Es könnte nun eine Vorentscheidung darüber fallen, ob es sich bei den jüngsten Dax-Verlusten nur um eine normale Korrektur handele oder eine größere Abwärtsbewegung drohe, schrieben die Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index Radar. Sie sehen das Barometer vor einer saisonal schwierigen Phase und schätzen die Chancen für eine mittelfristig positive Entwicklung als eher gering ein.

Die Berichtssaison nimmt in dieser Woche Fahrt auf, auch wenn am Montag von ihr noch keine entscheidenden Impulse ausgehen. Mit den Einkaufsmanager-Indizes für die Industrie und die Dienstleistungen in Deutschland gab es dafür wichtige Konjunkturdaten. Die Indizes gaben zwar nach, doch laut den Volkswirten der Helaba bleibt das Wachstumsszenario intakt, denn die Werte lägen weiter deutlich im Expansionsbereich. In Frankreich legte der Index für die Industrie sogar zu.

EURO RECHT STABIL, AUTOWERTE IM ABWÄRTSSOG

Die Daten trieben den Euro zwar nicht weiter nach oben, aber mit zuletzt 1,1652 US-Dollar steht die Gemeinschaftswährung weiterhin deutlich über der Marke von 1,16 Dollar. In der Nacht auf Montag war sie gar bis auf 1,1684 Dollar gestiegen. Bereits in der vergangenen Woche hatte ein starker Anstieg des Euro zum US-Dollar die Stimmung unter den Aktien-Anlegern getrübt. Der Dax hatte auf Wochensicht mehr als 3 Prozent verloren. Ein starker Euro kann zur Belastung für die Exportindustrie werden.

Gesprächsthema Nummer eins am Markt war auch zum Wochenstart der Kartellverdacht bei den deutschen Autobauern, deren Aktien an ihren Abwärtstrend vom Freitag anknüpften. Der "Spiegel" hatte Ende vergangener Woche über den Verdacht jahrelanger illegaler Absprachen zu Lasten von Verbrauchern und Zulieferern berichtet. Deutsche Autowerte waren daraufhin unter Druck geraten.

Am Montag sackten die Anteile der im Dax notierten Hersteller Daimler, Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) und BMW als die drei schwächsten Index-Vertreter um teils mehr als dreieinhalb Prozent ab. Solange es bei den Autobauern keine Klarheit gebe, würden Investitionen in deren Aktien mit Blick auf die zyklischen und technologischen Risiken schwieriger, so ein Experte.

RÜCKSCHLAG FÜR MORPHOSYS WIRKT WEITER

Auch den Morphosys-Papieren (MorphoSys) setzte der Rückschlag bei einem Wirkstoff weiter kräftig zu, nachdem sie deswegen bereits am Freitag nach Börsenschluss abgerutscht waren. Zuletzt verloren sie mehr als 3 Prozent. Der Wirkstoff Anetumab Ravtansine hatte in einer Phase 2-Studie sein primäres Studienziel verfehlt, wie Morphosys und der Partner Bayer am Freitag mitgeteilt hatten. Die Substanz wurde von Bayer entwickelt und enthält einen Antikörper, der mit Hilfe von Morphosys' Technologie erzeugt wurde. Die Bayer-Anteile gaben zuletzt um rund 1 Prozent nach.

Adva Optical (ADVA SE) setzten ihre Talfahrt als schwächster TecDax-Wert mit einem Minus von rund 5 Prozent ebenfalls fort. Bei dem Telekomausrüster hatte bereits am vergangenen Donnerstag ein vorsichtiger Ausblick für einen Kursrutsch gesorgt, der sich am Freitag ausgeweitet hatte. Das Margenziel von Adva für das dritte Quartal erscheine ambitioniert, hieß es nun von der LBBW.

ROCKET SEHR SCHWACH AM SDAX-ENDE

Die Aktien der Start-up-Schmiede Rocket Internet (Rocket Internet SE) litten mit einem Minus von mehr als 4 Prozent unter einem negativen Analystenkommentar. Die Investmentbank Barclays hatte die im SDAX notierten Papiere von "Overweight" auf "Equal Weight" abgestuft und das Kursziel von 24,15 auf 22,00 Euro gesenkt. Den Aktien mangele es derzeit an positiven Impulsen, hieß es./ajx/fbr

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---