Die USA wurden schon oft totgesagt. Doch auch dieses Mal hat das Land die Kritiker wieder einmal eines Besseren belehrt. Seit der Kreditkrise läuft es wirtschaftlich viel besser als befürchtet und die Wall Street erweist sich dabei wieder einmal als Leithammel für die Weltbörsen.
Die führenden Aktienindizes bewegen sich in intakten langfristigen Aufwärtstrends und sorgen so charttechnisch gesehen für eine weiterhin zuversichtlich stimmende Ausgangslage. Aber selbst wenn die Hausse im Zuge der im laufenden Jahr erwarteten Zinswende in den USA etwas ins Stocken geraten sollte, der amerikanische Kurszettel ist so lang, dass sich immer wieder spannende Aktien mit einer interessanten Anlagegeschichte finden.
Neben reinen Aktienkursgewinnen wurde ein Investment in US-Aktien zuletzt auch durch einen aufwertenden Dollar versüßt. Ein positiver Zusatzeffekt der anhalten könnte. Zumindest sagen viele Währungsstrategen der Wall Street weiter steigende Notierungen gegenüber dem Euro voraus.
Die Credit Suisse gehört zu den Investmentbanken, die mit gezielten Einzelempfehlungen versucht, ihren Kunden zu Investments zu verhelfen, mit denen diese den Markt schlagen können. Die besten Ideen finden Berücksichtigung in der so genannten US-Focus-List. Den vier Aktien mit dem größten Aufwärtspotenzial wird ein Kursplus von im Schnitt gut 56 Prozent zugetraut. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir diese vier Titel etwas näher vor.
Credit Suisse US-Favorit Nummer eins: Micron Technology Inc. (ISIN: US5951121038, 28,479 Euro, 33,78 Dollar)
Die Aktie des Speicherelementeherstellers Micron Technology ist einer der größten Höhenflieger an der Wall Street in den vergangenen Jahren. Alleine seit Oktober 2012 hat sich der Kurs fast versiebenfacht und seit November 2008 steht in der Spitze sogar ein sagenhaftes Plus von 2.059 Prozent zu Buche. Auch im abgelaufenen Jahr hat der Titel rund 61 Prozent zugelegt, aber trotz diesem kräftigen Schluck aus der Pulle glauben die Analysten der Credit Suisse nicht daran, dass damit das Ende der Fahnenstange bereits erreicht ist. Sie veranschlagen das Kursziel vielmehr auf 50 Dollar, was dem Kurs noch immer 48 Prozent Luft nach oben lassen würde. Auch anderen Analysten sind übrigens nach wie vor optimistisch gestimmt. Im Schnitt bewegt sich das Kursziel bei 42,35 Dollar, was ebenfalls noch einiges an Aufwärtspotenzial übrig lässt.
Zuversichtlich sind Marktbeobachter dabei zum einen für die Halbleiterbranche allgemein. Das Marktforschungsunternehmen IHS taxiert das Umsatzwachstum in dem Sektor für 2014 auf 9,4 Prozent, was der stärksten Zuwachsrate seit 2010 entsprechen würde. Branchenexperten rechnen zudem auch für 2015 mit einem weiteren Umsatzplus, zumindest dann, wenn die Weltwirtschaft nicht einbricht. Micron Technology ist dabei gut aufgestellt, um von diesem allgemeinen Aufwärtstrend zu profitieren. Denn nach der im Juli 2013 erfolgten Übernahme von Elpida ist man sowohl im DRAM- als auch im Flash Memory-Bereich gut aufgestellt. Hergestellt werden aber auch andere Speichertechnologien, Verpackungslösungen und Halbleiter-Systeme, die in Computer-, Verbraucher-, Netzwerk-, Automobil- und Industrieprodukten sowie mobilen Produkten Einsatz finden.
Die gute Positionierung hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr in Rekorden bei Umsatz und Gewinn niedergeschlagen. Ein Trend, der laut Analysten anhalten soll. Die Markterwartungen in Sachen Quartalszahlen wurden zuletzt zumeist geschlagen und auch deshalb darf man gespannt sein, was die nächste Ergebnisvorlage bringen wird. Diese steht bereits am 07. Januar an und abhängig davon, wie das Zahlenwerk ausfällt, könnte es anschließend zu größeren Kursbewegungen kommen. Analysten prognostizieren derzeit im Schnitt einen Anstieg für den Gewinn je Aktie von 0,77 Dollar auf 0,92 Dollar und beim Umsatz mit einer Verbesserung von 4,04 Milliarden auf 4,62 Milliarden Dollar.
