D er spanische Anlagenbauer Técnicas Reunidas hat zwei Großaufträge aus Osteuropa erhalten. Für Gazprom soll das Unternehmen eine moderne Einheit zur Behandlung von Ölrückständen in der Moskauer Raffinerie von Gazprom realisieren. Der Auftrag ist 240 Millionen US-Dollar wert. Das Großprojekt für die polnische PKN Orlen ist eine Erweiterung eines Petrochemiekomplexes. Auch hier geht es überwiegend um die Rückgewinnung von Olefine, einem Nebenprodukt der Petrochemie. Insgesamt 1,8 Milliarden Euro investieren die Polen in die Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung sowie in die Emissionsminderung.
Für die Spanier ist das ein guter Auftakt für die zweite Jahreshälfte und wieder ein kleiner, aber bedeutender Schritt in die Zukunft. Técnicas Reunidas ist ein familiengeführtes Ingenieur-, Beschaffungs- und Bauunternehmen, das sich auf den Öl- und Gassektor im Onshore-Bereich konzentriert hat. Das erfahrene Management ist bestens vernetzt mit Firmen im Nahen Osten, speziell in Saudi-Arabien, sowie in Amerika, Asien und Europa.
Patentierte Verfahren
Doch die Branche ist mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Öl- und Gasunternehmen müssen "grün" werden. Das bedeutet Emissionen reduzieren, C02 einsparen und auf lange Sicht müssen auch neue Erlösquellen erschlossen werden. Weil die Energiewende erhebliche Auswirkungen auf das Geschäft von Técnicas Reunidas hat, haben die Spanier für sich ein neues Geschäftsfeld erschlossen. Die Ingenieure entwickeln eigene Methoden für die Kreislaufwirtschaft, neue Technologien für grünen Wasserstoff sowie Verfahren zur Kohlenstoffabscheidung und Einlagerung von C02. Zwei neue Technologien haben die Spanier bereits patentieren lassen. Grob gesagt geht es um die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfallstoffen aller Art.
In der Schweiz kommen nun die neuen Verfahren der Spanier erstmals zur Anwendung. Zusammen mit der Firma SwissZinc laufen die Planungen für zwei Industrieanlagen. In einer Anlage mit einer Kapazität von 40 ?000 Tonnen pro Jahr soll aus verbranntem Festmüll Zink und Blei gefiltert werden. In einer weiteren Anlage mit demselben Volumen soll aus der Asche von Klärschlamm Phosphor zurückgewonnen werden. 2025 sollen die Anlagen in Betrieb gehen.
Für Técnicas Reunidas sind das die ersten Schritte der Transformation vom erfahrenen Ausrüster fossiler Energieunternehmen hin zu einem umweltfreundlichen Verfahrenstechnikspezialisten. An der Börse wird die Firma noch als Ölausrüster wahrgenommen. Das Bild sollte sich mit der Weiterentwicklung von umweltfreundlichen Schlüsseltechnologien bald ändern. Die Analysten von Kepler Cheuvreux sehen für die Aktie ein Kurspotenzial bis 16 Euro.