Welche Aktien gute Perspektiven für das Jahr 2017 bieten.
Wahlen in Frankreich, Deutschland und wohl auch in Italien. Zuvor schon wird in den USA Donald Trump als 45. Präsident vereidigt. Politisch verspricht 2017 richtig spannend zu werden. Und an der Börse? Politische Börsen gelten zwar als kurzlebig, aber den politischen Großereignissen des kommenden Jahres werden sie sich nicht entziehen können.
Denn die beiden Eckpfeiler der Trump’schen Wirtschaftspolitik - soweit sie sich bisher erkennen lässt - sind mehr Protektionismus und mehr Investitionen in die US-Infrastruktur. Das wird US-Unternehmen guttun, dürfen sie doch mit höheren Umsätzen und Gewinnen rechnen. Andererseits werden exportorientierte Firmen leiden, wenn Handelsschranken errichtet werden. "Die USA sind der größte Handelspartner Deutschlands. Da werden die Deutschen zu den großen Verlierern zählen", sagt Hans-Werner Sinn, einer der Top-Ökonomen in Deutschland und früherer Chef des Münchner Ifo-Instituts.
Also 2017 nur auf US-Aktien setzen? Nicht unbedingt. Kurz nach dem Wahlsieg von Trump haben sich die US-Börsen von einem Allzeithoch zum nächsten gehangelt, der Dow Jones nahm mühelos die 19 000-Punkte-Marke. Daher sind US-Aktien teuer: "Europäische Titel sind auf Sicht der nächsten zwölf Monate mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,5 attraktiver als US-Aktien mit 16,7", sagt Lars Edler, Anlageexperte bei der Privatbank Sal. Oppenheim.
Jedoch könnten defensive und dividendenstarke Aktien wie der Nahrungsmittelriese Nestlé oder der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble ihren Zenit erst mal überschritten haben. Laut Christian Gattiker, Chefstratege und Leiter Research beim Schweizer Bankhaus Julius Bär, vollzieht sich derzeit bei steigenden Zinsen an den Börsen ein Umbruch: "Ein Zinsanstieg wäre gut für Aktien, aber nicht für Dividendenwerte, sondern für zyklische Titel und Finanzwerte."
Die deutsche Wirtschaft scheint derzeit kaum etwas erschüttern zu können. So hat die Wirtschaft im dritten Quartal 2016 um 0,2 Prozent zugelegt, vor allem dank erhöhter Ausgaben des Staates und der Konsumenten. Zudem hat sich die Stimmung bei deutschen Unternehmen in den vergangenen Monaten deutlich aufgehellt. Der aktuelle Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft fiel zwar um 0,2 auf 54,9 Punkte. Das Barometer hält sich aber deutlich über der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert. Und auch der Ende November veröffentlichte Ifo-Geschäftsklimaindex blieb auf hohem Niveau. Wer allerdings genauer hinschaut, erkennt, dass es dabei durchaus Unterschiede zwischen den Branchen gibt. So sehen exportorientierte Unternehmen weniger optimistisch in die Zukunft - der Protektionismus lässt grüßen. Im Handel herrscht dagegen gute Stimmung, ebenso wie in der Baubranche und bei den Dienstleistern. Ausgewählte deutsche Aktien bleiben also attraktiv.
€uro hat deshalb alle 30 DAX-Aktien gecheckt. Dabei haben fundamentale Kriterien wie das KGV oder die Dividendenrendite ebenso eine Rolle gespielt wie die Branche. Die fünf Top-Empfehlungen von €uro für 2017 sind in der Tabelle farblich unterlegt.
Auf Seite 2: Europa und USA
Europa
In Europa sollten Anleger Krisenländer wie Italien oder Griechenland meiden. In Italien ist nach dem Rücktritt Renzis unklar, wie es weitergeht, in Griechenland bleibt die Schuldenkrise ungelöst. Und in Frankreich wird es an der Börse wegen der Wahlen nervös zugehen. Aber es gibt auch spannende Aktien: Etwa die des spanischen Industrieunternehmens Técnicas Reunidas, das neben einer Kraftwerks- und Infrastruktursparte auch als Dienstleister für Erdölfirmen tätig ist und daher vom steigenden Ölpreis profitiert. Ebenfalls attraktiv ist die belgische Umicore, die eine breite Palette von Werkstoffen anbietet und zudem im Recycling engagiert ist. Die Produkte kommen in Katalysatoren für Autos ebenso zum Einsatz wie in Solarzellen oder als Schmuck. Allein wegen der zuletzt gestiegenen Rohstoffpreise dürfte 2017 gut für die Belgier ausfallen.
