Maschinen, die menschliches Denken simulieren, verändern derzeit die Welt. Dabei ist "Künstliche Intelligenz" (KI) nichts Neues, der Begriff wurde bereits im Sommer 1956 von dem Mathematiker John McCarthy auf einer Konferenz verwendet. Gehörte die Nachahmung des menschlichen Geistes vor 60 Jahren noch in die Science-Fiction-Abteilung, hat sich in den vergangenen Jahren ein Milliardenmarkt entwickelt.

Lagen die weltweiten KI-Umsätze 2015 erst bei zwei Milliarden Dollar, sollen sie den Prognosen zufolge bis zum Jahr 2025 auf 127 Milliarden Dollar steigen. Das würde einer durchschnittlichen jährlichen Steigerungsrate von mehr als 50 Prozent entsprechen. Inzwischen findet die Technologie sogar Einzug in unsere Haushalte. Egal, ob Siri, Cortana oder Echo, die digitalen Assistenten geben auf fast jede Frage eine Antwort.

Big Data stellt in dem Forschungsgebiet einen entscheidenden Faktor dar. Um aus der steigenden Informationsflut letztendlich eine Maschine intelligent zu machen, bedarf es einer schnellen Analysemöglichkeit. Dies geht umso besser, je mehr die Daten "strukturiert" zur Verfügung stehen. Infolge einer verbesserten Datensammlung und -analyse werden dann die neuronalen Netze, die das komplexe menschliche Gehirn nachahmen sollen, immer effektiver. Um die Informationen auch effizient verarbeiten zu können, bedarf es einer enormen Rechenleistung sowie Open-Source-Plattformen wie zum Beispiel das "Cognitive Kit" von Microsoft oder "TensorFlow" von der Google-Mutter Alphabet. Diese ermöglichen, komplexere Probleme wie die natürliche Sprachverarbeitung und die neuronale Technik einfacher zu erforschen. Infolgedessen werden die neuronalen Netze immer effektiver. So kann die neueste Version des digitalen Assistenten Alexa von Amazon bereits auf Wunsch als Modeberaterin fungieren.

Ein Milliardenmarkt



Der Technologietrend sorgt natürlich auch für Wachstum. Laut der Beratungsfirma McKinsey könnte durch den Einsatz von KI die deutsche Wirtschaft bis 2030 um zusätzlich zehn Milliarden Euro expandieren. Besonderes Potenzial sehen die Experten in Fertigungsindustrien, wo beispielsweise durch vorausschauende Wartungsarbeiten die Anlagennutzung um ein Fünftel verbessert werden könnte.

Die Analysten von Julius Bär sehen dabei die Cloud als wichtigen Katalysator, welche die beiden Kräfte günstige Rechenleistung und hohe Datenspeicherung miteinander verbindet. Den Experten zufolge hat das Ausführen von KI-Software in der Cloud deutliche Vorteile. So lassen sich beispielsweise weltweit Millionen von Entwicklern schnell zusammenführen. Dieser Nutzen dürfte sich langfristig in bare Münze verwandeln. Die Marktforscher Gartner und IDC prognostizieren eine Steigerung der Public-Cloud-Erlöse von 75 Milliarden Dollar 2015 auf 204 Milliarden Dollar 2020. Letztendlich gehen Experten davon aus, dass Künstliche Intelligenz zunehmend in Software eingebettet wird, die als Teil von Cloud-Services angeboten wird. Daher rät die Schweizer Privatbank Investoren, sich auf führende Cloud-Anbieter zu konzentrieren, die in naher Zukunft am meisten von dem KI-Trend profitieren.

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Fünf KI-Gewinner



Ein Pure Player in diesem Bereich ist Salesforce. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren zunehmend KI- und maschinelles Lernen in sein Cloud-Angebot integriert. Zudem wurde eine "Internet-der-Dinge-Wolke" ins Leben gerufen, die darauf abzielt, die Software des Unternehmens noch intelligenter zu machen. Durch gezielte Akquisitionen wie die KI-Plattform MetaMind oder auch den Open-Source-Lernserver-Anbieter PredictIO hat Salesforce seine Anstrengungen im KI-Bereich zuletzt sogar noch beschleunigt. Auch Konkurrent SAP mischt in diesem Bereich mit. Die Walldorfer setzen dabei unter anderem auf ein umfangreiches Cloud-Angebot sowie die High-Performance-Datenbank HANA, die neue Analyseverfahren in Echtzeit eröffnet.

Mit Microsoft und Alphabet finden sich zwei weitere große Tech-Konzerne, denen bei der Erforschung des menschlichen Denkens eine führende Rolle zufällt. Beide verfügen nicht nur über voll umfassende Cloud-Angebote und immense Daten, sie haben auch längst digitale Assistenten am Markt. "Cortana" nennt sich dieser bei Microsoft, "Google Assistant" bei Alphabet. Auf der jüngsten Konferenz Google I/O stellte der Konzern unmissverständlich klar, dass der sprechende Computer schon bald alle Lebensbereiche erobern wird. Vom Fernseher über die Heizung bis hin zum Auto soll der Google--Dienst alles regeln.

Um Maschinen das Lernen beizubringen, fällt der Rechenleistung eine entscheidende Rolle zu. Hier spielt das US-Unternehmen Nvidia eine zentrale Rolle. Den meisten ist der Entwickler von Grafikkarten und Chipsätzen nur aus dem Bereich E-Gaming ein Begriff. Doch lassen neue Prozessoren des Konzerns für das "Supercomputing" auch in der wirklichen Welt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer mehr verschwimmen. Rechenkarten wie die Tesla P40 sind perfekt zugeschnitten auf KI-Berechnungen und Deep Learning.

Vor allem im Bereich autonomes Fahren ist ein schnell lernendes Systems vonnöten. Nvidia verfügt bereits über eine Deep-Learning- sowie eine Fahrroboter-Plattform. Den "Star Trek"-Visionen kommt die Branche dank Nvidia einen großen Schritt näher.





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