Prashant Manek und Sanjay Chandi, zwei ehemalige Minderheitsaktionären des Reiseunternehmens Hermes I-Tickets Private Ltd., hatten im letzten Jahr Klage gegen Wirecard erhoben. Die beiden Investoren werfen laut Wirtschaftsagentur Bloomberg dem Zahlungsdienstleister mit Sitz in Aschheim bei München vor, beim Kauf eines indischen Unternehmens vor fünf Jahren "rücksichtslos" gehandelt und Due-Diligence-Regeln missachtet zu haben.
In der vor kurzem erfolgten Anhörung vor einem Londoner Gericht erläuterte ein Anwalt der beiden Männer jetzt die Vorwürfe: Demzufolge haben die beiden Minderheitsaktionäre ihre Anteile im September 2015 zu einem Preis von etwa 480 Euro je Aktie an einen mauritischen Fonds verkauft. Der soll dann wenige Wochen später die gleichen Anteile für rund 4.150 an Wirecard abgegeben haben. "Als wir den Kauf von Hermes vornahmen, ohne solche Nachforschungen anzustellen oder Alarm zu schlagen, hat Wirecard entweder ein Auge zugedrückt oder rücksichtslos auf eine unehrliche Art und Weise gehandelt und wurde so zur Partei des Betrugs", sagte Rechtsanwalt Stephen Midwinter laut den für die Anhörung vorbereiteten Gerichtsunterlagen.
Der DAX-Konzern bestreitet die Vorwürfe und hat einen Antrag auf Abweisung des Falles gestellt.: "Wirecard war nicht an dem Verkauf der Aktien der Minderheitsaktionäre von Hermes beteiligt", zitiert Bloomberg das Unternehmen in einer Erklärung nach der Anhörung. Der "Übernahme von Hermes durch Wirecard ging eine umfangreiche Due Diligence in Zusammenarbeit mit renommierten externen Rechts-, Finanz- und Steuerberatern voraus, und zu keinem Zeitpunkt hat Wirecard rücksichtslos oder unredlich gehandelt".