Die anziehenden Ausgaben für Infrastruktur in ganz Europa, vor allem in Deutschland, sorgen beim österreichischen Bauriesen Strabag für volle Auftragsbücher. Und der britische Versicherer Prudential profitiert vom schwachen Pfund, weil er einen Großteil der Umsätze im Ausland erzielt.
Wer sein Investment breit über ganz Europa streuen will, setzt auf Aktienfonds wie etwa den FT Unternehmenswerte. Der DB Platinum IV investiert auch in europäische Aktien, meidet jedoch britische Papiere.
USA
"Make America great again" lautet die Parole des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Eine Billion Dollar will er deswegen in den kommenden Jahren in den Ausbau der Infrastruktur stecken. Dabei wird er bei der Auftragsvergabe wohl ganz protektionistisch vor allem auf US-Unternehmen setzen. Entsprechend attraktiv sind solche Aktien, etwa von Baufirmen wie Chicago Bridge & Iron oder Jacobs Engineering. Aber es gibt noch einen zweiten Turbo für Kursgewinne made in USA: Trump will die Steuern für Unternehmen massiv senken. Das macht den Weg frei für die Zurückführung von im Ausland angehäuften Gewinnen von US-Unternehmen. Die Technologiebranche würde davon besonders profitieren. Allein Apple, Cisco, Alphabet, Microsoft und Oracle haben nach Einschätzung der Ratingagentur Moody’s fast 600 Milliarden Dollar im Ausland angehäuft, insgesamt vermutet Moody’s gar 1,8 Billionen gebunkerte Dollar im Ausland. Das entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt - also der gesamten Wirtschaftsleistung eines Jahres - von Spanien und Österreich zusammen.
Ein guter Teil der gesparten Steuergelder dürfte in den Rückkauf eigener Aktien fließen. Technologieaktien wie beispielsweise die des Softwareriesen Microsoft oder des Grafikchip-Giganten Nvidia sind so gesehen eine interessante Wette für 2017. Mit ETFs auf den S & P 500 oder auf die US-Dividenden-Aristokraten setzen Anleger breit gestreut auf den US-Aktienmarkt.
Auf Seite 3: Japan und Schwellenländer
Japan
Für die US-Investmentbank Morgan Stanley steht der Gewinner 2017 schon fest: Japan. Die Arbeitslosenrate markiert mit drei Prozent ein 21-Jahres-Tief. Die Zahl der offenen Stellen je 100 Bewerber liegt bei 140 - der höchste Wert seit Anfang der 90er-Jahre. Die gute Lage am Arbeitsmarkt wird sich auch wirtschaftlich bemerkbar machen. Gute Perspektiven bietet das riesige Konglomerat Itochu, das so ziemlich alles herstellt - von Nahrungsmitteln über Textilien bis hin zu Chemikalien. Interessant sind auch die Aktien von Nidec, dessen Präzisionsmotoren in so gut wie alles eingebaut wird, was sich bewegt - etwa in Roboter. So profitiert der Konzern vom Trend zu immer mehr Maschinen in der Arbeitswelt aber auch in der privaten Umgebung. Als breit streuende Japan-Fonds bieten sich der BL Equities Japan B oder der Comgest Growth Japan an, die beide von €uro die beste FondsNote 1 erhalten haben.
Schwellenländer
Die meisten Experten gehen davon aus, dass sich ein protektionistischer Kurs von Trump und steigende US-Zinsen negativ auf die Schwellenländer auswirken werden. Dennoch bleiben ausgewählte Länder attraktiv: "Wenn wir uns danach umsehen, wo es hohe Wachstumsraten bei niedrigen Bewertungen gibt, dann müssen wir feststellen, dass die asiatischen Aktienmärkte auch unter einer Regierung Trump attraktiv sind", sagt Reinhard Pfingsten, Chef-Anlagestratege bei der Bank Hauck & Aufhäuser. Um das Risiko breit zu streuen, sollten Anleger auf ausgewählte Fonds setzen. Der DJE Asia High Dividend investiert in asiatische Dividendenwerte, meidet dabei aber Japan. Wer global auf Schwellenländer setzen möchte, dem bietet sich der Comgest Magellan an.
