille Reserven gehoben werden.

Empfehlung: Kaufen

Klassik Radio-Aktie: Belastungen aus der Pandemie nehmen ab


Rund um die Klassik und Filmmusik hat sich Klassik Radio ein Geschäft aufgebaut. Das reicht vom gleichnamigen Radiosender über eigene Konzertveranstaltungen und Shops bis hin zu einem Streamingangebot, das sowohl als Abomodell als auch werbefinanziert angeboten wird. Entsprechend ist der Einnahmestrom. Klassik Radio lebt vor allem von den Radiowerbeeinnahmen. Veranstaltung und Shop sind ein ordentliches Zusatzgeschäft. Hohes zusätzliches Potenzial mit im Moment noch geringen Beiträgen bringt das Streaminggeschäft mit. Bis 2019 war Klassik Radio in allen Bereichen gut unterwegs. Vor allem als der Sender dank hoher Reichweite in die Vermarktungsorganisation der ARD aufgenommen wurde, kamen neue Kundengruppen dazu. In der Pandemie wurde das alles ausgebremst. Zum einen flossen die Werbegelder weniger üppig als erwartet. Zum anderen fiel, was noch schlimmer war, das Konzertgeschäft mit all seinen Zusatzeinnahmen fast das komplette Jahr aus. Gleichwohl schaffte es Klassik Radio, schwarze Zahlen zu schreiben, und zahlte sogar Dividende.

Dann klingelt der Wecker: Es ist davon auszugehen, dass sich viele für Klassik Radio negative Entwicklungen dank hoher Impfraten in der Zielgruppe wieder normalisieren. Dann wird auch das Konzertgeschäft stark anziehen. Gleichzeitig ist Klassik Radio mit einem Digitalsender nun auch in der Schweiz unterwegs. Damit ist das Unternehmen im kompletten deutschsprachigen Raum präsent und ein noch interessanterer Werbepartner. Das sollte sich bei den Einnahmen zeigen. Kommt es hier zu deutlichen Verbesserungen, wird die Aktie, die vor vier Jahren noch zweistellige Kurse erreichte, folgen.

Empfehlung: Kaufen

KPS-Aktie: Projektstau sollte sich sukzessive auflösen


Die vor allem auf den Handel ausgerichtete IT-Consulting-Firma KPS unterstützt ihre Kunden bei der Transformation einzelner Geschäftsbereiche. Doch erreicht das Unternehmen auch Kundengruppen außerhalb des Handels, etwa im Anlagenbau oder bei Versorgern. Der große Wettbewerbsvorteil ist, dass die Transformationsprojekte einen hohen Standardisierungsanteil haben. Dadurch können sie beschleunigt werden, was sich günstig für die Kunden, jedoch auch auf den Ertrag von KPS auswirken kann. Dank der Digitalisierung in immer mehr Gebieten sind die Aussichten eigentlich ganz gut. Allerdings litt das Unternehmen in der Pandemie stark. Viele Kunden konnten ihr Geschäft nur eingeschränkt betreiben. Das Bedürfnis, zusätzlich Geld in die Hand zu nehmen, war deswegen erst einmal gering. Zudem war der Zugang der Berater zu den Kunden eingeschränkt. Fest zugesagte Projekte wurden verschoben. Deshalb gingen Umsatz und Gewinn deutlich zurück. Entsprechend tief notiert auch die Aktie. 2017 wurde für den Wert auch schon mal mehr als das Dreifache bezahlt.

Dann klingelt der Wecker: Das Unternehmen hat reagiert und sein eigenes Geschäft noch stärker digitalisiert, sodass ganze Aufträge komplett online abgewickelt werden können. Das hat die Effizienz deutlich erhöht. Es ist davon auszugehen, dass verschobene Aufträge zu einem großen Teil nachgeholt werden. Zudem ist der Druck der Digitalisierung bei den Kunden gewachsen. Im eben abgelaufenen dritten Quartal des gebrochenen Geschäftsjahres deutete sich die Wende schon an. Umsatz und Gewinn legten deutlich zu, die Marge erreichte wieder mehr als 15 Prozent. Setzt sich das fort, wird sich die Aktie aus der Starre lösen.

Empfehlung: Kaufen

Medigene-Aktie: Neuer Lizenzpartner oder Übernahme


Die Biotech-Firma Medigene ist der Exot unter den zehn Werten. Denn eine auch nur halbwegs seriöse Prognose der weiteren Entwicklung ist nicht möglich. Das Unternehmen entwickelt Immuntherapien zur Behandlung verschiedener Krebsarten. Dabei wird den Patienten Blut entnommen, die körpereigenen Abwehrzellen werden mit tumorspezifischen Zusatzstoffen angereichert und dem Patienten wieder zugeführt. Diese Technologie befindet sich mit Partnern noch in vorklinischen beziehungsweise frühen klinischen Testphasen. Zudem hat Medigene auf einer ähnlichen Basis auch Zellimpfstoffe entwickelt, die die Immunantwort des Körpers im Kampf gegen Tumore verstärken sollen. Medigene ist weit davon entfernt, Geld zu verdienen. Das Unternehmen schreibt rote Zahlen und ist auf zusätzliche Finanzmittel angewiesen. Weil es sehr langsam geht, haben einige Investoren bereits die Geduld verloren. Deswegen leidet auch der Titel: Denn obwohl der Wert der Pipeline durch kleine Fortschritte weiter zunimmt, fällt der Börsenwert. Ein Ungleichgewicht, das aufgeholt werden kann.

