Showdown nach neuen Arbeitsmarktdaten: Lediglich 37.000 neue Stellen sind im Mai im US-Privatsektor entstanden – Grund genug für US-Präsident Trump, erneut schnelle Zinssenkungen von Fed-Chef Powell zu fordern.
Enttäuschung am amerikanischen Arbeitsmarkt: Wie der Gehaltsabrechnungsdienstleister ADP im „National Employment Report“ berichtet, stieg die Zahl der neuen Stellen in der US-Privatwirtschaft im Mai lediglich um 37.000 – der niedrigste Monatswert seit März 2023. Damit blieb das Ergebnis deutlich hinter den Erwartungen von Analysten zurück, die mit 150.000 bis 200.000 neuen Jobs gerechnet hatten. Im April waren noch 62.000 Stellen besetzt worden.
Der markante Rückgang deutet auf eine mögliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA hin und heizt die Debatte über den geldpolitischen Kurs der Fed weiter an. Besonders auffällig: Kleinere Unternehmen stellen kaum noch ein, während große Konzerne weiterhin moderates Wachstum verzeichnen.
Die schwachen Arbeitsmarktdaten stehen im Kontrast zu anderen Wirtschaftsindikatoren. Zwar ist die Inflation rückläufig, sie verharrt jedoch mit dem Kernverbraucherpreisindex (Core CPI) und dem PCE-Kernindex (PCE Core) hartnäckig über dem Zielwert von 2 Prozent – im April lag der PCE Core bei 2,4 Prozent.
Trump fordert: „Powell muss jetzt die Zinsen senken.“
Für die amerikanische Notenbank der Federal Reserve bleibt die Entscheidungslage damit kompliziert: Sie muss zwischen konjunktureller Unterstützung und Inflationsbekämpfung abwägen. Für Donald Trump ist die Lage hingegen eindeutig: Der US-Präsident drängt seit seinem Amtsantritt auf Zinssenkungen durch die Fed. Fast wirkt es, als habe Trump nur auf schwache Arbeitsmarktdaten gewartet. Nur Minuten nach Veröffentlichung des ADP-Reports erneuerte er auf Truth Social seine Kritik an Fed-Chef Jerome Powell:
„ADP-Zahl ist da!!! ‚Zu spät‘ – Powell muss jetzt die Zinsen senken. Er ist unfassbar!!! Europa hat schon NEUNMAL gesenkt!“, postete Trump.
(Anmerkung: Die Europäische Zentralbank hat seit Beginn ihres Zinssenkungszyklus im Sommer 2024 bislang sieben Mal die Leitzinsen gesenkt und dürfte am morgigen Donnerstag zum achten Mal nachziehen.)
Zinssenkungen frühestens im September erwartet
Die Wall Street reagierte derweil kaum auf die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten – zur Handelseröffnung legte der Markt sogar leicht zu. Möglicherweise spekulieren Anleger darauf, dass die Fed angesichts der neuen Zahlen doch früher als bislang erwartet handeln könnte.
Laut dem CME FedWatch Tool, das die Zinserwartungen anhand von Futures-Kontrakten abbildet, liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung bei der nächsten Fed-Sitzung am 17. Juni 2025 aktuell bei nahezu null. Für die Sitzung am 29. Juli wird sie derzeit auf rund 30 Prozent geschätzt. Sollte die Inflation weiter sinken oder der Arbeitsmarkt schwächeln, könnte sich dieser Wert allerdings deutlich erhöhen. Für die September-Sitzung liegen die Erwartungen je nach Entwicklung der Kerninflation und der Arbeitsmarktdaten bereits bei 40 bis 50 Prozent.