Interessant an Micron ist die Tatsache, dass sich die Bewertung trotz der bereits verbuchten Kursgewinne noch immer in vertretbaren Bahnen bewegt. Auf Basis des für das Geschäftsjahr erwarteten Ergebnisses je Aktie von 4,19 Dollar bewegt sich das KGV lediglich bei 8,1. Das ist ein deutlicher Abschlag gegenüber den Branchenkonkurrenten und auch im Vergleich mit dem Gesamtmarkt. Werden die Zahlen wie erhofft geliefert, spricht das in der Tat für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Nicht vergessen werden darf aber die starke Zyklik der Halbleiterbranche. Um hier nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, sollten Positionen unbedingt mit Stopp-Loss-Kursen abgesichert werden.
Credit Suisse US-Favorit Nummer zwei: Tesla Motors Inc. (ISIN: US88160R1014, 176,38 Euro, 210,09 Dollar)
Seit Mitte 2010 hat sich auch die Aktie von Tesla Motors mehr als verzehnfacht. Doch seit Februar 2014 hat der Schwung spürbar nachgelassen. Gegenüber dem im September markierten Rekordhoch von 286,04 Dollar hat die Notiz derzeit sogar fast 27 Prozent an Wert verloren. Diese Kursschwäche hat nicht zuletzt mit dem in der Zwischenzeit stark gefallenen Energiepreisen zu tun. Denn wenn die Benzinpreise an den Zapfsäulen günstiger werden, dann könnte dem US-Elektrosportwagenbauer die geplante Expansion schwerer fallen, so zumindest die Befürchtung.
Hinzu kommt natürlich eine Bewertung, die mit einem geschätzten KGV auf Basis der für 2015 erwarteten Gewinne von rund 71 alles andere als günstig ist und keinen Raum für negative Überraschungen lässt. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang die hohe Erwartungshaltung. Analysten prognostizieren für die kommenden fünf Jahre im Schnitt jedenfalls Gewinnwachstum von 82,2 Prozent. Hinzu kommt auch noch eine zunehmende Konkurrenz. So will beispielsweise Audi Tesla nicht länger den Markt für reichweitenstarke Elektroautos überlassen, sondern die Deutschen wollen bis 2018 zwei rein elektrisch angetriebene Serienautos auf den Markt bringen.
Für das dritte Quartal hat der Elektroauto-Produzent letztlich zwar besser als erwartet ausgefallene Zahlen veröffentlicht. Unter anderem hat sich der Umsatz im Jahresvergleich mit einem Anstieg von 431 Millionen Dollar auf 852 Millionen Dollar fast verdoppelt. Allerdings wurde im Zuge der Ergebnisvorlage auch das Ziel für die Ziele für die Auslieferungen im Gesamtjahr von 35.000 auf 33.000 Elektroautos gesenkt. Außerdem wurde für das Schlussquartal nur ein bereinigter Gewinn zwischen 30 und 35 Cents je Aktie in Aussicht gestellt, was unter den damaligen Analystenprogosen von 75 Cent je Aktie lag. Festgehalten wurde mit knapp 100.000 Autos aber immerhin an den Auslieferungsplänen für 2015.
Damit wieder mehr Zug in den Aktienkurs kommt, darf Unternehmensgründer Elon Musk bei der Bekanntgabe der nächsten Geschäftszahlen nicht wieder bei den Vorhersagen zurückrudern. Credit Suisse-Analyst Dan Galves ist aber zuversichtlich. Er setzt darauf, dass Tesla die bestehenden Wettbewerbsvorteile dauerhaft verteidigen kann und es gelingen wird, durch den Bau einer riesigen Batterienfabrik die Kosten erheblich zu senken. Als Kursziel nennt Galves 325 Dollar, was theoretisch einem Kurspotenzial von 54,7 Prozent entspricht. Auch sonst trauen andere Analysten dem Wert immerhin einen Anstieg bis auf 273,21 Dollar zu.
Credit Suisse US-Favorit Nummer drei: VMware Inc. (ISIN: US9285634021, 67,87 Euro, 81,03 Dollar)
Als ziemlich große Enttäuschung für die Anleger hat sich in den vergangenen Jahren die Aktie von VMware entpuppt. Die Hausse am Gesamtmarkt ging an diesem Titel vorbei und der Kurs bewegt sich nach wie vor auf einem bereits im September 2010 gültigen Niveau. Das ist auch deshalb etwas überraschend, weil sich das Unternehmen für Virtualisierungssoftware, das durch die Virtualisierung der Infrastruktur, vom Rechenzentrum über die Cloud bis hin zu mobilen Gerätten der IT eines Unternehmens die jederzeitige und ortsunabhängige Bereitstellung von Services auf allen Geräten ermöglicht und damit mit den angebotenen Produkten genau den Ansprüchen unserer Zeit entspricht.