Auf Seite 4: Fazit
Fazit
Auch wenn politische Börsen sprichwörtlich kurze Beine haben, wird die Politik 2017 den Aktienmarkt stark beeinflussen. Der US-Markt dürfte vom geplanten Ausbau der Infrastruktur und von Steuererleichterungen für Unternehmen profitieren, US-Aktien sind aber auch schon recht teuer. Günstiger bewertet sind europäische Aktien, aber hier ist Auswahl Pflicht. Der brummende Arbeitsmarkt in Japan könnte für steigende Löhne und damit ein Ende der Deflation sorgen. Bei Schwellenländern ist Vorsicht geboten, vor allem in Asien bieten sich aber auch Chancen.
Aktien Tops und Flops 2016
Während die Empfehlungen aus dem Vorjahr "Ihr Geld 2016" bei Aktien aus der Eurozone größtenteils nicht richtig punkten konnten, gab es in Großbritannien, den USA und in Japan deutliche Kursgewinne. Am stärksten enttäuschte der italienische Aktienmarkt
+21,5 % Smiths Group
Der britische Mischkonzern profitiert vom Pfundkurs
+21,0 % Itochu
Japanischer Mischkonzern mit breitem Portfolio
+10,2 % ETF S&P 500
Nach dem Trump-Wahlsieg legten US-Aktien stark zu
+6,4 % Weyerhäuser
US-Holzkonzern hat dank Bauboom einen Lauf
-15,4 % Assa Abloy
Die schwedische Sicherheits-Aktie in der Korrektur
-17,1 % Daimler
Sorgen um die Autokonjunktur ließen Aktie sinken
-25,0 % FTSE MIB ETF
Italienischer Aktienmarkt enttäuschte querbeet
-25,1 % Intesa Sanpaolo
Italienische Bank hat ein schwieriges Umfeld
Auf Seite 5 - 9: Anleihen
Anleihen: Schwierige Zeiten
Für Anleihen sieht es in Sachen Rendite im kommenden Jahr eher schlecht aus. Nur in einigen Nischen gibt es noch attraktive Anlagemöglichkeiten für Zinsinvestoren
Nach der Wahl von Donald Trump stiegen Aktien, Anleihen stürzten ab. Weltweit war für Anleihemärkte der November 2016 - gemessen am Barclays Global Aggregate Total Return Index, der sich auf erstklassige Staats- und Firmenbonds bezieht - der schlechteste Monat seit Indexauflage 1990.
Offenbar rechnen Anleger mit anziehender Inflation. Steigen die Preise, ist der Weg frei für höhere Zinsen. Was wiederum schlecht für bereits emittierte Anleihen mit festem Zinskupon ist, weil diese die höheren Zinsen mittels fallender Kurse kompensieren. Dieser Effekt ist umso größer, je länger die Restlaufzeit der Bonds ist. "Für Anleger sind zehnjährige Bundesanleihen derzeit kein gutes Geschäft", sagt Axel Crohn, Leiter Fixed Income Management bei HSBC Global Asset Management.
Bedeutet dies, dass 2017 ein schwieriges Jahr für Anleihen wird? Ja. Sollte man deswegen die Finger von Zinspapieren lassen? Nicht unbedingt. Auch 2017 gibt es attraktive Anlagemöglichkeiten - etwa bei Anleihen aus Mexiko. Die haben zuletzt besonders gelitten, weil der künftige US-Präsident das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA neu verhandeln will. Zudem belasten Vorhaben wie der angekündigte Bau einer Grenzmauer die Beziehungen zur USA.
Das hat die Kurse kräftig gedrückt. "Wir haben mit vorsichtigen Käufen in Mexiko begonnen", sagt Jim Leaviss, Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft M & G. Dennoch bleibt bei mexikanischen Anleihen ein Risiko, solange nicht feststeht, welche protektionistischen Maßnahmen Trump im Detail ergreifen wird. Immerhin ist für Mexiko der große Nachbar im Norden der mit weitem Abstand wichtigste Handelspartner, rund 80 Prozent der Exporte gehen in die USA.
Doppeltes Risiko
Anleger sollten hier - um wenigstens das Währungsrisiko auszuschließen - auf Anleihen setzen, die aus Mexiko kommen, aber auf Euro lauten. Sie sind nicht betroffen, wenn der Peso wegen der gespannten politischen Lage weiter abwertet. Besonders attraktiv sind Bonds der staatlichen Ölgesellschaft Pemex. Der Konzern weist bei S & P mit "BBB+" das gleiche Rating auf wie der Staat Mexiko, bietet aber mehr Rendite. So bringt die bis 2025 laufende Euro-Anleihe von Pemex 4,5 Prozent im Jahr, ein bis 2028 laufender Staatsbond rentiert dagegen nur mit 2,9 Prozent.
