Tesla startet in Austin seine ersten echten Robotaxis – und entfacht damit die Fantasie der Anleger. Die Aktie steigt um über 10 Prozent.

Ein Jahrzehnt hat Elon Musk auf diesen Moment hingearbeitet. Nun ist er da und elektrisiert nicht nur die Fans, sondern auch die Börse: Tesla hat am Wochenende in Austin, Texas, offiziell den kommerziellen Betrieb seiner ersten Robotaxi-Flotte aufgenommen. 

Was Tesla in Austin lanciert hat, ist mehr als ein weiterer Beta-Test. Es handelt sich um den ersten kommerziellen Robotaxi-Betrieb des US-Unternehmens. Eine Flotte von Model Y, ausgestattet mit Teslas hauseigener FSD-Software, fuhr am Sonntag autonom durch ein festgelegtes Stadtgebiet – ohne Fahrer am Steuer, aber mit Sicherheitsbegleiter auf dem Beifahrersitz.

Der erste echte Robotaxi-Betrieb im Herzen von Texas

Die Fahrzeuge können über die Tesla-App gebucht werden, operieren zwischen 6 Uhr morgens und Mitternacht, bewegen sich ausschließlich innerhalb eines „geofenced“ Stadtgebiets im Süden Austins und verlangen eine pauschale Fahrtgebühr von 4,20 Dollar – eine humoristische Anspielung auf eine von Elon Musk favorisierte Zahlenkombination.   

Zugang haben aktuell nur ausgewählte Nutzer, darunter Tesla-Mitarbeiter und geladene Gäste. Die Fahrten sind überwiegend ruhig, allerdings unter Beobachtung eines Tesla-Sicherheitsmitarbeiters, der bei Bedarf eingreifen kann. Die Reaktionen der ersten Fahrgäste, darunter Tech-Journalisten und Influencer, fielen überwiegend positiv aus. Videos auf X zeigen sanfte Beschleunigungen, problemlose Abbiegungen – und staunende Nutzer. Gesamteindruck: Tesla hat geliefert.

Von der Vision zur Wirklichkeit: Musks Langzeitplan geht auf

„Wir sind offiziell im Robotaxi-Zeitalter angekommen“, verkündete Musk stolz auf seiner Social-Media-Plattform. Für den Tech-Milliardär ist es ein symbolischer Moment: Seit der Präsentation der FSD-Pläne im Jahr 2016 hat Musk das autonome Fahren immer wieder als zentralen Bestandteil von Teslas Zukunftsstrategie hervorgehoben – inklusive Ankündigungen, die sich mehrfach verzögerten. Skeptiker warfen ihm Übertreibung vor, Kritiker warnten vor überhöhter Bewertung und technischen Hürden.

Nun aber scheint die Vision Realität zu werden, wenn auch im begrenzten Umfang. Tesla will den Dienst in den kommenden Wochen schrittweise ausweiten. Parallel arbeitet das Unternehmen am eigentlichen Flaggschiff dieser Strategie: dem sogenannten Cybercab, einem speziell für den autonomen Betrieb entwickelten Fahrzeug, das für 2026 angekündigt ist. Das Projekt soll mit futuristischem Design, spartanischem Innenraum und höherer Effizienz das Taxi neu denken – ähnlich wie der Model 3 den Massenmarkt für Elektroautos öffnete.

Musk selbst wiederholte gegenüber CNBC seine kühnen Vorhersagen für die Zukunft von Teslas autonomer Flotte. "Meine Vorhersage ist, dass wir bis Ende nächsten Jahres wahrscheinlich Hunderttausende, wenn nicht sogar über eine Million Teslas im selbstfahrenden Modus in den USA haben werden," sagte Musk.

Euphorie an der Börse, doch nicht alle Analysten begeistert 

Die Reaktion der Börse auf den Launch war eindeutig: Am Montagmorgen legte die Tesla-Aktie kurz im frühen Handel um 10 Prozent zu. Für Musk ist das eine Bestätigung und für Anleger ein neuer Hoffnungsträger, dass Tesla sich vom klassischen Autobauer hin zum Technologieunternehmen mit margenstarkem Plattformmodell entwickelt.

Wedbush-Analyst Dan Ives bezeichnete den Launch als „historischen Moment“ und bestätigte sein Kursziel von 500 Dollar an. „Das ist kein Gimmick, das ist der Beginn einer neuen Ära für Tesla“, schrieb er in einer Kundenmitteilung. Für ihn sei das Robotaxi-Ökosystem potenziell der „größte Werttreiber seit dem Model 3“.

Doch nicht alle Marktteilnehmer teilen diesen Optimismus. Analysten von UBS und Guggenheim warnen vor überzogenen Erwartungen. Der aktuelle Betrieb sei stark begrenzt, regulatorische Risiken – etwa neue Zulassungspflichten für autonome Fahrzeuge in Texas – könnten die Expansion verlangsamen. Zudem sei das Geschäft mit Mobilitätsdiensten ein langer, kapitalintensiver Weg – mit starker Konkurrenz durch Waymo, Cruise und andere.

Zwischen Tech-Vision und Realität: Wie skalierbar ist das Modell?

Ob Tesla das Robotaxi-Modell wirtschaftlich skalieren kann, hängt von mehreren Faktoren ab: technischer Zuverlässigkeit, regulatorischen Freigaben, gesellschaftlicher Akzeptanz und nicht zuletzt dem Geschäftsmodell. Im Gegensatz zu Waymo oder Cruise verzichtet Tesla weiterhin auf LiDAR-Sensorik und setzt ausschließlich auf Kameras und neuronale Netzwerke. Musk argumentiert, dass dies langfristig der skalierbarste Ansatz sei – Kritiker bezeichnen es als Sicherheitsrisiko.

Zudem bleibt unklar, wie profitabel das Robotaxi-Geschäft auf Sicht von fünf bis zehn Jahren sein kann. Zwar träumt Musk von einem Tesla-Netzwerk autonomer Fahrzeuge, das rund um die Uhr Geld verdient, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die bisherigen Tests sind vielversprechend, aber weit entfernt von flächendeckendem Einsatz.

Ein mutiger Schritt mit Symbolkraft

Für den Moment hat Tesla geliefert – zumindest in einem ersten, engen Rahmen. Der Robotaxi-Start in Austin ist ein bedeutender strategischer Meilenstein und zeigt, dass die Vision autonomer Mobilität nicht mehr nur ein PowerPoint-Entwurf ist, sondern ein realer Testbetrieb. 

Für Anleger ist es ein starkes Signal, zumal die Fantasie rund um Plattform-Ökonomien, Datenmonetarisierung und neue Geschäftsmodelle rund um das Roboxtaxi und Cybercab ab 2026  neues Leben eingehaucht bekommt. Doch wie so oft bei Tesla gilt: Die Realität ist komplexer als die Schlagzeile. Zwischen Vision und Umsetzung für den Massenmarkt liegt noch ein längerer Weg.

Tesla (WKN: A1CX3T)

Hinweis auf Interessenkonflikte Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.