Der Tourismus-Riese musste während der Corona-Pandemie mit vielen Staats-Milliarden gerettet werden. Einen Teil der Schulden hat TUI bereits zurück gezahlt. Nun versucht man, sich mit einer individuellen Produkt-Strategie besser aufzustellen. TUI vergleicht sich dabei auch mit Amazon und setzt zum Angriff auf Reiseplattformen wie Booking oder Expedia an.

Sebastian Ebel ist erst seit Anfang Oktober als neuer CEO an Bord des Touristik-Konzerns TUI. Und der frühere Finanzchef packt gleich mehrere große Veränderungen an. Sein Führungs-Team wird umgebaut, die Digitalisierung zur Chefsache erklärt. Ebel selbst leitet die konzernweite IT nun. Das Segment Holiday Experiences, zu dem das Hotel- und das Kreuzfahrt-Geschäft gehören, wird im Vorstand vollständig von Strategie-Chef Peter Krüger verantwortet. Ebels Nachfolger für die CFO-Position ist Mathias Kiep, der zuletzt die Bereiche Group Director Controlling, Corporate Finance & Investor Relations führte. Und die Zuständigkeit von Marketing-Chef Erik Friemuth wurde um "Kundenerlebnis und Qualität" erweitert.

Pauschalreise wird individueller

Der neue TUI-Chef will nun das Geschäft mit der sogenannten "dynamischen Paketierung" ausbauen. Die altbekannte Pauschalreise soll deutlich individueller werden. Der Kunde soll künftig selbst bestimmen, was in seinem Reise-Paket ist – zusätzlich zu Hotel und Flug beispielsweise auch der Ausflug ins Hinterland. Sebastian Ebel hat dabei große Reiseplattformen wie Booking oder Expedia im Visier. "Es wäre vermessen zu sagen, wir wollen die führenden Plattformen schlagen. Aber wir wollen eine ebenso gute Alternative sein", sagte Ebel dem Handelsblatt.

TUI hat mit seinen eigenen Produkten wie Riu, Robinson oder die Kreuzfahrt-Sparte 'Mein Schiff' Vehikel zur Verfügung, die reine Plattformen nicht haben. TUI wolle das nutzen, um den Kunden individuelle Extradienstleistungen anzubieten. Die Pauschalreise solle quasi neu erfunden werden, das Angebot für zusätzliche Kundengruppen attraktiv werden. Die dynamischen Paketreisen von TUI sollen bei der Kundenabsicherung der Pauschalreise gleichgestellt werden.

'Mein Schiff 5' cruist wieder in Fernost

Ebel zieht bei seinen Plänen das Beispiel Amazon heran. Amazon Prime seien bei TUI die eigenen Premium-Hotels oder die eigenen Kreuzfahrt-Marken. "Darunter gibt es eine Vermarktungsplattform für verschiedene, aber exklusive Produkte, die zum Teil auch von anderen Anbietern kommen wie zum Beispiel anderen Fluggesellschaften", zitiert den Manager das Handelsblatt.

Die Kreuzfahrt-Sparte TUI Cruises nimmt außerdem nun nach dreijähriger coronabedingter Pause als eine der ersten Kreuzfahrt-Reedereien wieder Kurs auf Asien. Am Dienstag erreichte "Mein Schiff 5" (siehe Foto) den Heimathafen Singapur, wie das Unternehmen mitteilte. Am gestrigen Mittwoch startete die erste vierzehntägige Reise. Die Asien-Saison des Schiffs endet am 10. Mai nächsten Jahres.

"Nach einer guten Sommersaison in Europa kehren wir mit dem Neustart in Asien auch bei den Winterfahrtgebieten zur Normalität zurück", erklärte die Vorsitzende der Geschäftsführung von TUI Cruises, Wybcke Meier. "Viele Deutsche zieht es im Winter in die Wärme. Daher freuen wir uns, dass wir neben klassischen Sonnenzielen wie den Kanaren, Dubai oder Karibik nun auch wieder Kreuzfahrten nach Fernost anbieten können."

Schulden werden allmählich abgebaut

Der TUI-Konzern sitzt noch auf einem großen Schuldenberg. Per Ende Juni beliefen sich die Nettoschulden auf 3,3 Milliarden Euro. Aber: "Wir bauen Schulden ab, das werden wir auch am 14. Dezember zeigen, wenn wir unsere Jahreszahlen vorlegen", verspricht Ebel. 

Die TUI-Aktie hat sich vom Extrem-Tief bei 1,17 Euro Anfang Oktober wieder erholt. Am Donnerstag-Mittag notiert der Wert bei 1,63 Euro. Die breite Seitwärtsbewegung des TUI-Kurses könnte noch eine Weile anhalten. Erst die Überwindung der Zone 1,80 bis 1,90 Euro beziehungsweise der 200-Tage-Linie würde die Aktie auch charttechnisch wieder interessanter machen. Bis dahin sollten Anleger besser an der Seitenlinie verharren.

TUI (WKN: TUAG00)