Doch zuletzt ist es nicht immer gelungen, diese theoretisch günstige Ausgangslage auch i Zahlen umzumünzen, die an der Börse auf positive Resonanz stoßen. So beinhaltete auch der Bericht für das dritte Quartal 2014 Licht und Schatten. Ob es bei den Ergebnissen für das vierte Quartal besser wird, bleibt abzuwarten. Die Messlatte beim Gewinn je Aktie liegt bei 1,07 Dollar nach 1,01 Dollar im Vorjahreszeitraum. Erschwert wird die Aufgabe, es den Investoren Recht zu machen, auch durch Konkurrenten wie Red Hat oder Cisco Systems, die mit harten Bandagen kämpfen. Insbesondere Cisco versucht mit aller Macht VMware die Suppe zu versalzen.
Mehr Schwung könnte der Aktienkurs aber vielleicht auch über eine ganz andere Schiene verliehen bekommen. Das wäre eventuell dann der Fall, falls sich der Hedge Fonds Elliott Management mit der Forderung durchsetzen sollte, nach der sich der weltgrößte Hersteller von IT-Speichersystemen EMC von seinem 80-Prozent-Paket an der Tochter VMware trennen soll. Kommt es zu einem Verkauf, könnte es einen Aufschlag für den Titel geben, der es derzeit auf Basis der Gewinnschätzungen für 2015 auf ein KGV von rund 20 bringt.
Analysten halten im Schnitt so oder so einen Kurs von 101,68 Dollar für gerechtfertigt. Bei Credit Suisse sind die Verantwortlichen sogar noch viel optimistischer. Als Kursziel werden hier 130 Dollar genannt, was im Idealfall einen Anstieg von 60,4 Prozent erlauben würde.
Credit Suisse US-Favorit Nummer vier: Williams Companies Inc. (ISIN: US9694571004, 36,283 Euro, 43,43 Dollar)
Ähnlich wie bei Tesla hat sich auch bei Williams Companies der schwache Ölpreis zuletzt negativ bemerkbar gemacht. Das ist auch wenig verwunderlich, denn die Kerngeschäfte des 1908 gegründeten Unternehmens bestehen aus der Produktion und der Weiterverarbeitung von Erdgas sowie im Betrieb von Gaspipelines. Nachdem der Kurs des S&P 500 Index-Vertreters zuvor von März 2009 von knapp zehn Dollar bis Ende August 2014 auf fast 60 Dollar gestiegen ist, ist die Notiz anschließend auf Korrekturkurs eingeschwenkt.
Dazu beigetragen hat auch ein für das dritte Quartal gemeldeter Gewinn je Aktie, der mit 0,15 Dollar die durchschnittliche Analystenprognose von 0,19 Dollar klar verfehlt hat. Um den Aktionären nicht wieder eine Enttäuschung zu bereiten, sollte für das vierte Quartal die erwartete Ergebnisverbesserung von 0,22 auf 0,27 Dollar erreicht werden.
Insgesamt bewegt sich die Gewinnprognose für 2014 bei 0,92 Dollar und für 2015 bei 1,42 Dollar. Dadurch ergibt sich optisch kein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis, aber bei einem Titel wie Williams Companies kommt es zur Wertfestsetzung für die Aktie nicht zuletzt auch darauf an, wie es künftig um die Ausschüttungspolitik bestellt sein wird. Schenkt man den Angaben des Unternehmens Glauben, dann sieht es in dieser Hinsicht gut aus. Zuletzt wurde die Dividende um 50 Prozent auf 0,57 Dollar je Aktie erhöht und für das Gesamtjahr 2014 ergibt sich ein Ausschüttungssatz von 1,96 Dollar.
Die Verantwortlichen wollen es dabei aber nicht belassen, sondern sie haben für die kommenden Jahre noch höhere Auszahlungen angekündigt. Konkret wurde für die Jahre 2015 bis 2017 ein jährlicher Dividendensatz von 2,46, 2,82 und 3,25 Dollar versprochen. Auf Basis des Satzes für 2015 ergibt sich daraus eine Dividendenrendite von 5,66 Prozent. Gelingt es dem integrierten Energie-Infrastruktur-Dienstleister tatsächlich, dieses Versprechen einzuhalten, dann wäre die Dividendenpolitik ein Kaufargument.
Bei der Credit Suisse scheint man auf eine Einlösung dieses Versprechens zu setzen. Die Analysten veranschlagen das Kursziel aktuell jedenfalls weiter auf 70 Dollar, woraus sich bei Kurszielerreichung ein Potenzial von 61,2 Prozent ergibt. Auch die Kursziele anderer Analysten bewegen sich mit im Schnitt 64,21 Dollar deutlich über der aktuellen Notiz.