Ein paar Tausend Kilometer weiter südlich bieten sich ebenfalls Chancen bei Anleihen: In Brasilien, mit seinen über 200 Millionen Einwohnern, ist der Binnenmarkt sehr wichtig; in die USA fließen nur 13 Prozent der brasilianischen Exporte. Brasiliens Wirtschaft ist stark von Rohstoffen geprägt, entsprechend abhängig ist sie von den Rohstoffpreisen. Die sind zuletzt allesamt deutlich gestiegen. Das macht sich auch in den Prognosen bemerkbar. So prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) nach einer heftigen Rezession von minus 3,6 Prozent für 2017 wieder ein leichtes Wachstum des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent.
Damit könnte die Währung des Landes aufwerten. Aber auch, wenn der Real sich auf aktuellem Niveau hält, bieten Real-Anleihen eine sehr hohe Rendite. Selbst Papiere von ausgesprochen sicheren Emittenten wie der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bieten Renditen um die zehn Prozent.
Auf Seite 6: Starker Dollar und sicherer Nachrang
Starker Dollar
Einer der großen Währungsgewinner 2017 könnte der US-Dollar werden. So erwartet Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, dass der Euro 2017 bis auf 0,95 Dollar fällt - also unter die Parität. Aktuell gibt es für einen Euro noch 1,06 Dollar. Damit bieten Dollar-Anleihen die Chance auf Währungsgewinne. Wegen des erwarteten Anstiegs der Zinsen in den USA sollten dabei aber Bonds mit langer Laufzeit gemieden werden (siehe Tabelle Seite 7).
Sicherer Nachrang
Zudem sind auch nachrangige Anleihen für 2017 eine attraktive Zinsanlage. Diese Papiere gibt es sowohl von Banken als auch von Unternehmen. Sie sind riskanter als normale Bonds, da sie im Pleitefall in der Rangfolge weit hinten stehen (nur Aktionäre sind noch schlechter gestellt). Deswegen sollten Anleger vor allem darauf achten, auf solche Papiere nur von Emittenten mit guter Bonität zu setzen. So ist eine Pleite ziemlich unwahrscheinlich und zudem die regelmäßige Zinszahlung gesichert.
Ein solches Papier kommt etwa von der Wiener Städtischen. Die Anleihe eines der größten Versicherungsunternehmen Österreichs läuft bis zum 2. März 2046, ist aber ab März 2026 jährlich kündbar zum Nennwert von 100 Prozent. Bis dahin bietet der Bond einen festen Zins von 3,265 Prozent.
Sollte der Konzern die Anleihe nicht kündigen, wird der Kupon variabel und setzt sich aus dem Referenzzins Euribor für drei Monate (aktuell minus 0,28 Prozent) plus eines Aufschlags von 3,94 Prozentpunkten zusammen. Die Anleihe bewertet S & P mit einem ausgezeichneten "A-"-Rating.
Auf Seite 7 : Alternative Zinsen
Alternative Zinsen
Eine Alternative zu Anleihen stellen Anleihefonds dar. Solche Fonds gibt es für Euro-Anleihen über US-Dollar-Bonds bis hin zu den riskanteren Bonds aus Schwellenländern. Die breite Streuung über Emittenten und Laufzeiten verringert das Risiko gegenüber einem Einzelinvestment.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, parkt sein Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto, wo es je nach Anbieter und Einlagensicherung unterschiedliche Zinssätze gibt (siehe Tabelle Seite 8). Dabei sollte der Zeitraum, für den das Kapital festliegt, nicht zu lange gewählt werden, um zeitnah von steigenden Zinssätzen profitieren zu können.
Auf Seite 8: Fazit
Fazit
Anziehende Inflation und steigende Zinsen machen 2017 zu einem schwierigen Jahr für Zinsinvestments. Dennoch bieten sich in ausgewählten Ländern wie Mexiko und Brasilien oder Währungen wie dem US-Dollar neben attraktiven Zinsen auch Chancen auf Kurs- oder Währungsgewinne. Nachrangige Anleihen bieten sich für die Währung Euro an, um die Rendite zu steigern. Dabei sollte Wert auf die Sicherheit des Emittenten gelegt werden. Neben einzelnen Anleihen bieten sich auch Fonds an. Wer ganz sicher sein will, entscheidet sich für Tages- oder Festgeld.