Dann klingelt der Wecker: Wichtig bei der Spekulation ist, dass Medigene auch für 2022 noch voll finanziert ist. Damit ist die Gefahr für eine Notkapitalerhöhung im Moment nicht akut. Es gibt zwei Katalysatoren für die Aktie. Zum einen könnte Medigene einen namhaften Lizenznehmer für seine Immuntherapie-Plattformen finden. Das würde sofort zu einer kompletten Neubewertung des Unternehmens führen. Katalysator zwei ist ganz klar eine Übernahme. Medigene wird im Moment mit 92,9 Millionen Euro bewertet. Das ist weniger, als bislang in die Technologie investiert wurde.

Empfehlung: Kaufen

Plan Optik-Aktie: Geschäft mit Wafern kann es bringen


Mit einem Umsatz von knapp neun Millionen und einem Börsenwert von nicht einmal sieben Millionen Euro ist Plan Optik die kleinste Firma unter den zehn Titeln, bewegt sich in seinen Nischen jedoch recht erfolgreich. Das Unternehmen stellt strukturierte Wafer her, die in vielen Bereichen, wie der Medizintechnik, aber auch in Autos etwa für Sensorlösungen, eingesetzt werden. Zudem fertigt Plan Optik Systeme für die Mikrosystemtechnik. Letztlich hat die Firma eine unter der Marke Airtune vermarktete Lösung entwickelt, die Geruchsbelästigungen beseitigen kann. Absatz findet das im Moment etwa bei Caravans. Obwohl die Westerwälder viele Pfeile im Köcher haben, lief die Geschäftsentwicklung eher schwankend. 2020 etwa kam es wegen der Pandemie zu Belastungen, Plan Optik schrieb rote Zahlen. Das Jahr zuvor wurde noch ein Gewinn von einer halben Million Euro erwirtschaftet. Im laufenden Jahr gelang der Technologiefirma zum Halbjahr mit einer Betriebsmarge von rund zehn Prozent und unterm Strich schwarzen Zahlen ein Comeback.

Dann klingelt der Wecker: Schon einmal wurde die Aktie geweckt. 2017 stieg sie von einem vergleichbaren Niveau um mehr als 60 Prozent an. Und das ist bei dem Micro Cap jederzeit möglich. An allen Ecken und Enden des Portfolios gibt es Potenzial. Klar ist, dass sich die Geschäftsentwicklung bei Wafern beschleunigt. Auf dem Markt herrscht Knappheit, und Plan Optik hat die Produktion, aber auch den Handel mit Wafern ausgeweitet. Vor allem im Geschäft mit Laboren könnte sich das Wachstum beschleunigen. Weil das Luftreinigungssystem Airtune nachweislich auch die Coronaviren in Räumen eliminieren kann, hat es eine Jokerrolle.

Empfehlung: Kaufen

Softing-Aktie: Trendwende sollte sich beschleunigen


Spezialisiert ist Softing auf die Analyse von Daten. Das Unternehmen hat dazu für unterschiedlichste Bereiche Produkte und Softwarelösungen entwickelt, mit denen Fahrzeuge in der Werkstatt analysiert oder Maschinensteuerungen digitalisiert werden können. Hierzu passt auch die Tochter Globalmatix, die auf Basis einer eigenen Mobilfunklizenz ein Produkt entwickelt hat, das umfangreiche Daten aus Fahrzeugen übermitteln kann. Die Aktie notierte früher regelmäßig auf zweistelligem Niveau. Doch in den vergangenen Jahren blies Softing häufig der Wind ins Gesicht. Im Geschäft mit der Autoindustrie lief es schlechter, die Eingliederung von Akquisitionen sorgte für Zusatzbelastungen, und zuletzt verzögerte sich auch noch der Aufbau des noch jungen Geschäfts um Globalmatix. Zudem wurde Softing durch die Pandemie an vielen Stellen eingebremst. Fast sah es so aus, als ob eine Baustelle aufgehen würde, wenn eine andere eben geschlossen wurde. Entsprechend schlecht lief der Aktienkurs.

Dann klingelt der Wecker: Dass der Aktienkurs auf Frist von fünf Jahren um rund die Hälfte an Wert verloren hat, zeigt aber auch das Potenzial: Sollten mal alle Bereiche wieder im Gleichklang laufen, sind deutlich höhere Notizen drin. Und das könnte 2022 möglich sein. Im Industriegeschäft gibt es hohen Bedarf für die Nachrüstung alter Maschinen für die digitale Steuerung. Softing hat die Produkte dazu, der Auftragseingang steigt. Besonders wichtig: Globalmatix hat erste Aufträge und sollte 2022 den Gewinn nicht mehr belasten. Beginnen die Börsianer an den Erfolg dieses hochskalierenden Geschäfts zu glauben, sind auch wieder zweistellige Kurse möglich.

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