Erfolge von Fondsmanagern, die bestimmten Trends folgen und in ­bereits hoch bewertete Aktien investieren, erkennt Manfred Schlumberger neidlos an. "Ich selbst bringe es allerdings nicht übers Herz, beispielsweise bei dem Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé einzusteigen", sagt er. Für einen überzeugten Value-Investor wie Schlumberger ist der Titel mit seinem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis viel zu teuer.

Schlumberger lenkt seit Anfang des laufenden Jahres den Starcapital Strategy 1. Den fle­xiblen Mischfonds hat er von Peter E. Huber übernommen, der sich nach 18 Jahren, in denen er Starcapital prägte, Ende 2018 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat. Mit dem Wechsel des Fondsmanagers wurde der Starcapital Huber Strategy 1 in Starcapital Strategy 1 umbenannt. Schlumberger kam 2017 von der Berenberg Bank zu Starcapital mit Sitz in Oberursel bei Frankfurt, wo er zunächst gemeinsam mit Huber das Port­foliomanagement leitete.

Value-Investoren wie Huber und Schlumberger suchen nach Aktien substanzstarker Unternehmen, die vorübergehend unter ihrem inneren Wert notieren und sich diesem im Lauf der Zeit wieder annähern werden. Als Value-Investor nutzt Schlumberger auch Chancen, wenn die Märkte nach unten übertreiben, wie Ende des vergangenen Jahres, als Rezessionsängste und mögliche Zinserhöhungen eine kräftige Verkaufswelle ausgelöst haben. Dann nutzt er die Chance und steigt antizyklisch ein.

Strenge Auswahlkriterien


In den vergangenen Jahren war die Performance des Anlagestils Value (Wert) zwar geringer als die von Growth (Wachstum), der Fondsmanager ist jedoch überzeugt, dass seine Anlagephilosophie ein Comeback feiern wird - auch wenn er nicht prognostizieren kann, wann das der Fall sein wird. "Exaktes Timing schaffen nur Glücks­pilze", räumt er ein. Die Aktienquote im Fonds lag zuletzt bei knapp 70 Prozent, Schlumberger kann sie auf mehr als 80 Prozent hochfahren. Zu den Titeln, die den strengen Auswahlkriterien des Fonds entsprochen haben, zählt Sanofi.

Fokus auf Aktien


"Das französische Unternehmen hat aufgrund von Problemen bei der Medikamentenzulassung lange Zeit nicht von der Hausse bei Gesundheitstiteln profitieren können", erläutert Schlumberger. Die niedrige Bewertung und vor allem das breite Produktportfolio des Konzerns motivierten die Strategen von Starcapital im vergangenen Jahr zum Kauf. Die Aktie hat seitdem klar zugelegt, und Schlumberger erwägt inzwischen auch wieder einen Ausstieg. Alternativen zeichnen sich für ihn unter anderem bei den arg unter die Räder gekommenen Automobilzulieferern ab.

Beim Starcapital Strategy 1 setzt Schlumberger vor allem auf Aktien, er kann aber auch in andere Wertpapiere wie Anleihen oder in Rohstoffe investieren. Zuletzt war er mithilfe eines Exchange Traded Commodity (ETC) im Rohstoffbereich allerdings nur bei Silber engagiert.

Zeit für Edelmetalle


"Dieses Edelmetall wird von der Industrie nachgefragt. Vor allem aber weist es eine stark negative Korrelation zu den immer tiefer sinkenden Realzinsen auf", erläutert Schlumberger. "Das ist die Zeit für Edelmetalle, zumal ja auch die Inflations­raten schon aufgrund von Basis­effekten leicht steigen werden."

Die tiefen Zinsen beziehungsweise die negativen Renditen halten den Fondsmanager zum jetzigen Zeitpunkt vom Kauf sicherer europäischer Anleihen ab. Im Bondbereich bieten seiner Einschätzung nach allenfalls US-Staatsanleihen noch Value-­Chancen. "Die Papiere werfen so viel Rendite ab wie europäische High-Yield-­Anleihen", stellt Schlumberger fest.

Bewährte Strategie


Der aktienlastige Mischfonds hat auf Sicht von zehn Jahren im Schnitt eine Rendite von circa sechs Prozent per ­annum gebracht. Auch mit neuem Manager ein gutes Basisinvestment.