Das Land am Kap der guten Hoffnung ist wunderschön. Die Wildreservate, Strände, Weingüter - und, wer mag, auch Golfplätze - gehören zu den attraktivsten der Welt. Dazu kommen spannende Unternehmen, etwa die Gold- und Platinminen, so tief unter der Erde wie sonst nirgendwo auf dem Globus. Und schließlich passen auch viele Rahmenbedingungen: Es gibt unabhängige Gerichte, die Menschen sind freundlich, das Klima ist angenehm.

Und trotzdem ist Südafrika in den vergangenen zehn Jahren unter dem inzwischen abgelösten, korrupten Präsidenten Jacob Zuma zum Problemfall geworden. Trotz der perfekten Lage als Eingangstor zum ganzen Kontinent wird immer weniger in das Land investiert. Gerade mal 0,3 Prozent der weltweiten ausländischen Direktinvestitionen fließen in Projekte in Südafrika. Eine verschwindend geringe Summe für den einzigen Industriestaat in Afrika und das "S" im Begriff "BRICS", der die fünf eigentlich vielversprechendsten Schwellenländer bezeichnet: Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika.

Das Misstrauensvotum der Investoren wird allerdings ignoriert. Vieles am Kap ist richtig schwierig geworden. Vor allem machen sich westliche Unternehmen Sorgen um den mangelnden Investitionsschutz. Zur Erinnerung: Südafrika hat vor fünf Jahren das Investitionsschutzabkommen einseitig gekündigt. Einzig China genießt wohl noch vernünftige Garantien.

Das Grundproblem ist der seit 1994 allein regierende African National Congress (ANC). Die Partei behindert sogar den erst vor einem Jahr ins Amt gelangten und durchaus auch reformwilligen Präsidenten Cyril Ramaphosa - einen Mann aus den eigenen Reihen also. Das Wachstum ist in diesem Jahr mit 1,7 Prozent entsprechend schwach - auch angesichts der Arbeitslosenquote von 27 Prozent.

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Schwacher Rand, billige Anleihen


Am 8. Mai kommt es nun zu Parlamentswahlen. Und damit zur großen Frage, ob sich dadurch etwas verändert. Die Unsicherheit ist groß. Zu sehen ist das auch an den Märkten: Vor allem der südafrikanische Rand leidet unter den schwierigen politischen Rahmenbedingungen. Die Landeswährung wird immer schwächer. Bekam man vor zehn Jahren noch für acht Rand einen US-Dollar, muss man jetzt 14 dafür hinblättern. Gegenüber dem Euro sieht die Entwicklung ähnlich negativ aus. Am Anleihemarkt wiederum liegt die Rendite für Papiere in Rand bei neun Prozent - im Bereich der größeren Schwellenländer muss derzeit nur die Türkei mehr bezahlen.

Am Aktienmarkt sieht es besser aus. Zwar hinkt man dem MSCI Emerging Markets, der die Entwicklung aller Schwellenländer abbildet, hinterher, doch zuletzt haben die Unternehmen an der Börse Johannesburg ordentlich aufgeholt. Allerdings liegt dies auch an einigen Besonderheiten der Indizes. So sind etwa im Leitindex JSE, der gerade besonders gut läuft, mit British American Tobacco sowie Richemont zwei Unternehmen mit großem Gewicht enthalten, die man nicht unbedingt dort vermuten würde.

Im MSCI Südafrika, das ist der Index, den Südafrika-ETFs abbilden und der daher für Anleger relevant ist, sind diese Unternehmen nicht enthalten. Ebenso wenig die Minenbetreiber und JSE-Mitglieder BHP und Anglo American - vermutlich weil deren Hauptsitz die Börse in London ist.

In beiden Indizes vertreten ist dagegen das Techkonglomerat Naspers, das wertvollste Unternehmen Afrikas mit Beteiligungen an 40 Start-ups in mehr als 130 Ländern. Bekannt ist man aber vor allem wegen der Beteiligung am chinesischen Techriesen Tencent. Aktuell will Naspers einen Internet-Teilbereich abspalten und unter dem Namen Newco an der Amsterdamer Euronext listen. 75 Prozent der Anteile möchte das Unternehmen aber weiter kontrollieren. Anfang des Jahres hatte Naspers bereits die Pay-TV- und Streamingsparte Multichoice per Spin-off an die Börse gebracht. Beide Aktien sind auch wegen der internationalen Ausrichtung empfehlenswert.

Ebenfalls spannend ist Sasol, Südafrikas zweitgrößtes Industrieunternehmen. Dessen Hauptgeschäft ist die Weiterverarbeitung von Kohle und Erdgas zu Benzin und Grundstoffen für die chemische Industrie. Das Unternehmen besitzt Werke in zehn Ländern auf drei Kontinenten.

Wer keine Einzelwerte ins Depot nehmen will, für den bietet sich ein ETF an. Der Lyxor MSCI South Africa beispielsweise investiert in die 50 größten Aktien des Landes - Schwergewicht ist Naspers mit einem Anteil von 33 Prozent. Im Schnitt liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der enthaltenen Aktien bei recht günstigen 11,8 und die Dividendenrendite bei ebenso attraktiven 3,4 Prozent.

Riskant sind Investments in Südafrika dennoch. Zum einen wegen der Politik. Und zum anderen weil die Infrastruktur Sorgen bereitet, was ebenfalls mit der Politik zusammenhängt. So gibt es immer mehr Stromausfälle. Schuld daran ist der staatliche Monopolist Eskom, der, von Korruption und Vetternwirtschaft geprägt, viel zu wenig in die marode Infrastruktur investiert hat. Das gefährdet energieintensive Sektoren, etwa die Minenbetreiber. Immerhin: Ramaphosa verkündete im Februar die Aufspaltung Eskoms in drei Teile, ein erster Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Besserung.

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