Operativ läuft das Geschäft dieses DAX-Konzerns inzwischen deutlich besser. Die günstige Bewertung und Aufspaltungsfantasie könnten den Kurs befeuern.

Die aktuellen Zahlen für das dritte Quartal zeigen: Trotz eines herausfordernden Umfelds wächst Henkel organisch und hält die Profitabilität hoch. Die Konsumgütersparte legte um ein Prozent zu, getragen vor allem von einem starken Haarsegment. Doch Henkel kann deutlich mehr als Seife und Shampoo. Das zweite Standbein, die Klebstoffsparte Adhesive Technologies, ist nach Umsatz ähnlich groß und bleibt der Wachstumstreiber. Im dritten Jahresabschnitt kletterte das organische Wachstum um 2,5 Prozent. Letztlich steigerten die Rheinländer den Konzernumsatz organisch auf rund 5,1 Milliarden Euro, ein Plus von 1,4 Prozent. Rechnet man Wechselkurseffekte und Akquisitionen sowie Desinvestments hinein, steht ein Minus von 6,3 Prozent. 

Starke Marken, viel Fantasie 

Die Strategie des Vorstands zeigt Wirkung: Die Konsumgütergeschäfte werden gebündelt, der Fokus liegt klar auf den zehn wichtigsten Marken. Henkel ist mit Brands wie Persil, Schwarzkopf und Loctite in Millionen Haushalten präsent. Gerade in Krisenzeiten greifen Verbraucher zu bewährten Produkten — das stabilisiert Umsatz und Gewinn. Die Konsumgütersparte liefert verlässliche Cashflows, das Klebstoffsegment punktet mit Innovationskraft und globaler Marktführerschaft. Der Vorstand setzt auf Fokussierung und Effizienz. Die Integration der Konsumgütersparte soll bis Jahresende abgeschlossen sein und jährliche Einsparungen von mehr als 500 Millionen Euro bringen. 

Noch spannender ist die mögliche Abspaltung des Klebstoffgeschäfts. Analysten trauen Henkel im Falle einer Aufspaltung einen Bewertungsaufschlag von bis zu 30 Prozent zu — denn das Klebstoffsegment allein würde an der Börse mit deutlich höheren Multiples bewertet. Während die Wettbewerber mit teils stagnierenden Umsätzen kämpfen, bietet Henkel eine gesunde Mischung aus defensivem Konsumgütergeschäft und zyklischem Wachstum im Industriegeschäft. Die Bilanz ist solide, die Verschuldung niedrig, und die Dividendenpolitik bleibt verlässlich. Aktuell preist der Markt bei Henkel wenig Fantasie ein. Gleichzeitig hat das Management eine Milliarde Euro für den Rückkauf eigener Aktien eingeplant. 

Dabei ist der Konzern mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 13 deutlich günstiger als viele Wettbewerber. Unilever, Procter & Gamble oder Reckitt Benckiser werden an der Börse mit KGVs von 20 und mehr bewertet. Der Buchwert je Aktie beträgt 42,65 Euro, der aktuelle Kurs bewegt sich moderat darüber. Seit Jahresbeginn steht immer noch ein Minus von rund neun Prozent. In den vergangenen Wochen hat der Titel wieder leicht gedreht. Auch die Dividendenrendite von rund drei Prozent kann sich sehen lassen. Weil die im DAX notierten Vorzüge lediglich eine minimal höhere Ausschüttung haben (2,04 zu 2,02 Euro je Aktie), die Stammaktien jedoch deutlich unter diesen notieren, sollten sich Anleger die Stämme ins Depot legen.

Henkel (WKN: 604840)

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