Damit zeichnet sich in einem weiteren zentralen Politikfeld ab, dass Trump zentrale Wahlversprechen allenfalls teilweise einlösen kann. Weil seine Republikaner im Senat nicht mitziehen, stockt bereits die angekündigte Kehrtwende im Gesundheitswesen. Trump hatte eine "phänomenalen" Steuerreform versprochen; noch Ende April hatte sein Finanzminister Steven Mnuchin das Ziel bekräftigt, die Belastung der Unternehmen auf 15 Prozent zu senken. Ende Mai sprach Trump auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von "großen Vorteilen für alle" durch die "massiven Steuersenkungen." ltr
The massive TAX CUTS/REFORM that I have submitted is moving along in the process very well, actually ahead of schedule. Big benefits to all!
- Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. Mai 2017
Außerdem hatte er Steueranreize für global aktive Unternehmen angekündigt, damit diese ihre Auslandserträge in den USA versteuern. Wegen der vergleichsweise hohen Belastung in den USA haben US-Unternehmen einem Kongress-Ausschuss zufolge mittlerweile 2,6 Billionen Dollar in Steueroasen angehäuft.
Was von Trumps vollmundigen Versprechen übrig bleibt, hängt von den Verhandlungen in beiden Kongresskammern ab. Nach Berechnungen unabhängiger Experten würde eine Verringerung des Steuersatzes auf Unternehmensgewinne binnen eines Jahrzehnts den Staat etwa zwei Billionen Dollar an Einnahmen kosten - dafür eine komplette Gegenfinanzierung zu finden, gilt als politisch ausgeschlossen. So stößt eine - zeitweise erwogene - massive Belastung von Importen in der US-Industrie und in den Reihen der Republikaner auf anhaltenden Widerstand. Gleiches gilt für eine Begrenzung der steuerlichen Absetzbarkeit von Kreditzinsen.
QUADRATUR DES KREISES: ENTLASTUNG OHNE STEUERAUSFÄLLE
"Es geht uns um eine dauerhafte Steuerentlastung", sagte Brady. "Das bedeutet, die Reform muss sich in das Budget einpassen." Mit einfacher Mehrheit können die Republikaner eine Steuerreform im Senat nur durchsetzen, wenn diese binnen zehn Jahren defizitneutral ist - anderenfalls wären sie im Senat auf Unterstützung aus den Reihen der oppositionellen Demokraten angewiesen. Am Dienstag einigte sich das Repräsentantenhaus auf einen ersten Budgetentwurf für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr 2018, der nun zu Beratungen an den Senat übersandt wird. Darin sind Einsparungen von 52 Milliarden Dollar geplant.
Mehrere US-Regierungsvertreter sagten, sie hofften auf eine Einigung im Kongress bis Ende Juli und eine Gesetzgebung ab August, so dass Trump die Steuerreform noch vor dem Jahresende abzeichnen könne. Unabhängige Experten rechnen eher mit einer Reform Anfang 2018. Die Frage sei, ob es gelinge, einen Plan zu entwerfen, der Aussicht habe, beide Kammern zu passieren, sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses im Senat, Orrin Hatch, nach der jüngsten Verhandlungsrunde in der vergangene Woche: "Die Antwort ist: Das wird sich zeigen."
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