Anleihen Tops und Flops 2016
2016 war ein sehr gutes Jahr für unsere Anleihen-Empfehlungen aus dem Vorjahresheft "Ihr Geld 2016": Selbst unsere Flops weisen querbeet noch ein Plus auf. Und die Staatsanleihen aus Südafrika und Mexiko in US-Dollar haben attraktive Gewinne gebracht
+8,6 % Südafrika-Dollar-Bond
Hohe Zinsen und starker US-Dollar sorgen für Plus
+6,1 % EM-Bonds-ETF
Schwellenländer-Anleihen gehörten zu den Gewinnern
+5,1 % JPM Europe High Yield
Hochzins-Anleihen waren bei Investoren begehrt
+4,7 % Mexiko-Dollar-Bond
Trotz Trump gab es einen ordentlichen Gewinn
+1,6 % BGF-Euro-Bond
Euro-Anleihen entwickelten sich 2016 eher mäßig
+1,4 % Volkswagen-Anleihe
Der Dieselskandal hat die Anleihe etwas belastet
+1,2 % US Aggr. Bond ETF
Nach der US-Wahl ging es mit US-Anleihen abwärts
+1,1 % Thyssenkrupp-Bond
Stahlkonzern kommt nicht recht aus der Krise
Auf Seite 9 - 11: Rohstoffe
Rohstoffe: Auf Berg- und Talfahrt
Die Rohstoffpreise sind 2016 regelrecht explodiert. Für 2017 erwarten Experten jetzt nur noch ein kleines Plus. Wie sich Anleger positionieren sollten
W as für ein Jahr an den Rohstoffmärkten. Nach einem jahrelangen Preisverfall brachte 2016 - wie von €uro vor einem Jahr angekündigt - die Trendwende. Nur bei Agrarrohstoffen wie Kakao, Magerschwein oder Weizen fielen die Notierungen. Ansonsten zogen sie an - und wie! Die Industriemetalle Kupfer, Nickel und Zink verteuerten sich seit ihrem Tief im Februar um 35, 45 und 85 Prozent. Die Notierungen für Öl und Gas verdoppelten sich sogar.
Diese Preisexplosion wird sich 2017 wohl nicht wiederholen, Analysten erwarten keine oder nur kleine Steigerungen. Das bedeutet aber nicht, dass es 2017 an den Rohstoffmärkten ruhig wird. "Das Jahr wird von heftiger Volatilität geprägt sein", meint Eugen Weinberg von der Commerzbank, Deutschlands bekanntester Rohstoffanalyst. "Die Kurse werden extrem schwanken." Das gilt vor allem für jene Rohstoffe, bei denen es schon 2016 große Bewegungen gab und die besonders im Fokus der Finanzmärkte stehen: Öl, Industriemetalle und Gold.
Förderspekulationen
Bei Öl dreht sich 2017 erneut alles um eine Frage: Ist die Ölschwemme, die die Notierungen bis Anfang 2016 von 145 auf 26 US-Dollar je Barrel kollabieren ließ, endlich zu Ende? Die jüngste Preisentwicklung lässt zumindest darauf schließen. Weil in den USA Hunderte unrentable Bohrlöcher stillgelegt wurden und die OPEC erstmals seit acht Jahren eine Drosselung ihrer Förderung beschlossen und dabei Nicht-OPEC-Staaten wie Russland oder Mexiko mit ins Boot geholt hat, kostet ein Fass der US-Sorte WTI wieder über 50 Dollar. Weitere starke Steigerungen wären nun überraschend. Die Internationale Energieagentur IEA sieht den Ölpreis im kommenden Jahr bei 52 Dollar stagnieren. Die US-Bank Goldman Sachs ist etwas optimistischer. Sie kalkuliert immerhin mit 55 bis 60 Dollar je Barrel (159 Liter) und verweist auf die beschlossenen Produktionskürzungen der OPEC.
Doch es gibt Zweifel, ob die OPEC-Staaten diese Kürzungen tatsächlich umsetzen werden. Die Mitglieder des Ölkartells sind bekannt dafür, mehr als vereinbart zu fördern. Auch die US-Produktion könnte höher als erwartet ausfallen, denn beim aktuellen Preisniveau lohnt es sich für einige Fracking-Konzerne, die Förderung wieder hochzufahren. "Es kann sein, dass demnächst klar wird, dass sich am hohen Ölangebot gar nichts geändert hat", warnt Weinberg. "Die Anleger werden sich dann fragen, ob das Preisniveau überhaupt gerechtfertigt ist." Eine stärkere Korrektur wäre wohl die Folge.
