Thyssenkrupp wankt: ESG-Zoff, Job-Angst und Milliarden-Risiko – droht jetzt der große Crash bei Deutschlands Industrie-Ikone?

Steht Deutschlands Industrie-Ikone vor dem Abgrund?

Gestern noch der Paukenschlag aus Oslo, heute geht Thyssenkrupp auf Tauchstation. Was ist bloß los bei Deutschlands einstiger Industrie-Ikone? Erst schmeißt Norwegens milliardenschwerer Staatsfonds KLP die Aktie spektakulär aus seinem Portfolio – jetzt brennt auch an der Heimatfront der Baum lichterloh.

Die Nachricht klingt harmlos: Umbau, Holding-Struktur, fünf Sparten. Doch was da tatsächlich in Essen über die Bühne gehen soll, könnte Tausende Existenzen bedrohen. Die IG Metall schlägt Alarm. Betriebsräte fordern Garantien für ihre Jobs. Und mitten hinein platzt der Skandal um Thyssenkrupps Rüstungsdeals.

Ein Konzern zwischen ESG-Absturz und Existenzangst

Die Norweger ziehen die Reißleine, weil Thyssenkrupp Kriegsschiffe an Israel geliefert hat – in einer Zeit, in der Gaza in Trümmern liegt. Vier Sa’ar-6-Korvetten gingen zwischen 2020 und 2021 an die israelische Marine. Ein weiteres U-Boot soll dieses Jahr folgen. Laut UN-Berichten könnten diese Schiffe im Küsteneinsatz vor Gaza eine Rolle spielen – ein heikler Vorwurf, der Thyssenkrupp ins moralische Sperrfeuer bringt.

Norwegens Fonds KLP manövriert sich damit in die Rolle des ESG-Rächers. Und das könnte erst der Anfang sein: KLP ist Trendsetter. Wenn der norwegische Koloss verkauft, ziehen oft andere nach. Ein Analyst aus Frankfurt bringt es auf den Punkt:

„Selbst ein moralisch motivierter Verkauf kleiner Fonds-Positionen kann eine Kettenreaktion an der Börse auslösen.“

Thyssenkrupps Problem: Wer ESG-Risiken fürchtet, könnte bald ebenfalls die Reißleine ziehen. Drohen also Kaskadenverkäufe institutioneller Investoren? Fakt ist: Die Aktie taumelte nach unten. Die Nervosität ist riesig.

Aktie auf Tauchstation – droht die ESG-Kettenreaktion?

Die Reaktion an der Börse kam prompt. Die Thyssenkrupp-Aktie verlor zuletzt rund 6 Prozent. Noch ist das ein überschaubarer Rutsch. Doch der wahre Albtraum droht erst noch: eine Kettenreaktion institutioneller Investoren, die sich nicht den Vorwurf gefallen lassen wollen, in potenziell völkerrechtswidrige Konflikte verwickelt zu sein.

Dabei geht es nicht einmal nur um tatsächliche Schuld. Allein der Verdacht reicht heute oft aus, um die ESG-Ratings zu pulverisieren – und damit Fondsmanager zu Verkaufsentscheidungen zu zwingen. Für Anleger ist klar: ESG ist kein Marketing-Label mehr. 

11.000 Stahljobs auf der Kippe

Parallel kämpft Thyssenkrupp mit internen Beben. Unter dem Schlagwort „Holding-Struktur“ will CEO Miguel López fünf eigenständige Bereiche formen: Stahl, Marine, Autoteile, Werkstoffhandel und Grüne Technologien. Das klingt modern – aber die IG Metall warnt unmissverständlich, was das in der Praxis bedeutet: Jobabbau in historischem Ausmaß.

11.000 Arbeitsplätze sollen in der Stahlsparte wegfallen. Das ist mehr als ein Drittel der dort Beschäftigten. 5.000 davon könnten direkt gestrichen werden. Im Ruhrgebiet, das noch immer Narben früherer Deindustrialisierung trägt, ist das ein soziales Pulverfass.

„Wir erwarten, dass es beim Konzernumbau anständig und fair zugeht. Der Konzern trägt soziale Verantwortung, und die fordern wir ein.“

— Tekin Nasikkol, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats

Noch heikler: Ende September läuft die Grundlagenvereinbarung aus, die bislang betriebsbedingte Kündigungen weitgehend ausschloss. Eine klare Zusage, diese Vereinbarung zu verlängern, gibt es nicht. Stattdessen schwebt über allem das Damoklesschwert radikaler Kürzungen.

Management in der Kritik: Vertrauenskrise droht

Die IG Metall spricht bereits von einem „Respektproblem“ des Managements. Beschäftigte fühlen sich schlecht informiert und vor allem alleingelassen. Dabei wird der Ton zunehmend schärfer. Jürgen Kerner, IG-Metall-Vize und zugleich stellvertretender Aufsichtsratschef, appelliert öffentlich an die Bundesregierung, Thyssenkrupp zur Chefsache zu machen.

Frankreichs Präsident Macron wird als Vorbild genannt, der für die heimische Stahlindustrie einen Industriestrompreis von fünf Cent pro Kilowattstunde durchgesetzt hat. In Deutschland dagegen herrscht Stillstand. Das Unbehagen wächst, dass die Politik Thyssenkrupp und mit ihm Tausende Arbeitsplätze im Regen stehen lassen könnte.

Milliardengeschäfte – aber zu welchem Preis?

Auf der anderen Seite liefert Thyssenkrupp weiterhin glänzende Schlagzeilen: Rekordauftragsbücher in der Marinesparte. Zwei neue U-Boote für Singapur, sechs weitere für Deutschland sollen modernisiert werden. Allein dieser Deal umfasst ein Auftragsvolumen von rund 18 Milliarden Euro. Die Marinesparte könnte laut Bank of America bis zu zwei Milliarden Euro wert sein – fast 30 Prozent der gesamten Konzernbewertung.

Doch das Geld riecht nach Pulverdampf. Und im Zeitalter der ESG-Regeln reicht ein einziger Vorwurf, um Konzerne in Sippenhaft zu nehmen.

Die entscheidende Frage: Wer zieht zuerst?

Thyssenkrupp steckt in der Zwickmühle: Einerseits locken Milliardenaufträge aus dem Rüstungsgeschäft. Andererseits drohen Reputationsrisiken, ESG-Blacklists und ein massiver Vertrauensverlust.

Wenn weitere Fonds nach KLP abspringen, könnte Thyssenkrupp endgültig ins Visier der Börsenbären geraten. Noch halten viele Analysten an der Aktie fest – auch wegen der Wertfantasie rund um die Marinesparte.

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