€uro am Sonntag: Die kanadischen Cannabisfirmen Aphria und Tilray wollen fusionieren, damit würden sie das größte Cannabisunternehmen weltweit werden. Erwarten Sie mehr Fusionen?
Lars Müller: Die geplante Fusion von Aphria und Tilray ist ein Zeichen, dass der Cannabismarkt immer mehr konsolidiert. Die Spreu trennt sich vom Weizen.
Die Aktien großer Cannabisfirmen haben sich nach Boom und darauf folgendem Einbruch bisher aber nur teilweise erholt.
Viele wollten den anfänglichen Hype um den Anbau mitnehmen, dann sind die Rohstoffpreise eingebrochen. Uns hat das gefreut, unsere Margen stiegen. Wir haben uns in den letzten Jahren vor allem auf den Ausbau einer Markenstrategie konzentriert. Denn Marken bringen den Wirkstoff zum Kunden. Ich glaube, auch die großen Konzerne müssen es schaffen, sich mehr auf die Marken zu fokussieren, um Umsätze und Gewinne zu generieren.
Wo sehen Sie in den kommenden Jahren das größte Wachstum im Cannabismarkt?
Ganz klar nicht beim Cannabinoid THC und damit nicht bei medizinischem Cannabis. Denn THC ist psychoaktiv und als Betäubungsmittel deklariert. Ich sehe das größte Wachstum bei allen anderen über 100 Cannabinoiden, also Verbindungen aus der Hanfpflanze. Darauf fokussieren wir uns. Sie können beruhigend wirken, bei Schlafstörungen, Angst oder Schmerzen helfen. Viele sind noch nicht ausreichend erforscht, haben aber unglaublich starkes therapeutisches Potenzial. Ob in Lebensmitteln, Kosmetik, Tierfutter oder Medizinprodukten ist noch zu diskutieren, das hängt auch von der Regulatorik ab.
Wie weit ist die Forschung zur Wirkung?
Sie läuft auf Hochtouren, aber wir sind tatsächlich noch am Anfang. Ich denke aber, in den nächsten ein bis fünf Jahren wird da extrem viel passieren.