Aufsichtsrat und Management wollen diese nun prüfen und Gespräche mit den Interessenten führen. Qiagen-Aktien stiegen zu Wochenbeginn um mehr als 13 Prozent und waren mit 38,60 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp 19 Jahren. Seit Beginn der Spekulationen in der vergangenen Woche haben sich die Papiere um gut 30 Prozent verteuert, gegenwärtig ist der Konzern an der Börse rund 8,7 Milliarden Euro wert.
Wie viele Interessenten es für Qiagen genau gibt, konnte ein Unternehmenssprecher am Montag nicht sagen. Er machte auch keine Angaben dazu, aus welchen Ländern die Bieter kommen und ob es sich um Unternehmen aus der Branche oder um Finanzinvestoren handelt. Bis wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, ließ er ebenfalls offen. Qiagen selbst hatte am Freitagabend mitgeteilt, es gebe keine Garantie, dass die Gespräche mit den Interessenten letztlich zu einer Offerte führten.
Die Nachrichtenagentur "Bloomberg" hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass der US-Laborausrüster Thermo Fisher ein Angebot erwägt und an das Unternehmen herangetreten sei. Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank rechnet mit einem möglichen Übernahmepreis von 47 bis 50 Dollar (umgerechnet rund 42,50 bis 45 Euro) je Aktie. Für ihn kommt es nicht überraschend, dass es mehrere mögliche Interessenten für Qiagen gibt, da die Firma eine hochwertige Anlage wäre, die in attraktiven Märkten vertreten sei. Nach den jüngsten Rückschlägen sei Qiagen als Übernahmeziel zudem besonders gefährdet. Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe hält es für möglich, dass es zu einem Bieterkampf kommt.
PROGNOSEN MEHRMALS VERFEHLT
Qiagen befindet sich schon seit einiger Zeit in unsicherem Fahrwasser. Das auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie Laborgeräte spezialisierte Unternehmen verfehlte dieses Jahr bereits mehrmals seine Prognosen. Der langjährige Vorstandschef Peer Schatz kündigte Anfang Oktober überraschend seinen Rücktritt an und will sich "neuen Herausforderungen" widmen. Noch gibt es keinen Nachfolger für Schatz, der 27 Jahre für Qiagen arbeitete, davon allein 15 Jahre als Chef. Er hält rund 1,3 Prozent an Qiagen. Die drei größten Aktionäre sind derzeit der Finanzinvestor Blackrock mit 9,46 Prozent, Primecap Management mit 6,89 Prozent und MFS Investment mit 5,68 Prozent.
Qiagen hatte mit dem Rücktritt von Schatz auch einen Strategiewechsel und eine Umstellung seines Produktionsnetzwerks angekündigt, die hohe Restrukturierungskosten zur Folge haben sollen. Das Unternehmen will die Entwicklung seines DNA-Sequenzierungssystems GeneReader beenden, in das Qiagen einst hohe Hoffnungen gesetzt hatte. Seine Entwicklungsarbeiten in diesem Geschäftsfeld will der Konzern stattdessen auf eine Zusammenarbeit mit dem US-Konkurrenten Illumina konzentrieren.
rtr