In der Chemiebranche zeichnet sich ein milliardenschwerer Übernahmekampf ab. Der amerikanische Saatgut- und Genpflanzen-Produzent Monsanto will den Schweizer Konkurrenten Syngenta schlucken. Der Konzern aus Basel will davon allerdings nichts wissen und hat das 45 Milliarden Dollar schwere Angebot als zu niedrig zurückgewiesen. Experten gehen davon aus, dass auch andere große Unternehmen ihren Hut in den Ring werfen könnten, darunter BASF und der US-Rivale Dow Chemical. So könnte sich der Preis schnell nach oben schaukeln. Ein Zusammenschluss von Monsanto und Syngenta würde einen Branchen-Riesen mit einem Jahresumsatz von 31 Milliarden Dollar schaffen.

Syngenta-Präsident Michel Demare wehrte sich am Freitag gegen den Vorstoß der Amerikaner: "Der Vorschlag von Monsanto reflektiert die herausragenden Wachstumsaussichten der Strategie von Syngenta nicht." Auch die Anleger an der Börse sind noch nicht überzeugt von dem angedachten Deal, der große Auswirkungen auf die Landwirtschaft hätte: Syngenta-Aktien schossen in Zürich zwar um fast ein Fünftel nach oben, notierten mit 394,40 Franken aber deutlich unter den von Monsanto angebotenen 449 Franken pro Anteilsschein.

"Obgleich eine vollständige Übernahme von Syngenta durch Monsanto nicht ausgeschlossen werden kann, ist sie nicht einfach zu realisieren, insbesondere wegen wettbewerbsrechtlichen und steuerlichen Auflagen", erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank. Zudem wolle Monsanto einen Teil des Kaufpreises in eigenen Aktien begleichen. Dies schmälere die Attraktivität der Offerte. "Syngenta scheint nicht abgeneigt zu sein", sagte ein Börsenhändler in Zürich. "Aber der Preis stimmt für sie einfach noch nicht." Bei der Investmentbank Jefferies hieß es, das Angebot sei eher im Interesse von Monsanto und komme für Syngenta zu einem schlechten Zeitpunkt.

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WER BIETET MEHR?

Neben BASF und Dow Chemical könnte Insidern zufolge auch die staatliche China National Chemical Corp (ChemChina) als Bieter für Syngenta oder zumindest einige Geschäftsbereiche infrage kommen. Die Schweizer haben sich laut mit der Sache vertrauten Personen die US-Investmentbank Goldman Sachs als Berater ins Haus geholt. Monsanto hat sich demnach die Unterstützung von Morgan Stanley gesichert.

Syngenta ist der weltgrößte Hersteller von klassischen Pestiziden gegen Insektenbefall, Unkräuter und Pilze. Monsanto ist führend bei Saatgut und vor allem für seine gentechnisch veränderten Maissorten bekannt. Zusammen hätten beiden Firmen eine starke Stellung in den wichtigen Anbauregionen Nord- und Südamerika - für Konzerne wie Bayer würde der Wettbewerb dann deutlich härter werden. Grundsätzlich würden Monsanto und Syngenta laut Analysten gut zusammenpassen und eine Fusion dürfte bei den Wettbewerbsbehörden nicht auf unüberwindliche Hindernisse stoßen.

Monsanto war Insidern zufolge bereits im vergangenen Jahr mit Kaufabsichten bei Syngenta abgeblitzt. Doch die Amerikaner hätten nie aufgegeben und wollten die Fusion unbedingt durchziehen, hatte ein mit der Geschäftsstrategie des Unternehmens aus St. Louis vertrauter Banker kürzlich gesagt.

Reuters