Bei dem Netzbetreiber Tele Columbus sieht es derzeit nicht gut aus. Der SDAX-Konzern hatte am 10. August überraschend die Veröffentlichung seiner Halbjahreszahlen auf Anfang September verschoben, ohne eine konkrete Begründung zu nennen. Experten kritisierten vor allem die mangelnde Kommunikation von Seiten des Berliner Konzerns.. "Da passiert etwas still und leise", sagte ein Händler. "Insgesamt herrscht jetzt eine sehr große Unsicherheit, was da wirklich los ist." Die Aktie brach seit Anfang August um 50 Prozent ein.
Investoren befürchten Schlimmes. Bereits Ende Juli merkte Analyst Andrew Lee von der US-Bank Goldman Sachs an, dass die Abonnentenzahlen zurückgingen und das Unternehmen hoch verschuldet sei. Laut Geschäftsbericht 2017 haben die Berliner langfristige Schulden von 1,4 Milliarden Euro.
Auch weist die Bilanz von Tele Columbus durch die vielen Zukäufe in den vergangenen Jahren einen hohen Anteil an Fremdkapital auf. Zuletzt hatte der Konzern seine Prognosen gesenkt - die Eingliederung des Dienstleisters Pepcom würde nicht planmäßig verlaufen.
Der Rückzug einiger Großaktionäre in den vergangenen Tagen beunruhigte die Anleger zusätzlich. So baute beispielsweise der US-Fonds Smallcap seinen Anteil an Tele Columbus von zuletzt 4,45 Prozent auf 1,98 Prozent ab. Der US-Investor Capital Group senkte seine zehnprozentige Beteiligung auf 3,83 Prozent ab.
Mit knapp 29 Prozent ist der deutsche Konzern United Internet der größte Anteilseigner von Tele Columbus. Sollte der Internet- und Mobilfunkanbieter mit mehr als 30 Prozent beteiligt sein wollen, müsste United Internet ein Übernahmeangebot machen. Ob das wirklich so kommt, ist allerdings nur eine Spekulation unter Anlegern und Experten. Im schlimmsten Fall könnte sich United Internet sogar von seinen Anteilen trennen.
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Einschätzung der Redaktion
Bereits seit Anfang April befindet sich die Tele Columbus-Aktie im Abwärtstrend. Nachdem der Konzern den Termin der Halbjahreszahlen verschoben hatte, brach das Papier stark ein und notierte in einem Allzeittief bei 2,38 Euro. Danach konnte sich die Aktie leicht erholen.
Am Donnerstag ging es für den Kurs bis zum frühen Nachmittag abermals auf Talfahrt. Mit einem Minus von mehr als vier Prozent ist die Aktie der schlechteste Wert im Kleinindex SDAX. Als Ursache nannten Händler die vorliegende Studie von Goldman Sachs. Analyst Joshua Mills senkte sein Kursziel für die Aktie deutlich von 6,00 auf 2,60 Euro. Der geplante Ausbau des Glasfasernetzes durch United Internet und die Deutsche Telekom würde ein Drittel des Präsenzgebiets von Tele Columbus "überbauen". Das könnte den Wettbewerb erheblich anheizen, schrieb er. Das würde die finanzielle Situation der Berliner zusätzlich stark belasten.
Seit Jahresbeginn verlor das Papier fast Dreiviertel seines Börsenwerts - aktuell rund 334 Millionen Euro. Damit ist die Tele Columbus-Aktie sogar schwächer als der krisengeschüttelte Möbelkonzern Steinhoff. Alleine auf Wochensicht ging es um fast die Hälfte nach unten.
Charttechnisch ist das Papier stark angeschlagen. Anleger sollten auf der Hut sein. Es ist gut möglich, dass die Tele Columbus-Aktie in den nächsten Tagen ein neues Allzeittief findet. Wir setzen deshalb einen engen Stoppkurs bei 2,30 Euro.
Bereits investierten Anleger raten wir dennoch, die Zahlen abzuwarten und die Aktie zu halten.
Ziel: 3,00 Euro
Stopp: 2,30 Euro