Zugegeben, bei damals rund 70 Millionen Euro Börsenwert klang der Aufstieg in die deutsche Tech-Elite schon etwas utopisch. Doch der Großaktionär und Chef der heutigen S&T ließ sich über die Jahre hinweg nicht beirren und war stets von seinem Erfolg überzeugt. Dass es sich dabei nicht um Phrasen handelte, bewiesen seine unermüdlichen Aktienkäufe aus dem eigenen Geldbeutel. Aktuell hält er rund 18 Prozent an der Firma und ist größter Aktionär.
Was vor fünf Jahren noch unter der Kategorie Visionen lief, ist heute größtenteils zur Realität geworden. Niederhauser formte ein profitables, wachstumsstarkes Technologieunternehmen, das sich bestens mit den Zukunftsthemen Cloud, IT-Sicherheit und Smart Energy positioniert hat. Der Erfolg lässt sich in den Bilanzen der vergangenen Jahre ablesen: Um 38,5 Prozent legte der Umsatz zwischen 2013 und 2015 zu, das operative Ergebnis zog um mehr als 40 Prozent an. Die höchsten Steigerungsraten verzeichnet S&T derzeit in den Technologiesegmenten. Die Erlöse im Bereich "Appliances Security" schnellten 2015 um mehr als 50 Prozent nach oben, der Bereich "Smart Energy" konnte seinen Umsatz sogar auf 51 Millionen Euro verdoppeln. Damit entfallen mittlerweile 28,5 Prozent der Gesamterlöse auf das hochprofitable Produktgeschäft.
Den zurückliegenden starken Jahren soll 2016 ein weiteres folgen. Die Prognose sieht ein Erlöswachstum von 483 Millionen Euro 2015 auf mehr als 500 Millionen Euro vor, das Ergebnis soll auf Basis der starken Technologiesegmente überproportional steigen. Zuletzt hatte sich die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) auf sechs Prozent verbessert. Dass da noch mehr drin ist, zeigt etwa ein Blick auf die Rendite im Appliances--Security-Bereich, die bei satten 17 Prozent liegt. "Langfristig wollen wir durch noch mehr Technologie die Ebitda-Marge auf zehn Prozent steigern", erläutert S&T-Chef Hannes Niederhauser im Gespräch mit BÖRSE ONLINE.
Die Stellschraube zu einer höheren Profitabilität steckt in der Umsatzaufteilung. Die S&T-Agenda sieht daher vor, die Produkterlöse langfristig auf 40 bis 50 Prozent zu steigern. Niederhauser arbeitet eifrig an diesem Plan: "Wir haben ein Inkubator-Modell, um jedes Jahr zwei bis drei Start-ups mit guten Ideen zu akquirieren. Das kostet wenig, stärkt aber unsere Technologiebasis erheblich." Der Umsatz wird dann nach Fertigstellung der Produkte beim Vertrieb in 20 Ländern erzielt. In die weite Ferne zieht es Niederhauser dabei aber nicht. "Regional wollen wir in Europa bleiben", stellt der Chef klar.
Für weiteres Wachstum sorgen sollen Megatrends wie das Internet der Dinge. In diesem Bereich möchte S&T spezielle Firewalls zur Sicherheit für teure Spezialmaschinen anbieten und diese über das Internet ("Software as a Service") warten. "Irgendwann könnten wir so mehr als die Hälfte unserer Gewinne über Wartungsgebühren erzielen", sagt der Manager.
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Alles im Plan
Der Start in das neue Jahr ist geglückt. "Der Umsatz war leicht, der Profit deutlich über dem Vorjahr", verrät der Chef, der am 6. Mai seine offizielle Zwischenbilanz vorlegen wird. Mit Blick auf den Ordereingang dürfte die Wachstumskurve im weiteren Jahresverlauf sogar noch steiler werden. "Das Beste im Auftaktquartal war der Auftragseingang, was uns ein noch stärkeres zweites Quartal erwarten lässt", so Niederhauser. Langfristig schwebt dem Vollblutunternehmer ein Umsatzwachstum von mindestens zehn Prozent pro Jahr vor.
Auch wenn der Chef weiß, dass Größe nicht alles ist, möchte er mit S&T in noch höhere Sphären aufsteigen: "In den kommenden fünf Jahren würde ich gern, falls eine größere Übernahme klappt, die Umsatzmilliarde erreichen." Dass er dabei keinen Schnellschuss machen wird, zeigt die Vergangenheit. Die Rentabilität hatte stets oberste Priorität.
Damit steht fest, dem Visionär, Technologiefanatiker und erfolgreichen Manager Niederhauser gehen die Ideen noch lange nicht aus. Daher dürften auch der Aktie noch spannende Zeiten bevorstehen. Das Ziel TecDAX rückt in greifbare Nähe. Nach der Rangliste der Deutschen Börse befindet sich S&T beim Börsenwert auf Platz 30 und damit bereits vor den beiden Indexmitgliedern Siltronic und Süss Microtec. Einzig beim zweiten Aufnahmekriterium, dem Handelsumsatz, liegt S&T auf Rang 40. Die Österreicher müssten auch hier mindestens Platz 35 erreichen, um in den TecDAX zu kommen. Niederhauser zeigt sich kämpferisch: "Ich rechne fest mit dem TecDAX-Aufstieg bei der nächsten Überprüfung im September."
Selbst wenn es noch etwas länger dauern sollte, ändert das nichts an unserer Kaufempfehlung. Wir sind fundamental weiter überzeugt von S&T. Die Aktie ist angesichts des Wachstumspotenzials immer noch günstig bewertet.