Auf Seite 10: Konjunkturhoffnungen und Crash-Absicherung
Konjunkturhoffnungen
Auch bei Industriemetallen wie Kupfer, Aluminium, Nickel oder Zink, die man für den Bau von Maschinen, Brücken oder Gebäuden braucht, prognostizieren Experten Korrekturen im ersten Halbjahr. Zwar gibt es bei vielen Metallen Angebotsengpässe, weil Minen dichtmachten und Konzerne wie Alcoa oder Glencore ihre Produktion drosselten. Gleichzeitig stabilisiert sich die Wirtschaft in China, dem größten Rohstoffimporteur der Welt. Dort sollen bis 2020 insgesamt 700 Milliarden Dollar in den Ausbau des Strom- und Schienennetzes fließen, was den Bedarf an Metallen hochhält. Allerdings haben Spekulanten die Notierungen zuletzt stärker getrieben, als es das Angebotsdefizit rechtfertigt.
Nach der Wahlnacht in den USA, in der der designierte US-Präsident Donald Trump nochmals ankündigte, eine Billion Dollar in den Ausbau der Infrastruktur zu pumpen, erreichten die spekulativen Positionen an den Metallbörsen Rekordstände. Das gilt als Kontraindikator. Versilbern die Großanleger ihre Gewinne, wird eine riesige Menge an Kontrakten auf den Markt geworfen und die Notierungen fallen. Erst nach dieser überfälligen Korrektur erwarten Experten im zweiten Halbjahr anziehende Preise.
Crash-Absicherung
Der Goldmarkt hat diesen Absturz schon hinter sich. Nach einem furiosen Jahresauftakt mit 30 Prozent Plus brach der Goldpreis anders als erwartet nach der US-Wahl ein. Das Kalkül der Anleger: Trumps Wirtschaftspläne schieben die Konjunktur an, verursachen Inflation, provozieren Zinserhöhungen und stärken den Dollar - schlecht für Gold. Trotzdem halten Experten das Edelmetall beim aktuellen Preis von rund 1150 US-Dollar für attraktiv. Goldman Sachs sieht den Goldpreis 2017 bei 1250 Dollar, die Commerzbank bei 1300 Dollar und die UBS sogar bei 1350 Dollar. Sie argumentieren, dass die Zinsen langsamer steigen werden als die Inflation. Die Realzinsen blieben damit niedrig oder sogar negativ, Bankkonten und Anleihen böten kaum Vorteile gegenüber dem unverzinsten Wertspeicher Gold.
Für Gold spricht noch ein wichtigerer Punkt: Es entwickelt sich meist dann gut, wenn es an den Aktienmärkten abwärts geht. Das war zum Beispiel nach dem Brexit-Entscheid Ende Juni der Fall, als Gold bei 1366 Dollar sein Jahreshoch erreichte. Da 2017 in Europa einige kritische Wahlen anstehen und auch der neue US-Präsident noch für Unsicherheit sorgen kann, schadet etwas Gold als Absicherung im Portfolio sicher nicht.
Auf Seite 11: Fazit
Fazit
Nach einem Jahr mit massiven Preisanstiegen rechnen Experten nun mit einer Konsolidierung an den Rohstoffmärkten, die mit erheblichen Preisschwankungen einhergehen könnte. Das bedeutet: Scharfe Korrekturen dürften sich mit schnellen Preisanstiegen abwechseln. Für Trader kann das ein spannendes Umfeld sein - in dem man aber gutes Timing braucht, um Geld zu gewinnen statt es zu verzocken.
Langfristanleger, die ihrem Portfolio Rohstoffe beimischen wollen, sollten sich auf Gold beschränken oder Aktien großer Produzenten wie Royal Dutch Shell, BHP Billiton oder Glencore kaufen. Die profitieren vom gestiegenen Preisniveau, notieren aber trotz jüngster Kursgewinne noch weit unter ihren Rekordhochs.
Lesen Sie in Teil eins der Serie die Chancen und Risiken im neuen Börsenjahr, in Teil zwei ein Interview mit den fünf Top-Vermögensverwaltern und in Teil vier Tipps zu Steuern und privaten Finanzen.